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Ambarella – Wachstum kommt in Wellen

Der US-Hersteller von Chips für KI-Anwendungen hat starke Quartalszahlen vorgelegt. Geht die Rally bei der Aktie weiter?
Nach der jahrelangen Talfahrt der Aktie von Ambarella aufgrund der stark schwankenden Geschäftsergebnisse hat das Papier in den vergangenen Monaten kräftig nach oben gedreht und notiert inzwischen auf dem höchsten Niveau seit August 2023. Investoren honorieren, dass sich das Geschäft deutlich gebessert hat, zudem hat Vorstandschef Fermi Wang Anleger mit dem Ausblick begeistert.
Das Unternehmen bietet Video- und Bildprozessoren für Unternehmens-, öffentliche Infrastruktur- und Heimanwendungen an. Die Chips werden beispielsweise in Sicherheitskameras und Fahrerassistenzsystemen verwendet. Das Unternehmen fokussiert sich dabei auf den Autosektor und den Bereich Internet of Things (IoT, Internet der Dinge).
Laut Wangs Angaben gehören zu den Wettbewerbern vor allem Nvidia, Qualcomm, die Intel-Tochter Mobileye sowie das chinesische Unternehmen Horizon Robotics.
Im per Oktober beendeten dritten Quartal des Geschäftsjahrs 2024/25 ist der Umsatz von Ambarella um 63 Prozent auf 82,7 Millionen Dollar gestiegen. Das lag deutlich über den Schätzungen der Analysten von 79 Millionen Dollar. Vorstandschef Wang betonte, dass Chips für KI-Anwendungen rund 70 Prozent der Konzernerlöse ausgemacht hätten.
Zudem war die bereinigte Bruttomarge bei stattlichen 62,6 Prozent stabil.
Außerdem erwirtschaftete der Konzern einen bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 2,6 Millionen Dollar, im Vorjahreszeitraum stand noch ein Verlust von 12,4 Millionen Dollar zu Buche. Damit hat sich die Marge stark verbessert, auf 3,2 Prozent.
Unterm Strich stand ein bereinigter Gewinn je Aktie von 0,11 Dollar – das lag deutlich über den Erwartungen von 0,03 Dollar –, nach einem Verlust von 0,28 Dollar im Vorjahreszeitraum.
Prognose angehoben
Bei der Zahlenvorlage am 26. November räumte Wang unumwunden ein, dass das Umfeld im Autobereich deutlich schwächer sei als erwartet, da Aufträge verschoben, deutlich gekürzt oder sogar gekündigt würden. Zudem würden Autohersteller bei der Einführung der neuen Fahrerassistenzsysteme „Level2+“ auf die Bremse treten, weil sie deutlich teurer seien als die bisherigen Versionen. Für diese neuen Anwendungen hat Ambarella seine CV3-Chips entwickelt.
Daher hat Wang die Zahlen zum Auftrags-“Trichter“ für das Autogeschäft für die Fiskaljahre 2025/26 bis 2030/31 von insgesamt 2,4 auf 2,2 Milliarden Dollar gesenkt. Davon seien mehr als 800 Millionen Dollar Aufträge, während mehr als 1,3 Milliarden Dollar in der Pipeline seien.
Allerdings will sich Ambarella vom schwachen Branchenumfeld absetzen, zumal etliche Kunden sowohl aus dem IoT- als auch aus dem Autobereich neue Produkte mit Chips von Ambarella einführen würden.
Daher soll der Konzernumsatz gestützt durch die Einführung neuer Produkte im vierten Quartal 2024/25 76 bis 80 Millionen Dollar erreichen, wobei der Bereich IoT der Wachstumsmotor ist. Das lag weit über den Erwartungen von 69,1 Millionen Dollar.
Zudem soll eine bereinigte Bruttomarge von 61,5 bis 63,0 Prozent erwirtschaftet werden.
Zudem stellte Wang für das Fiskaljahr 2024/25 ein Umsatzwachstum von 22 bis 24 Prozent in Aussicht, statt des zuvor geplanten Wachstums im mittleren bis hohen Zehner-Prozent-Bereich.
Die Wellen im Blick
Wang gab sich außerdem zuversichtlich, dass die Geschäfte in den Bereichen IoT und Auto in den Fiskaljahren 2025/26 und 2026/27 jeweils wachsen werden. Wang setzt dabei zuerst auf die neuen KI-Chips CV5, die unter anderem bei der Auswertung von Bildsignalen in Drohnen, intelligenten Überwachungskameras, Robotik-Applikationen und Action-Cams zum Einsatz kommen und neben dem aktuellen Geschäft quasi die zweite Welle sein sollen. Für die dritte Welle sollen dann die CV7-Chips sorgen, der erste Kunde hierfür stamme aus dem Bereich IoT.
Dabei wolle der Konzern langfristig eine bereinigte operative Marge (gemessen am Ebit) von rund 30 Prozent erwirtschaften.
Auf der Analystenkonferenz sprach Wang die Folgen eines möglichen Handelskriegs zwischen China und den USA nach dem Amtsantritt des designierten US-Präsidenten Donald Trump am 20. Januar 2025 klar an. Im schlimmsten Fall könnten 15 Prozent der Konzernumsätze wegbrechen, die derzeit auf China entfallen, der Anteil in der Pipeline sei ähnlich groß.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten prognostizieren für das im Januar endende Fiskaljahr 2024/25 einen Umsatzanstieg um 23,2 Prozent auf 279 Millionen Dollar. 2025/26 soll der Erlös dann um 15,8 Prozent auf 322,9 Millionen Dollar nach oben gehen. Damit wäre Ambarella allerdings erst wieder zurück auf dem Niveau der Jahre 2015/16 und 2016/17 sowie 2021/22 und 2022/23. Das zeigt, wie zyklisch das Geschäft des Chipherstellers in den vergangenen zehn Jahren war.
Dabei soll der bereinigte Ebit-Verlust 2024/25 auf 19,1 Millionen Dollar halbiert werden, 2025/26 soll er dann weiter deutlich abgebaut werden, auf 13,7 Millionen Dollar. Für 2026/27 wird eine schwarze Null vorhergesagt. Die Zeiten, als Ambarella pro Jahr einen Ebit-Gewinn von 70 bis 120 Millionen Dollar erwirtschaftete, liegen weit zurück.
Wie geht’s weiter mit der Aktie
Im Zuge der Rally der vergangenen Monate ist der Börsenwert auf 2,9 Milliarden Dollar gestiegen. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von 226,5 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei rund 2,7 Milliarden Dollar.
Ich finde, das ist eine sehr hohe Bewertung, zumal die Firma erst im Fiskaljahr 2026/27 beim bereinigten Ebit den Break-even erreichen soll. Und das Geschäft dürfte auch künftig stark zyklisch sein, selbst wenn es derzeit überraschend gut läuft.
Dennoch dürfte meiner Meinung nach die Aktie weiter auf Erholungskurs sein, denn Investoren dürften weiterhin auf das starke Umsatzwachstum setzen.
Von großer Bedeutung wird allerdings die Politik von Trump sein und wie schnell der Handelskrieg mit China eskalieren könnte. Sollte das schnell passieren und auch das Geschäft von Ambarella erheblich beeinträchtigen, könnte das kurzfristig für deutlichen Abwärtsdruck auf die Aktie sorgen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Ambarella (A1J58B) Mini Futures an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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