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Agco – Der Branchenflaute mit überdurchschnittlich guter Marge trotzen
Der US-Hersteller von Landmaschinen hat 2023 Rekordergebnisse erwirtschaftet. Der Ausblick für 2024 sieht zwar deutliche Rückgänge vor, ist allerdings besser als erwartet.
Der Frühling ist da und auf vielen Straßen sieht man häufig Traktoren, nicht nur bei den Protesten der Landwirte in zahlreichen Ländern. Allerdings hat sich das Umfeld für die Branche und damit den US-Hersteller von Landmaschinen Agco eingetrübt.
Der Konzern hat laut seiner Homepage ein komplettes „Portfolio an Traktoren, Mähdreschern, Heu- und Grünfuttererntetechnik, Sämaschinen und Bodenbearbeitungsgeräten, Systemen für die Getreidelagerung und Proteinerzeugung sowie Ersatzteilen“ und ist vor allem für seine Marken Fendt und Massey Ferguson bekannt.
Nachdem die Preise für Agrarrohstoffe, wie Weizen und Mais, während der Corona-Pandemie und anschließend wegen des Ukraine-Krieges anfangs nach oben geschossen waren, waren die Notierungen für viele Agrarrohstoffe seit dem Mehr-Jahres-Hoch vom April 2022 auf Talfahrt, ehe sie sich in den vergangenen Monaten etwas stabilisiert haben.
Wenn sich das Einkommen der Landwirte aber verringert, stecken sie üblicherweise weniger Geld in Landmaschinen. Allerdings hat sich die Agco-Aktie seit dem Tief von Mitte Februar 2024 deutlich erholt und liegt in der Nähe des Sieben-Monats-Hochs.
Wenige Tage zuvor am 6. Februar hatte der Konzern überraschend schwache Quartalszahlen vorgelegt, allerdings einen Ausblick für 2024 abgegeben, der über den damaligen Schätzungen der Analysten lag.
Schwache Quartalsergebnisse
Im vierten Quartal 2023 ist der Umsatz von Agco um 2,5 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar gesunken. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Analysten von 4,03 Milliarden Dollar. Währungsbereinigt stand ein Rückgang um 4,3 Prozent zu Buche.
Verantwortlich für das Minus war vor allem der Einbruch des Geschäfts in der Region Südamerika, nachdem die Nachfrage in Brasilien abgestürzt war. Wichtigster Umsatz- und Gewinnlieferant ist allerdings die Region Europa und Naher Osten, die mit 2,26 Milliarden knapp 60 Prozent der Konzernerlöse ausmacht. Der Rest verteilt sich auf die anderen Regionen Nordamerika, Südamerika, sowie Asien Pazifik und Afrika.
Wegen des Umsatzrückgangs auf Konzernebene, sowie der deutlich gestiegenen Kosten, wie für Verwaltung und Vertrieb, sowie der Entwicklung neuer Produkte, ist der bereinigte operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), um 13,3 Prozent auf 405,3 Millionen Dollar gesunken. Damit ist die Marge von 12,0 auf 10,7 Prozent gesunken.
Zudem ist der bereinigte Gewinn je Aktie um 15,4 Prozent auf 3,78 Dollar zurückgegangen und lag damit deutlich unter den Erwartungen von 4,02 Dollar.
Rekordwerte für 2023
Obwohl die Quartalszahlen die Ergebnisse für das Gesamtjahr deutlich belastet haben, hat Agco im Jahr 2023 neue Rekordergebnisse erwirtschaftet.
Der Umsatz ist um 13,9 Prozent auf 14,4 Milliarden Dollar gestiegen, das lag vor allem an Preiserhöhungen von rund 10 Prozent.
Das bereinigte Ebit legte um rund ein Drittel auf 1,73 Milliarden Dollar zu, womit sich die Marge von 10,7 auf 12 Prozent verbessert hat. Damit hat sich die bereinigte operative Marge in den vergangenen Jahren schrittweise verbessert und war 2023 rund doppelt so hoch wie 2019 (5,9 Prozent). Zwischen 2012 und 2018 lag sie im Schnitt bei lediglich 6,0 Prozent.
Zudem ist der bereinigte Gewinn je Aktie 2023 um 25,2 Prozent auf 15,55 Dollar nach oben geschnellt. Das sind jeweils Spitzenergebnisse für Agco.
Besser als erwarteter Ausblick
Auf der Analystenkonferenz warnte Vorstandschef Eric Hansotia, dass 2024 das Umfeld für die Branche aufgrund der sinkenden Agrarpreise und des Rückgangs der Einkommen der Landwirte schwierig bleiben werde.
Dabei soll der branchenweite Absatz von Traktoren in Westeuropa um 5 bis 10 Prozent sinken, für Nord- und Südamerika wird ein Rückgang um jeweils rund 10 Prozent erwartet. Darauf will Agco reagieren und die Produktion konzernweit selbst um 10 Prozent drosseln, nachdem sie 2022 noch um 4 Prozent gestiegen war.
Daher soll der Umsatz 2024 auf 13,6 Milliarden Dollar sinken, dabei sollen Preiserhöhungen von rund 1,5 Prozent den Erlös stützen. Das lag allerdings über den Erwartungen von 13,54 Milliarden Dollar.
Zudem soll die bereinigte operative Marge auf rund 11 Prozent zurückgehen. Allerdings läge die Marge damit meilenweit über dem Niveau, die der Konzern üblicherweise in einem schwachen Branchenumfeld erwirtschaften würde, wie 2019 und 2020.
Der bereinigte Gewinn je Aktie soll 2024 zwar auf rund 13,15 Dollar zurückgehen, das lag allerdings über den Erwartungen von 12,91 Dollar.
3 Wachstumsfelder
Umso mehr will sich Hansotia auf die 3 Wachstumsfelder des Unternehmens fokussieren: Erstens das Geschäft mit Präzisionstechnologie, zweitens der weltweiten Expansion der Produkte der Marke Fendt, und drittens das weltweite Geschäft mit Ersatzteilen und Service.
Das Geschäft mit Präzisionstechnologie bietet telemetriebasierte Flottenmanagement-Lösungen, darunter Fernüberwachung und -diagnose. Sie basieren auf Konnektivität, Automatisierung und Digitalisierung und umfassen satellitengestützte Steuerung, Felddatenerfassung, und Produktselbstanpassung.
In dem Bereich hat Agco zudem ein Joint Venture (JV) mit dem US-Anbieter von Präzisionstechnologie Trimble geschlossen, wobei Agco einen Anteil von 85 Prozent an dem JV hält. Es hat 2023 Einnahmen von rund 750 Millionen Dollar erzielt. In den nächsten Jahren soll das Volumen weiter gesteigert werden, um 2028 rund 2 Milliarden Dollar zu erreichen.
Aufgrund der Maßnahmen in den 3 Wachstumsfeldern will es Hansotia schaffen, 2026 eine bereinigte operative Marge in der Mitte des Branchenzyklus von hervorragenden 12 Prozent zu erwirtschaften. Das läge einmal mehr meilenweit über den Renditeniveaus früher Schwächephasen in der Branche.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 einen Umsatzrückgang um 5,6 Prozent auf 13,6 Milliarden Dollar.
Dabei soll das Ebit gegenüber dem bereinigten Vorjahreswert um 13,4 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar sinken, was einer Marge von 11,0 Prozent entsprechen würde. Die Schätzungen der Finanzprofis zu Erlös und operativen Gewinn entsprechen also genau Hansotias Prognose.
Möglicherweise stellt sie sich aber als etwas zu konservativ heraus. Schließlich gab es zuletzt in den USA etliche Inflationsdaten, die schlechter waren als erwartet. In so einem Umfeld steigen üblicherweise die Preise für Agrarrohstoffe, will die Inflationserwartungen steigen.
Das ist meiner Meinung nach ein wichtiger Grund, warum sich die Notierungen für etliche Agrarrohstoffe in den vergangenen Wochen stabilisiert haben. Sollten die Inflationserwartungen in den nächsten Wochen und Monaten weiter steigen, dürfte das die Agco-Aktie beflügeln.
Der Börsenwert liegt bei 9,25 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von knapp 800 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 10,05 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 6,7-Fachen des von Analysten für 2024 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist keine zu hohe Bewertung, zumal wenn man die gute operative Marge berücksichtigt.
Und das KGV liegt bei 9,6 – dabei gehen Analysen von einem Rückgang des bereinigten Gewinns je Aktei um 16,4 Prozent auf 13,0 Dollar aus.
Die Entwicklung der Aktie dürfte deutlich von jener der Preise für Agrarrohstoffe abhängen. Es würde mich nicht überraschen, wenn die US-Inflationserwartungen in den nächsten Monaten weiter steigen und damit die Agrarpreise nach oben treiben sollten. In dem Szenario dürfte sich das Papier von Agco weiter erholen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Agco (888282) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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