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Carter’s – Amerikaner sparen an den Kleinen
Der US-Hersteller von Kinderkleidung hat mit erheblichem Gegenwind zu kämpfen. Vorstandschef Michael Casey hofft allerdings auf eine Geschäftsbelebung im zweiten Halbjahr.
Sehr wenige US-Unternehmen haben zuletzt offen eingeräumt, wie stark viele US-Verbraucher wegen der hohen Inflation und der hohen Zinsen unter Druck sind. Eine der ganz wenigen Ausnahmen war Carter’s, der führende US-Hersteller von Kleidung für Babys, sowie für Kinder im Alter von bis ca. 10 Jahren. Er ist für seine Marken Carter’s, OshKosh, Little Planet und Skip Hop bekannt.
Bei der Zahlenvorlage am 26. April haben Vorstandschef Michael Casey und seine Vorstandskollegen wiederholt betont, dass viele Familien unter den hohen Lebenshaltungskosten enorm leiden würden und sie sich daher beim Kauf von Klamotten für Babys und kleine Kinder zurückhalten würden. Das ist üblicherweise das Letzte, was Eltern machen würden.
Casey sagte zudem, dass diesmal Ostern für Vorzieheffekte ins 1. Quartal gesorgt habe – was zwangsläufig das 2. Quartal belastet -, während außerdem das kalte Wetter in vielen US-Bundesstaaten das Geschäft beeinträchtigt habe. Das Unternehmen steuert mit neuen Produkten, verstärkten Aktivitäten auf Social Media und nicht zuletzt Preisnachlässen entgegen.
Deutlicher Geschäftsrückgang
Genau diese Effekte, meiner Meinung nach vor allem den ersten, spiegeln die Ergebnisse unmissverständlich wider.
Im 1. Quartal ist der Umsatz um 5 Prozent auf 661,5 Millionen Dollar gesunken.
Dabei schrumpfte das US-Geschäft in den eigenen Läden, sowie im Internethandel um insgesamt 5 Prozent auf 307,6 Millionen Dollar. Während dabei die Erlöse in den Läden um lediglich 1 Prozent zurückgingen, brachen sie im Internethandel um herbe 13 Prozent ein.
Beim Großhandelsgeschäft in den USA, wobei Carter’s unter anderem Target, Walmart, Amazon, Kohl’s und Macy’s beliefert, stand ein Rückgang um 6 Prozent auf 264,1 Millionen Dollar zu Buche, wobei die Nachfrage etwas besser war als das Management erwartet hatte. Viele Einzelhandelskunden hatten niedrige Lagervorräte und haben daher mehr Produkte von Carter’s bestellt als erwartet.
Zudem sanken die Einnahmen im Auslandsgeschäft um 3 Prozent auf 89,7 Millionen Euro.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ging um 4,3 Prozent gegenüber dem bereinigten Vorjahreswert auf 55,0 Millionen Dollar zurück, damit stagnierte die Marge bei 8,3 Prozent.
Hingegen legte der bereinigte Gewinn je Aktie um 6 Prozent auf 1,04 Dollar zu.
Ernüchternder Ausblick fürs 2. Quartal
Wie schwierig das Umfeld erst einmal bleiben sollte, spiegelte auch die Prognose für das 2. Quartal wider. Demnach soll der Umsatz lediglich 560 bis 570 Millionen Dollar erreichen, ein deutlicher Rückgang gegenüber den 600 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum.
Zudem sei ein operativer Gewinn von nur 25 bis 30 Millionen Dollar geplant. (2. Quartal 2023: 38 Millionen Dollar).
Und der bereinigte Gewinn je Aktie solle auf 0,35 bis 0,45 Dollar einbrechen, im Vergleich zu 0,64 Dollar im Vorjahreszeitraum.
Ausblick fürs Gesamtjahr gesenkt
Bei der Zahlenvorlage versuchte Casey zwar Zuversicht zu verbreiten, dass sich das Geschäft im 2. Halbjahr erholen werde, weil sich die US-Konjunktur beleben werde. Dennoch senkte er den Ausblick fürs Gesamtjahr etwas.
Der Umsatz soll 2,95 bis 3,0 Milliarden Dollar erreichen, statt der zuvor avisierten 3,0 Milliarden Dollar. In der Mitte der Spanne käme damit immerhin noch ein Mini-Wachstum heraus gegenüber dem 2023er-Wert von 2,95 Milliarden Dollar.
Der bereinigte operative Gewinn soll um einen mittleren einstelligen Prozentsatz zulegen gegenüber dem Vergleichswert von 328 Millionen Dollar für 2023.
Zudem peilt der Vorstandschef für den bereinigten Gewinn je Aktie einen Anstieg im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich an. (2023: 6,19 Dollar) Zuvor hatte Casey noch ein Wachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich vorhergesagt.
Sollte der Konzern die angestrebten Ergebnisse erreichen, würde er den seit einigen Jahren andauernden Rückgang bei Umsatz, bereinigtem operativem Gewinn und bereinigtem Gewinn je Aktie endlich stoppen.
Nach einer Serie zunehmend schlechter US-Konjunkturdaten hat allerdings das Risiko deutlich zugenommen, dass die Daten in den nächsten Wochen und Monaten auf Talfahrt bleiben könnten und damit die von Casey und seinen Kollegen erhoffte Konjunkturbelebung und somit die Belebung des Geschäfts bei Carter’s ausbleiben könnte.
Wegen dieser Sorge ist die Aktie meiner Meinung nach in den vergangenen Monaten nach unten gerauscht und notiert damit in der Nähe des Elf-Jahres-Tiefs.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 einen quasi stabilen Umsatz von 2,93 Milliarden Dollar – das liegt klar unter Caseys Ausblick. 2025 soll es um 2 Prozent nach oben gehen auf knapp 3,0 Milliarden Dollar.
Hingegen soll das bereinigte Ebit 2024 etwas zurückgehen auf 322 Millionen Dollar – das liegt weit unter Caseys Prognose - , um 2025 praktisch zu stagnieren. Damit würde die Marge von 11,0 auf 10,8 Prozent zurückgehen.
Im Klartext: Die Finanzprofis sind der Überzeugung, dass das Unternehmen die 2024er-Ziele deutlich verfehlen wird.
Der Börsenwert liegt bei 2,3 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 230 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei rund 2,5 Milliarden Dollar.
Das entspricht lediglich dem 7,8-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Die Bewertung spiegelt meiner Meinung nach die Skepsis der Investoren gegenüber den Geschäftsperspektiven klar wider.
Und das 2025er-KGV liegt bei 9,8.
Wie oben geschrieben haben sich meiner Meinung nach die Aussichten für Carter’s in den vergangenen Wochen und Monaten erheblich eingetrübt. Sollte die von Casey erwartete Belebung der US-Konjunktur im 2. Halbjahr ausbleiben, wovon ich klar ausgehe, ist meiner Meinung nach die Prognose fürs Gesamtjahr reine Makulatur.
Ich gehe daher davon aus, dass die Aktie erst einmal auf Talfahrt bleiben dürfte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Carter's (777514) Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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