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Albertsons – Vorstandschef warnt vor „anhaltendem Gegenwind“
Die geplante Übernahme der US-Supermarktkette durch den Branchenprimus Kroger stößt auf Widerstand der Behörden. Albertsons-Chef Vivek Sankaran versucht mit neuen Zugeständnissen, den Deal doch noch unter Dach und Fach zu bringen.
Das Umfeld im US-Einzelhandel ist so schwierig wie schon lange nicht mehr, schließlich belasten die hohe Inflation und die hohen Zinsen viele Amerikaner erheblich, weshalb sie sich beim Shoppen zurückhalten. Daher lagen die Einzelhandelsumsätze im April nominal um lediglich 3 Prozent über dem Vorjahresniveau, nach Abzug der Inflation bleibt da kaum reales Wachstum übrig.
In diesem Umfeld floriert vor allem das Geschäft des größten US-Einzelhändlers Walmart, weil nach dessen Angaben zusehends Amerikaner mit hohem Einkommen bei Walmart wegen der niedrigen Preise einkaufen. Hingegen haben viele andere Unternehmen, wie eine der führenden Supermarktketten, Albertsons, deutlichen Gegenwind, wie die Zahlenvorlage vom 22. April klar zeigt.
Im per Februar beendeten 4. Quartal des Fiskaljahres 202/24 ist der Umsatz von Albertsons um lediglich 0,4 Prozent auf 18,34 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag leicht unter den Schätzungen der Analysten von 18,48 Milliarden Dollar.
Bereinigt um die Eröffnung neuer Läden stand ein Plus von 1,0 Prozent zu Buche, hingegen gingen die Spritverkäufe zurück. Zum Quartalsende betrieb der Konzern 2.269 Einzelhandelsfilialen, 1.725 von ihnen hatten auch eine Apotheke im Haus.
Dabei waren die digitalen Erlösen von Albertsons um 24 Prozent nach oben geschossen. Allerdings haben sie ebenso wie das Apothekengeschäft eine schwächere Marge.
Daher ist der operative Gewinn gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) im 4. Quartal 2023/24 um 1,7 Prozent auf 426,2 Millionen Dollar gesunken. Damit ist die Marge leicht zurückgegangen von 2,4 auf 2,3 Prozent.
Zwar ist der bereinigte Gewinn je Aktie um rund ein Drittel auf 0,54 Dollar eingebrochen, allerdings lag er leicht über den Erwartungen von 0,52 Dollar.
Deutlich mehr Zugeständnisse an Behörden
Bei der Präsentation der Ergebnisse gab Vorstandschef Vivek Sankaran keine Prognose ab.
Allerdings warnte er vor einem „anhaltenden Gegenwind“, vor allem wegen höheren Löhnen, einem deutlichen Anstieg der Nahrungsmittelpreise, sowie niedrigeren staatlichen Transfers für (Albertsons-)Kunden (der Staat hat die Ausgaben für Lebensmittelmarken deutlich gekürzt). Zudem drücke der zunehmende Umsatzanteil der margenschwächeren Digital- und Apothekengeschäfte auf die Profitabilität auf Konzernebene.
Der Gegenwind solle allerdings im 1. Halbjahr 2024/25 „deutlich stärker“ sein als im 2. Halbjahr. Außerdem soll er teilweise durch Kostensenkungsmaßnahmen abgefedert werden.
Sankaran hat zudem angekündigt, dass der Konzern und der designierte Aufkäufer Kroger den Behörden mehr Zugeständnisse machen wollen, um doch noch eine Genehmigung der 24,6 Milliarden Dollar schweren Transaktion zu erhalten.
Schließlich klagt die US-Handelsbehörde gegen den Deal aus Sorge, dass eine mögliche Übernahme Albertsons durch Kroger, die größte Supermarktkette in den USA, den Wettbewerb beeinträchtigen und damit zu steigenden Preisen führen werde.
Albertsons und Kroger haben nun angekündigt, dass sie insgesamt 579 Filialen an C&S Wholesale Grocer verkaufen wollen, das sind 166 mehr als zuvor geplant.
So sehen die Schätzungen der Analysten aus
Analysten prognostizieren für Albertsons für das im Februar endende Fiskaljahr 2024/25 einen Umsatzanstieg um lediglich 1,2 Prozent auf 80,2 Milliarden Dollar, 2025/26 soll es um 1,7 Prozent auf 81,6 Milliarden Dollar aufwärts gehen. Nach einer Beschleunigung des Wachstums hört sich das nicht gerade an.
Zudem soll das EBIT 2024/25 gegenüber dem bereinigten Vorjahreswert um rund 10 Prozent auf knapp unter 2,3 Milliarden Dollar einbrechen, 2025/26 soll es nur einen leichten Anstieg auf knapp über 2,3 Milliarden Dollar geben. Damit würde die Marge zuerst auf 2,8 Prozent einknicken, um 2025/26 auf diesem Niveau zu stagnieren, nach 3,2 Prozent für 2023/24.
Der Börsenwert liegt bei 11,8 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 7,9 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value bei 19,7 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 8,5-Fachen des von Analysten für 2025/26 vorhergesagten EBIT. Ich finde, das ist eine mehr als ausreichende Bewertung für ein Unternehmen mit einem – trotz der hohen Inflation – sehr niedrigen Umsatzwachstum und einer mickrigen operativen Marge von weniger als 3 Prozent.
Und das 2025/26er-KGV liegt bei 7,9.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Ich habe zudem Sorge, dass sich die US-Konjunktur in den nächsten Monaten weiter deutlich eintrübt, weil die hohe Inflation und die hohen Zinsen viele Verbraucher erheblich belasten. Damit würden sich die Aussichten für Albertsons verschlechtern.
Ich gehe daher davon aus, dass die Talfahrt der Albertsons-Aktie erst einmal weitergehen dürfte und die Drei-Jahres-Tiefs näher rücken dürften.
Meiner Meinung nach können Aktionäre nur hoffen, dass die US-Behörden ihre Einstellung zu einer möglichen Übernahme der Supermarktkette durch Kroger ändern, und den Deal doch noch durchwinken. Das könnte die Albertsons-Aktie zumindest kurzfristig beflügeln.
Allerdings ist zuletzt auch das Kroger-Papier nach der vorherigen Rally deutlich nach unten gedreht.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Albertsons (A14YJM) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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