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Duolingo – Trotz Erhöhung der Prognose bricht Aktie ein
Der US-Online-Dienst zum Erlernen von Sprachen hat gute Quartalszahlen vorgelegt. Allerdings fanden Investoren ein paar Haare in der Suppe.
Es kommt nicht oft vor, dass ein Unternehmen sowohl besser als erwartete Quartalsergebnisse präsentiert als auch gleichzeitig den Ausblick anhebt, woraufhin das Papier dennoch einbricht. Genauso ist es aber Duolingo nach der Vorlage der Zahlen am 8. Mai ergangen, ehe sich die Aktie im Zuge der Rekordfahrt bei US-Technologiewerten kräftig erholt hat.
Der US-Konzern betreibt die weltweit meistgenutzte Online-Plattform zum Erlernen von Sprachen.
Im 1. Quartal ist der Umsatz um 45 Prozent auf 167,6 Millionen Dollar nach oben geschossen, das lag über den Schätzungen der Analysten von 165,7 Millionen Dollar.
Von den Erlösen entfielen 131,7 Millionen Dollar auf Abo-Einnahmen, jeweils knapp 13 Millionen Dollar auf Werbeeinnahmen, sowie den hauseigenen Duolingo Englisch-Test und die restlichen 9,9 Millionen Dollar auf In-App-Käufe, also zusätzliche Inhalte, oder Käufe, die User in der App erworben haben.
Dabei hat sich der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) annähernd verdreifacht auf den Rekord von 44 Millionen Dollar, womit sich die Marge verdoppelt hat auf den Rekord von 26,3 Prozent.
Zudem gelang beim bereinigten Gewinn je Aktie der Turnaround, womit ein bereinigter Gewinn je Aktie von 0,57 Dollar zu Buche stand, nach einem Verlust von 0,06 Dollar im Vorjahreszeitraum. Damit sind diesmal die Erwartungen von 0,27 Dollar bei Weitem übertroffen worden.
Investoren bekommen Wachstumssorgen
Warum ist die Aktie trotz der guten Ergebnisse eingebrochen, zumal Vorstandschef Luis von Ahn die Prognose angehoben hat (dazu gleich mehr)? Weil bei Investoren mit Blick auf die Zahl der Kunden und der zahlenden Kunden plötzlich Wachstumssorgen aufgekommen sind.
So war die Zahl der aktiven Kunden (Daily active users, kurz DAU) um „nur“ 54 Prozent auf 31,4 Millionen gestiegen. Das war eine deutliche Verlangsamung gegenüber dem Vorquartal, als der Zuwachs noch bei 65 Prozent gelegen war.
Diese Entwicklung hat Investoren enttäuscht, nachdem sich das Wachstum bei den DAU rund 10 Quartale in Folge beschleunigt hatte. Im 2. Quartal soll sich der Wert gegenüber den 54 Prozent etwas beschleunigen und in der Spanne zwischen 55 und 60 Prozent liegen.
Dabei lernten zuletzt weniger als 50 Prozent der DAU Englisch. Der Konzern will gerade auf diese Sprache einen großen Fokus legen, um in dem Bereich kräftig zu expandieren.
Ebenso wie die Zahl der DAU ist jene der zahlenden Abonnenten im 1. Quartal um „nur“ 54 Prozent auf 7,4 Millionen geklettert. Auch das war eine deutliche Verlangsamung des Wachstums, nachdem das Plus im Vorquartal 57 Prozent erreicht hatte.
Die Rechnung vieler Investoren ist einfach: wenn sich das Wachstum bei der Zahl der DAU bzw. der zahlenden Abonnenten merklich abschwächt, könnte das bald das Umsatz- und damit Gewinnwachstum verlangsamen. Das ist denkbar schlecht für eine Aktie mit einer derart hohen Bewertung wie Duolingo (siehe unten).
Prognose angehoben
Da half es auch nichts, das von Ahn einen guten Ausblick auf das 2. Quartal abgegeben und jenen für das Gesamtjahr nach oben geschraubt hat.
Demnach soll im 2. Quartal bei einem Umsatz von 175,0 bis 177,5 Millionen Dollar ein bereinigtes Ebitda von 36,8 bis 39,1 Millionen Dollar erzielt werden.
Fürs Gesamtjahr peilt der Firmenlenker Erlöse von 726,5 bis 735,5 Millionen Dollar an, statt der zuvor geplanten 717,5 bis 729,5 Millionen Dollar. Die Mitte der neuen Prognose (731 Millionen Dollar) bedeutet ein Wachstum von rund 38 Prozent und lag über den Erwartungen von 728,2 Millionen Dollar.
Zudem soll ein bereinigtes Ebitda von 167,1 bis 176,5 Millionen Dollar erwirtschaftet werden, was einer Marge von 23 bis 24 Prozent entspricht, statt der zuvor avisierten 154,3 bis 171,4 Millionen Dollar.
Etliches Potenzial
Auf der Analystenkonferenz zeigten von Ahn und Finanzchef Matthew Skaruppa auf, wie sie für ein weiterhin florierendes Geschäft sorgen wollen.
Einerseits setzen sie auf das hochpreisige Angebot Duolingo Max, das ein paar KI-Features enthält und sich großer Beliebtheit erfreut. Nachdem es im April einigen der DAU angeboten worden war und zuletzt von 5 bis 10 Prozent der DAU genutzt worden ist, soll es in den nächsten Monaten auf mehr Nutzer ausgeweitet werden.
Bislang ist Duolingo Max nur für User in 6 Ländern verfügbar, die Französisch oder Spanisch lernen und dabei das Apple-Betriebssystem iOS benutzen. Im Laufe des Jahres soll es auch auf dem Google-Betriebssystem Android, sowie in vielen anderen Ländern und Sprachen verfügbar sein.
Andererseits treibt das Management das Familien-Abo voran.
Neben Sprachenlernen sollen mittel- und langfristig auch die Themen Musik und Mathematik für zusätzliche Einnahmen sorgen. Allerdings sollen die 2 Themen in diesem Jahr noch zu keinen nennenswerten Umsätzen führen. 2025 könne es zwar ein paar Erlöse geben, aber auch das werde nicht bedeutend sein.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten sagen für 2024 ein Umsatzwachstum von 38 Prozent auf 733,1 Millionen Dollar vorher, 2025 soll es um 28 Prozent auf 937,7 Millionen Dollar nach oben gehen.
Beim bereinigten Ebitda wird für 2024 ein Sprung auf 174,1 Millionen Dollar vorhergesagt, gefolgt von einem weiteren auf 250 Millionen Dollar für 2025, was einem Zuwachs von 43,6 Prozent entspricht.
Zudem soll beim bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2024 der Turnaround gelingen, und ein Ebit von 52,5 Millionen Dollar zu Buche stehen. 2025 soll sich der Wert praktisch verdoppeln auf 103,3 Millionen Dollar. Damit würde die operative Marge zuerst auf 7,2 und dann auf 11,0 Prozent nach oben schießen.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Der Börsenwert liegt bei 8,6 Milliarden Dollar. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von 747,6 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 7,85 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 76,0-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Ich finde das ist eine geradezu astronomische Bewertung – vorausgesetzt, dass es der Firma tatsächlich gelingt, im Jahr 2025 das Ebit gegenüber dem erwarteten 2024er-Wert zu verdoppeln.
Und das 2025er-KGV liegt bei horrenden 79,7. Kein Wunder, dass vor diesem Hintergrund die Aktie bei der kleinsten Sorge über eine mögliche Verlangsamung des Wachstums einbricht.
Trotz der sehr hohen Bewertung dürfte die Aktie meiner Meinung nach in den nächsten Monaten allerdings weiter auf Erholungskurs sein, denn in einem Umfeld, in dem die US-Konjunkturdaten zusehends schwächer werden sollten, dürften die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen auf Talfahrt bleiben.
Dieser Trend würde verstärkt werden, falls Investoren aus Sorge vor dem Ausgang der Frankreich-Wahl am 30. Juni und der Stichwahl am 7. Juli verstärkt in den sicheren Hafen US-Anleihen flüchten, woraufhin der Abwärtsdruck auf die US-Zinsen zusätzlich zunehmen würde.
In dem Szenario würde der Gegenwind für die US-Technologieaktien im Allgemeinen und für Duolingo im Speziellen zusehends abnehmen, weil die erwartet stark steigenden Gewinne deutlich weniger abdiskontiert werden als zuvor.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Duolingo (A3CWBB) neben Mini Futures, Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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