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Coty – Trotz solider Wachstumsziele finden Investoren Aktie nicht dufte
Der US-amerikanische Parfüm- und Kosmetikkonzern erfreut sich guter Geschäfte. Wieso ist die Aktie dann dennoch auf Talfahrt?
120-jähriges Jubiläum hat Coty in diesem Jahr gefeiert, und Vorstandschefin Sue Nabi hat noch eine Menge vor. Sie will nach der Restrukturierung der vergangenen Jahre „eine neue Ära als Powerhouse im Schönheitsbereich“ einläuten.
Das Unternehmen war 1904 in Paris von dem Parfümeur François Coty gegründet worden. Die Firma begann in den 1910er-Jahren die weltweite Expansion, zuerst nach London und dann nach New York. Zuletzt besaß der Konzern fast 40 Marken, darunter Burberry, Calvin Klein, Davidoff, Gucci, Hugo Boss, JOOP!, Kylie Cosmetics und Rommel, und erfreute sich guter Geschäfte.
Im per Juni beendeten vierten Quartal des Fiskaljahrs ist der Umsatz um 1 Prozent auf 1,36 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag unter den Schätzungen der Analysten von 1,38 Milliarden Dollar. Bereinigt um Währungseffekte und den Verkauf der Marke Lacoste zurück an Lacoste stand allerdings ein Wachstum von 5 Prozent zu Buche. Dabei waren sowohl die hochpreisigen Produkte als auch jene für den Massenmarkt gefragt.
Jedoch sank der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 1 Prozent auf 164,5 Millionen Dollar. Damit ist die Marge minimal zurückgegangen, von 12,2 auf 12,1 Prozent. Knapp 70 Prozent des Gewinns entfielen dabei auf die hochpreisigen Produkte.
Überzeugende Prognose
Bei der Zahlenvorlage am 20. August zeigte sich Nabi sehr zufrieden und kündigte an, dass der Konzern im Fiskaljahr 2024/25 entsprechend seinen Mittelfristzielen wachsen soll. Demnach soll der Umsatz im laufenden Fiskaljahr bereinigt um 6 bis 8 Prozent steigen.
Zudem soll das bereinigte Ebitda um 9 bis 11 Prozent auf 1,186 bis 1,208 Milliarden Dollar zulegen – trotz des erwarteten Gegenwinds von der Währungsseite und des fehlenden Ergebnisbeitrags aus der Marke Lacoste. Die Mitte der Spanne (1,197 Milliarden Dollar) lag leicht über dem Konsens von 1,185 Milliarden Dollar. Zum Ergebnisanstieg sollen auch Einsparungen von 75 Millionen Dollar beitragen.
Schlussendlich strebt die Vorstandschefin für den bereinigten Gewinn je Aktie ein Plus von 15 bis 20 Prozent auf 0,54 bis 0,57 Dollar an. Allerdings lag der Konsens bei 0,57 Dollar.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten prognostizieren für das im Juni endende Fiskaljahr 2024/25 einen Umsatzanstieg um 5,7 Prozent auf 6,47 Milliarden Dollar. 2025/26 soll es um 6,2 Prozent auf 6,87 Milliarden Dollar nach oben gehen.
Dabei soll das bereinigte Ebitda zuerst um 9,3 Prozent auf 1,19 Milliarden Dollar klettern und 2025/26 um 7,7 Prozent auf 1,29 Milliarden Dollar zuzulegen.
Für den bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) wird zuerst ein Anstieg um 10,2 Prozent auf 951,1 Millionen Dollar vorhergesagt, gefolgt von einem Anstieg um 8,8 Prozent auf 1,04 Milliarden Dollar für 2025/26.
Der Börsenwert liegt bei 8,0 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 3,6 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 11,6 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 11,2-Fachen des von Analysten für 2025/26 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist nicht gerade eine niedrige Bewertung.
Und das KGV auf Basis der 2025/26er-Schätzungen liegt bei 13,9.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Trotz der guten Ergebnisse und des überzeugenden Ausblicks ist die Aktie seit dem Mehrjahreshoch von Ende Februar 2024 allerdings auf Talfahrt und in die Nähe des niedrigsten Niveaus seit Januar 2023 abgerutscht.
Grund ist meiner Meinung nach die Sorge der Investoren, dass sich die Kunden von Coty im Falle einer deutlichen Abkühlung der US-Konjunktur mit dem Kauf von Parfüm und Kosmetikprodukten zurückhalten könnten, gerade von hochpreisigen.
Auf der Analystenkonferenz hat Nabi zwar wiederholt betont, dass das Geschäft nicht zyklisch sei, dass die Verbraucher also weiterhin bei Parfüm und Kosmetikprodukten zugreifen würden. Allerdings räumte Nabi ein, dass etliche US-Einzelhändler genau auf ihre Lagervorräte achten würden – sprich vorsichtig seien, nicht zu viel zu bestellen. Mit ihren zuversichtlichen Aussagen konnte die Vorstandschefin die Sorgen der Investoren allerdings nicht zerstreuen.
Vielmehr war die Aktie in den vergangenen Monaten ebenso auf Talfahrt wie die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen. Letztere spiegeln eine deutliche Eintrübung der Aussichten für die US-Wirtschaft wider.
Da gleichzeitig die Konjunktur in der Eurozone nicht gerade floriert, könnte das Umfeld für Coty zusehends herausfordernder werden. Da hilft es auch nicht viel, dass das Geschäft in Wachstumsmärkten wie Brasilien weiter brummt.
Ich gehe davon aus, dass die Coty-Aktie erst einmal auf Talfahrt bleiben wird, weil sich die US-Konjunktur deutlich abkühlen könnte. Entgegen Nabis Vorhersage könnte dies das Geschäft von Coty in den nächsten Monaten deutlich dämpfen.
Dass die Aktie des weltgrößten Luxusgüterkonzerns LVMH seit dem Hoch von Mitte März 2024 auf Talfahrt und damit auf das niedrigste Niveau seit Oktober 2022 abgerutscht ist, verheißt meiner Meinung nach auch nichts Gutes für das Coty-Papier.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Coty (A1WY6X) Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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