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Canadian Solar – In schlechten Zeiten hat Profitabilität oberste Priorität

Das Umfeld in der Solarindustrie ist so schwierig wie selten zuvor. Daher hat der kanadische Konzern seine Jahresprognose drastisch gesenkt.
Viele Preise in der Solarindustrie sind auf Rekordtiefs gesunken, von jenem für Polysilizium über jene für Wafer, bis zu jenen für Solarzellen und -module. Grund sind die hohen Überkapazitäten in der Branche, wobei gerade die chinesischen Anbieter mit sehr günstigen Preisen auf den Weltmarkt drängen und damit die Konkurrenten aus anderen Ländern schwer in die Bredouille bringen. Darauf hat die USA mit Strafzöllen gegen einige Länder Südostasiens reagiert, nachdem chinesische Unternehmen dort Werke aufgebaut hatten.
Dieses sehr herausfordernde Umfeld bekommt auch Canadian Solar deutlich zu spüren, wie die Halbjahreszahlen vom 22. August zeigen.
Der Konzern ist ein kanadischer Hersteller von Solarmodulen und Batteriespeicherlösungen mit Firmensitz in Guelph, Ontario, wobei ein wichtiger Teil der Produktion aus China kommt. Gegründet wurde die Firma im Jahr 2021 von Shawn Qu, der 1987 aus China nach Kanada ausgewandert war und derzeit Vorstandschef ist.
Das Unternehmen besteht aus zwei Geschäftsbereichen: einerseits der Tochter CSI Solar, die die Solartechnik und Batteriespeicherlösungen produziert, und andererseits dem kleinen Projektentwickler Recurrent Energy.
Letzterer hat sein Geschäftsmodell weiterentwickelt und betreibt verstärkt Solar- und Batteriespeicheranlagen selbst, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Um den Umbau voranzutreiben hat Recurrent Energy zuletzt eine Kapitalspritze von 500 Millionen Dollar vom weltgrößten Vermögensverwalter BlackRock erhalten, wovon 300 Millionen Dollar bereits geflossen sind.
Schwache Ergebnisse
Im zweiten Quartal ist der Umsatz von Canadian Solar um 31 Prozent auf 1,64 Milliarden US-Dollar eingebrochen. Verantwortlich dafür war vor allem der Preisverfall bei Solarmodulen. Das lag allerdings etwas über den Schätzungen der Analysten von 1,59 Milliarden Dollar.
Bei der Umsatzverteilung nach Regionen entfielen 30 Prozent auf Nordamerika, 29 Prozent auf China, 15 Prozent auf Asien (ohne China), sowie 21 Prozent auf die Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) und 5 Prozent auf Lateinamerika.
Dabei ist der Bruttogewinn auf Konzernebene um 36 Prozent auf 282,1 Millionen Dollar eingebrochen, womit sich die Marge von 18,6 auf 17,2 Prozent verschlechtert hat.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist sogar um knapp 80 Prozent auf 47,7 Millionen Dollar abgestürzt, womit die operative Marge von 9,5 auf nur noch 2,9 Prozent kollabiert ist.
Zudem ist der Gewinn je Aktie auf nur noch 0,02 Dollar eingebrochen, gegenüber 2,39 Dollar im Vorjahreszeitraum.
Die schwache Profitabilität hat auch auf den Cashflow durchgeschlagen. Der Konzern hat aus dem operativen Geschäft einen Cash-Abfluss von 429,3 Millionen Dollar verbucht, im Gegensatz zu einem Zufluss von stattlichen 289,6 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum.
Die Nettoschulden beliefen sich per Ende Juni auf herbe 2,6 Milliarden Dollar. Das entsprach dem 4,6-Fachen des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) der vorherigen 4 Quartale – das ist ein ziemlich hoher Wert.
Prognose gesenkt
Auf der Analystenkonferenz räumte Vorstandschef Shawn Qu ein, dass das Umfeld in der Branche so schlecht sei wie selten zuvor. Viele Konkurrenten – dabei dürfte er vor allem jene aus China gemeint haben – seien sehr groß und hätten daher enorme finanzielle Mittel, weshalb die Wettbewerber einen Preiskrieg lange durchhalten könnten.
Für das dritte Quartal hat der Vorstandschef einen Umsatz von lediglich 1,6 bis 1,8 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Das lag meilenweit unter den Schätzungen der Analysten von rund 2,2 Milliarden Dollar.
Zudem soll die Bruttomarge auf 14 bis 16 Prozent zurückgehen, nach 17,2 Prozent für das zweite Quartal.
Der Firmenlenker senkte zudem den Ausblick für das Gesamtjahr.
Demnach soll der Erlös lediglich 6,5 bis 7,5 Milliarden Dollar erreichen, statt der zuvor geplanten 7,3 bis 8,3 Milliarden Dollar. Das lag weit unter den Erwartungen von 7,66 Milliarden Dollar. Die Mitte der neuen Spanne bedeutet einen Rückgang um 8 Prozent gegenüber dem 2023er-Wert von 7,6 Milliarden Dollar.
Der Vorstandschef sagte, dass in dem schwierigen Umfeld nicht Absatz und Umsatz vorrangig seien, sondern dass die Profitabilität oberste Priorität habe.
Hoffen auf das zweite Halbjahr
Allerdings gab sich Qu zuversichtlich, dass sich das Geschäft im zweiten Halbjahr 2024 gegenüber dem ersten beleben werde. Grund sei, dass das Geschäft mit Batteriespeichern deutlich zulegen werde, zumal es einen Auftragsbestand von 2,6 Milliarden Dollar habe. Hingegen werde das Umfeld im Solargeschäft weiter schwierig bleiben und sich nur allmählich von der Talsohle aus erholen.
Canadian Solar reagiert auf das herausfordernde Umfeld und tritt auf die Investitionsbremse. So sollen die Investitionen im Gesamtjahr nur noch 1,2 Milliarden Dollar erreichen, wovon im zweiten Quartal rund 390 Millionen Dollar ausgegeben wurden.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten sagen für 2024 einen Umsatzrückgang um 10 Prozent auf 6,85 Milliarden Dollar vorher. Das liegt deutlich unter der Mitte der Spanne von Qus Prognose (7,0 Milliarden Dollar). Hingegen soll der Erlös 2025 um 21 Prozent auf 8,31 Milliarden Dollar nach oben schießen.
Das Ebit soll 2024 um 52 Prozent auf 218,4 Millionen Dollar einbrechen, um 2025 um 137 Prozent auf 516,8 Millionen Dollar nach oben zu schießen. Damit soll die Marge zuerst auf 3,2 Prozent abstürzen, um sich 2025 annähernd zu verdoppeln, auf 6,2 Prozent.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Nach der jahrelangen Talfahrt war die Aktie am 10. September plötzlich nach oben geschossen und daraufhin ein paar Wochen im Rally-Modus, ehe das Papier deutlich nachgab.
Für die zwischenzeitliche Kehrtwende nach oben hatte die US-Regierung gesorgt, die Mitte September Strafzölle von 50 Prozent auf chinesische Solarzellen angekündigt hatte. Davon profitieren Unternehmen wie Canadian Solar, die auch in den USA produzieren.
Hingegen hat zuletzt der kräftige Zinsanstieg in den USA die Aktie belastet, weil damit die Finanzierung der Solaranlagen für die Kunden deutlich teurer wird, was die Nachfrage deutlich dämpft.
Der Börsenwert von Canadian Solar liegt bei 900 Millionen Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 2,6 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 3,5 Milliarden Dollar.
Das entspricht lediglich dem 6,8-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit und signalisiert damit die große Skepsis der Investoren. Offenbar gehen viele von ihnen davon aus, dass der Preisdruck in der Branche noch länger anhalten könnte, was schlechte Nachrichten für die Profitabilität von Canadian Solar wären.
Umso mehr kommt es darauf an, wie sich die US-Zinsen in den nächsten Monaten entwickeln. Sollten die Zinsen wegen der möglicherweise zurückkehrenden Konjunktursorgen in den nächsten Monaten wieder auf Talfahrt gehen, sollte die Aktie von Canadian Solar allmählich wieder etwas nach oben drehen.
Von großer Bedeutung sind zudem die nächsten Quartalszahlen, die um den 14. November herum veröffentlicht werden sollen, ein genauer Termin wurde noch nicht veröffentlicht.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Canadian Solar (A0LCUY) Mini Futures, Unlimited Turbos, klassische Optionsscheine und Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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