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Abercrombie & Fitch – Diese Modemarken sind nicht nur bei Teenies wieder cool
Der US-Konzern hat lange Jahre mit einem stagnierenden Umsatz gekämpft. Inzwischen hat Vorstandschefin Fran Horowitz allerdings eine beeindruckende Kehrtwende geschafft und die Prognose erneut angehoben.
Die Quartalssaison bei etlichen US-Einzelhändlern ist unerfreulich verlaufen. Weil die hohen Zinsen viele Verbraucher erheblich belasten, haben sie sich beim Konsum zurückgehalten.
Eine der erfreulichen Ausnahmen war hingegen Abercrombie & Fitch. Das Modeunternehmen hat überzeugende Ergebnisse präsentiert und einmal mehr den Ausblick angehoben. Allerdings ist die Aktie nach der Zahlenvorlage etwas eingebrochen. Zu den Gründen hierfür gleich unten mehr.
Abercrombie hat im per Oktober beendeten dritten Quartal des Fiskaljahres 2023/24 den Umsatz um 20 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar gesteigert. Damit hat sich das Wachstum das zweite Quartal in Folge beschleunigt, nach einem Umsatzanstieg von 16 Prozent für das zweite Geschäftsquartal.
Währungsbereinigt stand im dritten Quartal ein Plus von 16 Prozent zu Buche, was deutlich über den Schätzungen der Analysten von 10,3 Prozent lag.
Massive Margenverbesserung
Weil die Produkte bei den Kunden gefragt waren, musste das Unternehmen deutlich weniger Preisnachlässe gewähren als im Vorjahreszeitraum. Gleichzeitig sind die Frachtkosten kräftig gesunken.
Daher ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 138 Millionen Dollar nach oben geschossen, womit sich die operative Marge massiv verbessert hat von 2,0 Prozent auf prächtige 13,1 Prozent. Damit hat die Marge das zweite Quartal in Folge gegenüber dem Vorquartal zugelegt.
Wachstumsmotor war die Marke Abercrombie, deren Erlöse um sensationelle 30 Prozent auf 547,7 Millionen Dollar gestiegen sind. Das war das elfte Quartal in Folge mit Umsatzwachstum bei der Marke Abercrombie.
Viele Analysten gaben sich zudem auf der Analystenkonferenz begeistert, dass die zweite Marke, Hollister, ein Umsatzplus von 11 Prozent auf 508,7 Millionen Dollar geschafft hat. Das war das zweite Quartal in Folge mit einem Erlöszuwachs bei Hollister, wobei gerade Damenmode gefragt war.
Die Marken haben sich auf Mode für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene fokussiert, wobei Letzteres laut Finanzchefin Scott Lipesky bis zum Alter von 40 Jahren und sogar darüber hinaus gehen kann. Inzwischen sind die Marken aber nicht nur bei Teenies wieder cool, was die starke Nachfrage nach den Produkten klar zeigt.
Bei der Umsatzverteilung nach Regionen glänzte „Americas“ mit einem Anstieg um 22 Prozent auf 867,6 Millionen Dollar. Damit macht der Heimatmarkt 82 Prozent der Konzernerlöse aus. Die Zahlen zeigen klar, wie stark Abercrombie & Fitch vom Heimatmarkt abhängig ist.
Zudem überzeugte die Region EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) mit einem Zuwachs um 14 Prozent auf 158,0 Millionen Dollar, wobei gerade das Geschäft in den zwei größten Märkten Großbritannien und Deutschland florierte, während APAC (Asien, Pazifik) ähnlich stark auf 30,9 Millionen Dollar gewachsen ist.
Erfolgreicher Konzernumbau
Damit zahlt sich der Konzernumbau der vergangenen Jahre von Vorstandschefin Fran Horowitz nach dem sogenannten „Always Forward Plan“ („Immer vorwärts-Plan“) immer mehr aus. Dabei werden die Kunden mit neuen Produkten und der Erweiterung der Produktpalette begeistert, zudem werden Kunden gerade auch über die sozialen Medien, wie Instagram, TikTok und WeChat akquiriert.
Außerdem investiert das Unternehmen kräftig in die Digitalisierung, gerade um die Kundendaten schneller und besser zu analysieren.
Und last but noch least fokussiert sich das Unternehmen verstärkt auf sogenannte „Neighborhood Stores“, also etwas kleinere Läden in den Städten statt den großen Filialen in Malls. Je leichter die Kunden die Läden erreichen können, umso öfter strömen die Fans von Abercrombie und Hollister wieder in die Filialen.
Mit diesen Maßnahmen hat Horowitz es geschafft, aus einer Marke, die vor allem für Jeans und T-Shirts bekannt war, eine Lifestyle-Marke zu machen.
Die Vorstandschefin hat ehrgeizige Pläne ausgegeben. Sie will im Fiskaljahr 2025/26 (Ende Januar) den Umsatz auf 4,1 bis 4,3 Milliarden Dollar steigern und dabei eine operative Marge von mehr als 8 Prozent erwirtschaften.
Prognose angehoben
Vorstandschefin Horowitz und Finanzchef Lipesky zeigten sich mit den Neun-Monats-Zahlen sehr zufrieden und hoben die Prognose an. Weil sich das Geschäft in den vergangenen Quartalen stark verbessert hat, soll der Umsatz im Gesamtjahr um 12 bis 14 Prozent wachsen, statt der zuvor geplanten rund 10 Prozent. Analysten waren zuletzt von einem Plus von 10,8 Prozent ausgegangen.
Zudem soll die operative Marge rund 10 Prozent erreichen und lag damit im Rahmen des Analystenkonsens, statt der bislang anvisierten 8 bis 9 Prozent. Von der nun angestrebten Gewinnspanne hat das Management in den vergangenen Jahren nicht einmal träumen können. Im Fiskaljahr 2022/23 waren es mickrige 2,5 Prozent!
Außerdem bestätigte das Management den Ausblick für die Investitionen von knapp 160 Millionen Dollar.
Wenn das Vorstandsteam seine Ziele für das laufende Fiskaljahr erreicht, wovon ich ausgehe, hat es die eigentlich für 2025/26 geplanten Ziele bereits in diesem Jahr erreicht, jedenfalls beim Umsatz, und beim operativen Gewinn sogar deutlich übertroffen.
„Wir wollen, dass diese Margen nachhaltig sind. Und wir arbeiten hart daran“, sagte Lipesky auf der Analystenkonferenz. Dabei habe das Unternehmen Kontrolle über 2 Sachen: Die Höhe der Lagervorräte und tolle Produkte.
Der Gedanke dahinter ist klar: je niedriger die Lagervorräte sind, umso weniger Preisnachlässe muss der Konzern beim Verkauf gewähren. Ende des dritten Quartals lagen die Lagervorräte bei 595 Millionen Dollar. Das war ein Rückgang um 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahlen sorgen für Zuversicht fürs Weihnachtsgeschäft.
Zur Erinnerung: zum Beginn des laufenden Fiskaljahres hatte Horowitz einen Umsatzanstieg von 1 bis 3 Prozent, sowie eine operative Marge von 4 bis 5 Prozent in Aussicht gestellt. Seitdem hat sich das Geschäft aber viel besser entwickelt als erwartet.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Wie oben geschrieben ist die Aktie trotz der Anhebung der Prognose eingebrochen. Am Ausblick kann das meiner Meinung nach kaum gelegen haben, war er doch insgesamt etwas besser als erwartet.
Für den Kursrutsch kann es daher meiner Meinung nach nur zwei Gründe geben: Einerseits kann es Gewinnmitnahmen gegeben haben, nachdem das Papier seit Jahresanfang um sensationelle 223 Prozent nach oben geschossen war. Die Aktie war eine Rakete!
Andererseits könnten sich Investoren Sorge gemacht haben, dass sich das Geschäft von Abercrombie & Fitch im Umfeld einer möglicherweise deutlich schwächeren US-Konjunktur merklich eintrüben könnte, dass sich also die erfreuliche Geschäftsentwicklung der vergangenen Quartale möglicherweise nur als Strohfeuer herausstellen könnte. Dieses Risiko kann ich selbstverständlich nicht ausschließen.
Allerdings sollte das auch niemanden überraschen, prognostizieren Analysten doch einen Umsatzanstieg von lediglich 2,6 Prozent auf 4,24 Milliarden Dollar für das Fiskaljahr 2024/25.
Zudem soll das Ebit leicht zurückgehen auf 433 Millionen Dollar, was allerdings immer noch einer beachtlichen Marge von 10,2 Prozent entsprechen würde.
Der Börsenwert von Abercrombie liegt bei 3,7 Milliarden Dollar. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von rund 400 Millionen Dollar, liegt der sogenannte Enterprise Value damit bei 3,3 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 7,6-Fachen des für 2024/25 erwarten Ebit. Für eine Unternehmen, dass in den vergangenen Jahren stagnierende Umsätze und stark schwankende Gewinne erwirtschaftet hat, ist das nicht günstig.
Und das KGV für 2024/25 liegt bei 14,0.
Allerdings bin ich der Überzeugung, dass sich das Image der Marke Abercrombie stark verbessert hat, und zuletzt auch jenes von Hollister, weshalb das Geschäft des Konzerns selbst bei einem heraufziehenden schwachen Konjunkturumfeld in den USA weiter gut laufen und er Marktanteile gewinnen könnte.
Vor dem Hintergrund gehe ich davon aus, dass der Höhenflug der Aktie in Richtung des Rekordhochs vom Oktober 2007 weitergehen könnte – wenngleich wahrscheinlich nicht mehr mit der rasanten Dynamik der vergangenen Monate.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Abercrombie & Fitch (903016) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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