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BorgWarner – Anpassung der Prognose sorgt nur für kurzen Kurshüpfer nach oben
Der US-Automobilzulieferer hat mit deutlichem Gegenwind zu kämpfen. Vorstandschef Frédéric Lissalde versucht mit Kostensenkungen, die gute Marge zu halten.
Die Talfahrt der Aktien vieler Autohersteller spiegelt wider, wie schwierig das Umfeld in dem Sektor ist und wie sehr sich die Aussichten für die nächsten Monate eingetrübt haben.
Darauf hat der US-Automobilzulieferer BorgWarner bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am 31. Juli reagiert und die Prognose für 2024 für den weltweiten Absatz von Leicht- und gewerblichen Fahrzeugen auf insgesamt 88,6 bis 89,0 Millionen gesenkt. Das entspricht einem Rückgang um 2 bis 3 Prozent gegenüber 2023. Zuvor war der Konzern von 88,8 bis 91,3 Millionen ausgegangen.
Einerseits leidet der Markt in China trotz der starken Nachfrage nach E-Autos unter der schwachen Konjunktur. Andererseits florieren die Märkte in den USA und Europa nicht gerade.
BorgWarner stellt eine Menge Produkte für Autos her, für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ebenso wie für Hybride und E-Autos: Turbolader, Abgassysteme, Benzinzündsysteme, Antriebsstrangsensoren, Elektromotoren, Batteriemodule und -packs etc.
Gemischte Quartalszahlen
Im zweiten Quartal ist der Umsatz des Konzerns um 2 Prozent auf 3,60 Milliarden Dollar gesunken. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Analysten von 3,69 Milliarden Dollar.
Verantwortlich für die Lücke waren der Rückgang der weltweiten Produktion von Leicht- und gewerblichen Fahrzeugen sowie Währungseffekte. Bereinigt um Währungseffekte und Zukäufe war der Erlös organisch um lediglich 0,3 Prozent gesunken, womit die Firma gegenüber den Wettbewerbern deutlich Marktanteile gewonnen hat.
Zudem ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von BorgWarner auf 376 Millionen Dollar leicht gestiegen, womit sich die Marge leicht verbessert hat, von 10,1 auf 10,4 Prozent. Die Profitabilität kann sich damit mehr als sehen lassen.
Weil die Nachfrage nach E-Autos allerdings deutlich schwächer ist als erwartet, wird zudem das Geschäft mit Antriebstechnik für Hybride und E-Autos restrukturiert, was im Gesamtjahr zu Kostensenkungen von 20 bis 30 Millionen Dollar führen soll. Bis 2026 soll der Wert auf 100 Millionen Dollar anwachsen.
Der bereinigte Gewinn je Aktie legte im zweiten Quartal um 12,3 Prozent auf 1,19 Dollar zu. Das lag deutlich über den Erwartungen von 1,01 Dollar.
Prognose angepasst
Bei der Präsentation der Ergebnisse zeigte sich Vorstandschef Frédéric Lissalde sehr zufrieden. Allerdings musste er auf den schwächer als erwarteten Umsatz für das zweite Quartal und das schwierige Marktumfeld reagieren.
Daher senkt er die Prognose für den Erlös für 2024 auf 14,1 bis 14,4 Milliarden Dollar, gegenüber den zuvor geplanten 14,4 bis 14,9 Milliarden Dollar. Die neue Prognose liegt deutlich unter den Erwartungen von 14,73 Milliarden Dollar.
Dabei werde der Umsatz mit Produkten für Hybride und E-Autos mit 2,5 Milliarden Dollar lediglich am unteren Ende der bisherigen Spanne von 2,5 bis 2,8 Milliarden Dollar liegen. Allerdings wäre das ein deutlicher Anstieg gegenüber dem 2023er-Wert von rund 2,0 Milliarden Dollar.
Hingegen schraubte der Vorstandschef den Ausblick für die bereinigte Ebit-Marge für 2024 auf 9,6 bis 9,8 Prozent nach oben, gegenüber den zuvor geplanten 9,2 bis 9,6 Prozent. 2023 hatten 9,6 Prozent zu Buche gestanden.
Außerdem will Lissalde im Gesamtjahr einen bereinigten Gewinn je Aktie von 3,95 bis 4,15 Dollar erwirtschaften, statt der zuvor avisierten 3,80 bis 4,15 Dollar.
Verantwortlich dafür sollen vor allem Aktienrückkäufe von 300 Millionen Dollar für das 2. Halbjahr sein. Damit sinkt die Aktienanzahl, womit der bereinigte Gewinn je Aktie nach oben getrieben wird.
Der Firmenlenker strebt zudem für das Gesamtjahr einen Free Cashflow von 475 bis 575 Millionen Dollar an. Der gesamte Cashflow soll über Aktienrückkäufe und Dividenden an die Aktionäre weitergegeben werden, um sie bei Laune zu halten.
Aktie macht kurzen Sprung nach oben
Offensichtlich haben sich Investoren auf die Anhebung der Prognosen zur bereinigten Ebit-Marge und dem bereinigten Gewinn je Aktie fokussiert, woraufhin die Aktie kurz nach oben geschossen war.
Allerdings sind tags darauf am 1. August nach einem überraschend schwachen Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie Sorgen vor einer möglichen US-Rezession hochgekocht, woraufhin die Aktie schnell wieder nach unten gedreht hat.
Einen Tag später fiel dann der US-Arbeitsmarktbericht für Juli deutlich schwächer aus als erwartet, was die Rezessionssorgen verstärkt hat und erneut für kräftigen Verkaufsdruck bei S&P 500 und Nasdaq ebenso wie bei BorgWarner gesorgt hat.
Denn Investoren befürchten, dass im Umfeld einer US-Rezession die Autoverkäufe noch schwächer sein dürften als bislang erwartet, was schlechte Nachrichten für die Zulieferer wären.
So sehen die Schätzungen aus
Nach der Zahlenvorlage von BorgWarner haben Analysten ihre Umsatzschätzungen für 2024 und 2025 deutlich gesenkt, hingegen wurden jene für das bereinigte Ebit nur leicht nach unten angepasst. Zudem wurden die Erwartungen für den bereinigten Gewinn je Aktie für 2024 nur minimal angehoben.
Damit prognostizieren die Finanzprofis für 2024 einen leichten Umsatzanstieg auf 14,36 Milliarden Dollar. 2025 soll sich das Wachstum auf 7 Prozent beschleunigen, womit ein Erlös von knapp 15,4 Milliarden Dollar zu Buche stünde.
Analog soll das bereinigte Ebit 2024 leicht steigen, auf 1,38 Milliarden Dollar, gefolgt von einem Sprung um 10,5 Prozent auf 1,53 Milliarden Dollar für 2025. Damit würde die Marge im laufenden Jahr bei 9,6 Prozent stagnieren, um 2025 auf 9,9 Prozent leicht zuzulegen.
Allerdings sollte jedermann klar sein, dass in dem schwachen Konjunkturumfeld diese Schätzungen auf sehr wackeligen Beinen stehen.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Der Börsenwert liegt bei 7,2 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 2,4 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value bei 9,6 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 6,3-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten bereinigten Ebit. Die meiner Meinung nach relativ niedrige Bewertung spiegelt die Skepsis vieler Investoren bezüglich der Geschäftsaussichten wider.
Schließlich tendiert die Aktie schon seit etlichen Jahren unter großen Schwankungen lediglich seitwärts und damit aktuell auf dem gleichen Niveau wie im Sommer 2011, also vor 13 Jahren.
Und das 2025er-KGV liegt bei 6,9.
Und man kann die Sorge sicher nicht von der Hand weisen, dass US-Zulieferer wie BorgWarner in den nächsten Jahren verstärkt unter Wettbewerbsdruck gerade der chinesischen Konkurrenten kommen und damit Marktanteile verlieren könnten, gerade wenn der dortige Automarkt deutlich stärker wachsen sollte als jener im Rest der Welt.
Auf kurze Sicht dürfte die Aktie von BorgWarner gerade an den US-Konjunkturdaten hängen. Sollten sie auch in den nächsten Wochen deutlich schwächer als erwartet ausfallen und sich damit die Rezessionssorgen verstärken, dürfte das Papier nach unten ausbrechen und auf neue Mehr-Jahres-Tiefs sinken.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von BorgWarner (887320) Mini Futures und Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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