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G x U = H x P

G x U = H x P
Ein aus der Quantitätstheorie des Geldes stammender Satz besagt, dass eine wachsende Geldmenge die Inflation befeuern kann. Und zwar dann, wenn eine zusätzliche Geldmenge nicht von einer Erhöhung der Gütermenge begleitet wird: Mehr umlaufendes Geld mündet bei konstanter Gütermenge in einen Nachfrageüberhang, der wiederum zu höheren Preisen führt. Neue Untersuchungen zeigen aber, dass der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation differenzierter betrachtet werden muss. Das könnte Einfluss auf die Zinsentscheidungen der EZB haben.
Die Annahme, dass ein überbordendes Geldmengenwachstum zu Inflation führt, fußt auf der Quantitätsgleichung des Geldes: G x U = H x P, wobei G die Geldmenge und U dessen Umlaufgeschwindigkeit ist, H das Handelsvolumen und P das Preisniveau. Nach dieser Gleichung hätte die Inflation im Euroraum in den 20 Jahren vor der Corona-Krise deutlich steigen müssen, nämlich auf etwa 5,6 Prozent pro Jahr. Tatsächlich lag sie aber bei rund 1,8 Prozent. Ein zutreffendes Signal für einen Inflationsschub gab die Gleichung für den Zeitraum nach 2020. Wegen der Corona-Krise hatten Regierungen und Zentralbanken die gesamtwirtschaftliche Nachfrage angeregt. Das führte zu einem jährlichen Anstieg der Geldmenge M3 – das ist die Größe, bei der von einer engen Verknüpfung zur Inflationsentwicklung ausgegangen wird – um gut 10 Prozent. Um von der Geldpolitik benutzt zu werden, muss ein Indikator allerdings über einen längeren Zeitraum zuverlässig sein. Das ist aber offensichtlich nicht der Fall. Ökonomen der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich sind in einer Analyse von Geldmenge und Inflation in verschiedenen Währungszonen zu neuen Erkenntnissen gelangt: Der Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation ist je nach Inflationsniveau unterschiedlich. Im Falle eines hohen Niveaus ist er eins zu eins, bei einem niedrigen ist er praktisch nicht existent.
Die Ergebnisse der Studie könnten auch die Währungshüter der EZB beeinflussen, denn für deren Zinspolitik ist das Geldmengenwachstum ein maßgeblicher Indikator. Die nächste Sitzung ist übrigens am 18. Juli 2024. Seit Anfang 2023 ist M3 rückläufig und impliziert daher weiter fallende Inflationsraten. Nur liegt das aktuelle Inflationsniveau bei niedrigen 2,5 Prozent. Folgt man den Machern der Analyse, dann wäre in der aktuellen Situation der Versuch, eine Zinssenkung allein mit der Geldmenge zu begründen, nicht überzeugend. Was also tun? Die Studienmacher schlussfolgern salomonisch: Die Geldmenge muss berücksichtigt werden, allerdings mit einer gehörigen Portion Urteilsvermögen.
Holger Bosse
Mit rund 20 Jahren Berufserfahrung im Investmentbanking, die meiste Zeit davon im Derivatebereich, kennt Holger Bosse das Börsengeschäft aus dem Effeff. Seit 2011 arbeitet er freiberuflich als Autor und Seminarleiter für Kapitalmarkttheorie.
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