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Crocs – Nach dem Sprint erst einmal einen Schritt langsamer gehen

17.05.2023 · von Egmond Haidt

Der US-Schuhhersteller Crocs hat prächtige Zahlen für das erste Quartal vorgelegt. Umso weniger begeistert waren Investoren allerdings vom Ausblick auf das zweite Quartal. Dabei setzt Vorstandschef Andrew Rees etliche Maßnahmen um, um für weiteres kräftiges Umsatzwachstum und hohe Profitabilität zu sorgen.

Ein beeindruckendes Comeback hat Crocs in den Jahren 2018 bis 2022 gefeiert. Nachdem sich der US-Schuhhersteller in den Jahren davor verzettelt hatte, indem er in zu viele Bereiche expandiert war, wie Golf- oder Lederschuhe, begann 2018 dank der Rückbesinnung auf die Wurzeln und der kräftigen Steigerung der Werbeausgaben ein Fünf-Jahres-Lauf mit prozentual zweistelligem Umsatzwachstum. Daher wurde das Jahr 2022 mit Rekorderlösen von 3,6 Mrd. Dollar abgeschlossen.

Crocs sind Clogs aus Kunststoff und waren in den vergangenen Jahren ein Modetrend wie früher Clogs oder Flip-Flops. Mit ihren rutsch- und abriebfesten Sohlen wurden die wasserfesten Schaumharzschuhe Crocs früher vor allem in Feuchträumen oder im Bootssport eingesetzt.

Im ersten Quartal 2023 hat das Geschäft bei Crocs weiter gebrummt. So ist der Umsatz um 33,9 Prozent auf 884,2 Mio. Dollar nach oben geschossen. Dabei haben die Produkte der Marke Crocs ein Erlöswachstum um 19 Prozent auf 648,8 Mio. Dollar verbucht, womit die Marke knapp drei Viertel der Konzernumsätze beisteuerte.

Die Einnahmen des italienischen Freizeitschuhherstellers HeyDude, den Crocs am 17. Februar 2022 übernommen hatte – aber damals nur ein halbes Quartal konsolidiert hatte -, haben sich mehr als verdoppelt 235,4 Mio. Dollar. Auf Pro Forma-Basis stand ein Plus von 15 Prozent zu Buche.

Der kräftige Umsatzanstieg auf Konzernebene hat die Profitabilität stark verbessert. Der bereinigte operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), ist um etwas mehr als 40 Prozent auf 247,0 Mio. Dollar geklettert, womit sich die Marge von 26,6 auf 27,9 Prozent verbessert hat. Dazu trugen vor allem die stark gesunkenen Frachtkosten bei.

Nach der Vorlage der starken Zahlen Ende April ist die Aktie dennoch eingebrochen. Grund war, dass der Ausblick Investoren enttäuscht hat. So soll der Umsatz im laufenden Quartal um lediglich 6 bis 9 Prozent auf 1,026 bis 1,049 Mrd. Dollar steigen, was deutlich unter den damaligen Schätzungen der Analysten lag (1,06 Mrd. Dollar).

Zugleich bedeutet das eine deutliche Verlangsamung des Erlöswachstums, wenn man die 19 Prozent für die Marke Crocs für das erste Quartal betrachtet, sowie das bereinigte Plus von 15 Prozent für HeyDude. Inzwischen haben Investoren ihre Schätzung für das zweiten Quartal etwas gestutzt auf 1,05 Mrd. Dollar.

Etliche Faktoren für Wachstum

Hingegen kann sich der Ausblick für das Gesamtjahr durchaus sehen lassen. Im Gesamtjahr will Vorstandschef Andrew Rees den Umsatz währungsbereinigt um 11 bis 14 Prozent auf 3,945 bis 4,045 Mrd. Dollar steigern.

Dabei peilt er für die Crocs-Marke ein Plus von 7 bis 9 Prozent an, und für HeyDude eines im mittleren 20-Prozent-Bereich. Allerdings soll die bereinigte operative Marge etwas zurückgehen auf 26,0 bis 27,0 Prozent, nach 27,7 Prozent für 2022. Zudem soll der bereinigte Gewinn je Aktie 11,17 bis 11,73 Dollar erreichen.

Analysten sagen auf Dollar-Basis einen Umsatzanstieg um 13 Prozent auf 4,02 Mrd. Dollar vorher. Beim bereinigten Gewinn je Aktie wird ein Plus von 5,7 Prozent auf 11,54 Dollar erwartet, was minimal über der Mitte der obigen Spanne (11,45 Dollar) liegt.

Gleichzeitig treibt Rees eine Reihe von Wachstumsinitiativen voran. So expandiert die Marke Crocs kräftig in den Bereich Sandalen, womit sie sich ein Stück vom 30 Mrd. Dollar schweren Weltmarkt abschneiden will. Crocs hat im ersten Quartal ein Umsatzwachstum von 65 Prozent bei Sandalen erzielt. Rees möchte im laufenden Jahr die Einnahmen mit Sandalen um 29 Prozent auf rund 400 Mio. Dollar steigern.

Als weiteren Wachstumsmotor sieht der Firmenlenker das Geschäft in Asien. In der Region waren die Einnahmen im ersten Quartal währungsbereinigt um 55 Prozent gewachsen. Zuversichtlich stimmt Rees vor allem das Geschäft in China, das nach der Abschaffung der Corona-Maßnahmen rasant wächst.

Außerdem will Rees das eCommerce-Geschäft weiter ankurbeln. So sollen Produkte, die teilweise bislang über den Großhandel verkauft werden, direkt an Konsumenten veräußert werden, was mehr Gewinn in der Tasche von Crocs lassen soll.

Gleichzeitig soll HeyDude weiter kräftig expandieren, wobei in diesem Jahr die Märkte in Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden im Fokus stehen. Gleichzeitig will die Tochter ab dem vierten Quartal Schuhe aus einem neuen Logistikzentrum in Las Vegas ausliefern.

Inzwischen scheint die Aktie den schwachen Ausblick für das zweite Quartal verdaut zu haben und ist in Richtung des Hochs vom April (vor der Zahlenvorlage) nach oben gedreht.

BNP Paribas hat die Aktie von Crocs (A0HM52) in die Palette der Basiswerte aufgenommen und bietet aktuell die ersten Mini Futures und Unlimited Turbos auf diesen neuen Basiswert an.

Egmond Haidt

Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.

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