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Constellation Brands – Trotz Erhöhung der Prognose beschleunigt sich Talfahrt der Aktie
Der US-Hersteller von Bier, Wein und Spirituosen erfreut sich guter Geschäfte. Obwohl Vorstandschef Bill Newlands den Ausblick angehoben hat, waren Investoren nicht gerade begeistert.
In den Biermarkt in den USA ist kräftig Bewegung gekommen. Nachdem eines der führenden Unternehmen der Branche, Anheuser-Busch InBev, im April nach dem Anheuern der Transgender-Influencerin Dylan Mulvaney als Markenbotschafterin für die Marke Bud Light bei vielen männlichen Biertrinkern auf herbe Kritik gestoßen ist und sich massiver Boykottaufrufe gegenübersah, bauen Unternehmen wie Constellation Brands ihre Marktanteile aus.
Der Konzern hat im per August beendeten zweiten Quartal des Fiskaljahres 2023/24 den Umsatz um 7 Prozent auf 2,84 Milliarden Dollar gesteigert.
Dabei hat der Bierbereich die Einnahmen um 12 Prozent auf 2,4 Milliarden Dollar gesteigert, womit der Bereich knapp 85 Prozent der Konzernerlöse ausmacht. Zu dem Zuwachs trug ein Absatzplus von 7,9 Prozent über Groß- an Einzelhändler bei.
Dabei erfreuten sich gerade die Marken Modelo Especial und Modelo Chelada starken Wachstums, wobei Modelo Especial gemessen am Umsatz die Position als Nummer 1 im gesamten US-Biermarkt verteidigt hat.
Dabei legte der operative Gewinn der Sparte, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), aufgrund höherer Kosten, wie für Rohstoffe und Verpackungen, allerdings um lediglich 10 Prozent auf 953,9 Millionen Dollar zu. Damit ist die Marge etwas zurückgegangen auf 39,9 Prozent.
Hingegen ist der Umsatz des Bereichs „Wein und Spirituosen“ um 14 Prozent auf 444,1 Millionen Dollar gesunken. Dabei stand ein Absatzrückgang um 7,8 Prozent zu Buche. Vorstandschef Bill Newlands begründete das damit, dass die „Mainstream“-Marken weiter Absatzprobleme gehabt hätten, weshalb sich die Sparte verstärkt auf den oberen Preisbereich fokussiere. Der operative Gewinn des Bereichs brach um 19 Prozent auf 80,7 Millionen Dollar ein.
Abzüglich der Kosten auf Konzernebene stieg der operative Gewinn von Constellation Brands um 20 Prozent auf 979 Millionen Dollar. Damit hat sich die Marge auf 34,5 Prozent verbessert.
Prognose angehoben
Bei der Zahlenvorlage um 5. Oktober zeigte sich Newlands mit den Ergebnissen zufrieden und erhöhte den Ausblick. Grund ist, dass es im Biergeschäft im Gesamtjahr leicht besser laufen soll als erwartet.
So soll der Umsatz in dem Bereich um 8 bis 9 Prozent zulegen, statt der zuvor geplanten 7 bis 9 Prozent. Außerdem soll der operative Gewinn der Sparte um 6 bis 7 Prozent zulegen, statt der ursprünglich angekündigten 5 bis 7 Prozent.
Hingegen bestätigte Newlands den Ausblick für den Bereich „Wein und Spirituosen.“
Insgesamt soll so im Gesamtjahr auf Konzernebene ein Gewinn je Aktie von 9,60 bis 9,80 Dollar erwirtschaftet werden, statt der zuvor anvisierten 9,35 bis 9,65 Dollar.
Inklusive der 38-Prozent-Beteiligung an dem Cannabisanbieter Canopy Growth soll nun ein „vergleichbarer“ – sprich bereinigter - Gewinn je Aktie von 12,00 bis 12,20 Dollar erzielt werden, das liegt über dem vorherigen Ausblick von 11,70 bis 12,00 Dollar.
Zudem bekräftigte der Firmenlenker, dass sich die Investitionen auf 1,2 bis 1,3 Milliarden Dollar belaufen sollen, womit der Free Cashflow 1,2 bis 1,3 Milliarden Dollar erreichen werde.
Ein paar Haare im Bier
Trotz der Anhebung der Prognose ist die Aktie allerdings eingebrochen, womit sich die Talfahrt beschleunigt hat. Offenbar fanden Investoren ein paar Haare im Ausblick.
Dabei durften die Anleger gerade von der Prognose für den Bierbereich nicht begeistert gewesen sein, profitiert er von den Schwierigkeiten von Bud Light offenbar doch nicht so stark wie erwartet. So soll der Absatz im Bierbereich im zweiten Halbjahr des Geschäftsjahres nur rund 45 Prozent der Erlöse des Gesamtjahres ausmachen. Grund sei die übliche Saisonalität.
Allerdings soll sich das Geschäft mit Wein und Spirituosen in den nächsten Quartalen zusehends erholen und es im zweiten Halbjahr 55 Prozent der Erlöse der Sparte des Gesamtjahres ausmachen.
Außerdem geht Newslands nach dem Abbau einiger Schulden nun von Zinsbelastungen von „nur“ 460 Millionen Dollar für das Gesamtjahr aus, statt der zuvor geplanten 500 Millionen Dollar.
Bei einer Aktienanzahl von knapp 184 Millionen treibt allein dieser Effekt bei den Zinszahlungen den Gewinn je Aktie um knapp 0,22 Dollar nach oben. Damit sieht die Anhebung der Ergebnisprognose nicht mehr gerade eindrucksvoll aus, denn der Großteil resultiert nur aus niedrigeren Zinszahlungen und eben nicht aus der Verbesserung des operativen Geschäfts.
Kein Wunder, dass Investoren trotz der Anhebung des Ausblicks enttäuscht waren.
Umso mehr verwies Newlands auf den 2. November, wenn der Konzern auf einer Analystenkonferenz die Mittel- und Langfriststrategie präsentieren wird.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Nachdem die Aktie seit Anfang August ähnlich stark nachgegeben hatte wie der S&P500, ist sie zuletzt offenbar wegen des für viele Investoren enttäuschenden Ausblick eingebrochen. Meiner Meinung nach nimmt zudem - wegen der stark gestiegenen und inzwischen relativ hohen Zinsen - das Risiko einer Rezession in den USA und einer weltweiten Rezession deutlich zu.
Sollte es dazu kommen, dürfte das das so wichtige Biergeschäft von Constellation Brands entgegen der Erwartung vieler Analysten deutlich dämpfen.
Die Finanzprofis sagen für das Fiskaljahr 2023/24 (Ende Februar) einen Umsatzanstieg um 6,2 Prozent auf 10,04 Milliarden Dollar vorher. 2024/25 soll es um 6,7 Prozent auf 10,7 Milliarden Dollar nach oben gehen.
Zudem soll das bereinigte Ebit 2023/24 um 7,4 Prozent auf knapp 3,3 Milliarden Dollar zulegen und 2024/25 knapp 3,6 Milliarden Dollar erreichen. Letzteres entspricht einer operativen Marge von stattlichen 33,3 Prozent und liegt damit deutlich über den erwarteten 2024er-Vergleichswerten für Anheuser-Busch InBev (26,0 Prozent) oder Molson Coors (13,9 Prozent, siehe Beitrag „Auf den schweren Fehler der Konkurrenz anstoßen“).
Trotz Super-Marge sehr hohe Bewertung
Dabei liegt der Börsenwert von Constellation Brands bei 43,5 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 11,6 Milliarden Dollar erreicht der Enterprise Value (EV) damit herbe 55,1 Milliarden Dollar.
Das ist das 15,3-Fache des für 2024/25 erwarteten bereinigten Ebit. Ich finde, das ist trotz der hervorragenden operativen Marge eine sehr hohe Bewertung und zeigt, welch enormes Wachstum in der Aktie eingepreist ist. Daher belastet jedwede schlechte Nachricht, demnach das operative Geschäft nicht stärker brummt als erhofft, das Papier.
Und das 2023/24er-KGV liegt bei herben 20,0 und jenes für 2024/25 immer noch bei 17,5. Dass das KGV dabei auf Basis des „vergleichbaren“ Gewinns je Aktie berechnet wird, also bereinigt um Canopy Growth, sollte niemanden überraschen.
In der Mitte der von Constellation Brands für 2023/24 in Aussicht gestellten Spanne für den Gewinn nach US-GAAP (9,70 Dollar) liegt das KGV sogar bei herben 24,2.
Ich gehe daher davon aus, dass in einem Umfeld zunehmender Sorgen um eine Rezession die Talfahrt der Aktie von Constellation Brands weitergehen dürfte. Und ich fürchte, den Papieren der Konkurrenten Anheuser-Busch InBev und Molson Coors wird es leider kaum besser ergehen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Constellation Brands (871918) neben Zertifikaten, Mini Futures, Unlimited Turbos und Optionsscheinen auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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