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Cummins – Trotz geplantem Ergebnisrückgang kratzt Aktie am Rekordhoch
Das Geschäft des US-Herstellers von Lkw-Motoren hat nach der Pandemie geboomt. Vorstandschefin Jennifer Rumsey hat für 2024 deutliche Rückgänge bei Umsatz und Gewinn vorhergesagt.
Nach der Beendigung eines unschönen Kapitals kann Cummins mit Zuversicht in die Zukunft schauen, also sich verstärkt auf die Produktion emissionsfreier Antriebe fokussieren. Nach jahrelangen Verhandlungen mit den US-Behörden hat der ÙS-Hersteller von Lkw-Motoren eine Einigung im Abgasmanipulationsskandal erzielt und hat daher im vierten Quartal Belastungen von herben 2,04 Milliarden Dollar verbucht, was für einen kräftigen Verlust gesorgt hat.
Hinzu kamen Kosten von 42 Millionen Dollar für ein Freiwilligenprogramm zum Mitarbeiterabbau, sowie weitere Belastungen von 33 Millionen Dollar für die geplante Abspaltung der Tochter Atmus Filtration.
„Die Produkte reichen von Diesel-, Erdgas-, Elektro- und Hybridantrieben bis hin zu Komponenten im Zusammenhang mit dem Antriebsstrang, einschließlich Filtration, Nachbehandlung, Turbolader und Kraftstoffsysteme, Steuerungssysteme, Luftbehandlungssysteme, automatisierte Getriebe, Achsen, Antriebsstränge, Bremsen, Federungssysteme, Stromerzeugungssysteme, Batterien, elektrische Antriebsstränge, Wasserstoffproduktion und Brennstoffzellenprodukte“, schreibt das Unternehmen auf seiner Homepage.
Bereinigte Zahlen erreichen Rekordwerte
Der Umsatz von Cummins ist im vierten Quartal um 10 Prozent auf 8,5 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag deutlich über den Schätzungen der Analysten von 8,14 Milliarden Dollar.
Aufgrund der obigen Belastungen stand allerdings ein Verlust vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 878 Millionen Dollar zu Buche, gegenüber einem Gewinn von 1,1 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Damit ist die Marge eingebrochen von 14,2 Prozent auf minus 10,3 Prozent.
Bereinigt um die obigen drei Effekte hat der Konzern für das Gesamtjahr 2023 allerdings Rekordergebnisse gemeldet, also bei Umsatz, Ebitda, Jahresüberschuss und Gewinn je Aktie.
So war der Umsatz um 21,3 Prozent auf 34,1 Milliarden Dollar geklettert. Bei der Verteilung nach Regionen liegt USA/ Kanada mit insgesamt 60 Prozent vorne, vor Europa (10 Prozent), China (9 Prozent), sowie Lateinamerika & Mexiko (7 Prozent). Der Rest entfällt auf andere Regionen.
Das bereinigte Ebitda des Konzerns legte um 33,9 Prozent auf 5,2 Milliarden Dollar zu, womit die Marge von 13,8 auf 15,3 Prozent verbessert worden ist.
Zudem kletterte der bereinigte Gewinn je Aktie um 20,9 Prozent auf 19,69 Dollar.
Nach der Veröffentlichung der Ergebnisse legte das Papier deutlich zu.
Ergebnisrückgang vorhergesagt
Bei der Zahlenvorlage am 6. Februar gab sich Vorstandschefin Jennifer Rumsey sehr zufrieden. Allerdings prognostizierte sie einen deutlichen Rückgang der Ergebnisse für 2024, weil sich die Märkte, gerade jener für Schwerlastwagen in den USA, nach dem Boom der Vorjahre normalisieren würden.
Der Konzern habe daher erste Maßnahmen ergriffen, um die Kosten zu senken. Demnach soll der Markt für Schwerlastwagen in den USA 2024 um 10 bis 15 Prozent auf 245.000 bis 265.000 Einheiten schrumpfen.
2024 soll daher der Umsatz von Cummins um 2 bis 5 Prozent sinken. Zudem soll die Ebitda-Marge 14,4 bis 15,4 Prozent erreichen.
Hingegen soll der weltweite Markt für Maschinen für die Stromerzeugung - angetrieben gerade aus dem Bereich Rechenzentren - um 5 bis 10 Prozent wachsen und damit das Geschäft von Cummins ankurbeln.
Zudem sollen die Ergebnisse ein wenig von der Tochter Accelera gestützt werden. Sie hat sich auf emissionsfreie Lösungen spezialisiert, also die Lieferung von Brennstoffzellen, Batterien, E-Achsen, Traktionssystemen und Elektrolyseuren.
Accelera hat im September 2023 ein Joint Venture mit Daimler Truck, Paccar und Eve Energy geschlossen, um in den USA Batteriezellen für gewerbliche Fahrzeuge und Industrieanwendungen zu produzieren. Die Investitionen der Partner sollen sich auf 2 bis 3 Milliarden Dollar belaufen, und die Produktion im Jahr 2027 beginnen. Im Januar 2024 wurde Marshall County, Mississippi als Standort für das neue Werk bekanntgegeben.
Accelera hat einen Auftragsbestand von 500 Millionen Dollar für Elektrolyseure. 2024 soll der Umsatz der Tochter auf 450 bis 500 Millionen Dollar steigen, nach 354 Millionen Dollar für 2023.
Außerdem lud Rumsey Analysten für den 16. Mai zu einer Konferenz nach New York ein, um die weitere Strategie des Konzerns zu diskutieren.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 einen Umsatzrückgang um 3,0 Prozent auf 33,03 Milliarden Dollar.
Das Ebitda soll gegenüber dem bereinigten 2023er-Wert um 6,1 Prozent auf 4,88 Milliarden Dollar sinken, womit die Marge auf 14,8 Prozent zurückgehen würde.
Die Schätzungen der Finanzprofis zu Umsatz und Ebitda lägen also jeweils in der von Rumsey vorhergesagten Spanne.
Der Börsenwert liegt bei 38,1 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von knapp 4,0 Milliarden Dollar liegt damit der Enterprise Value (EV) bei 42,1 Milliarden Dollar
Das entspricht dem 8,6-Fachen des von Analysten für 2024 vorhergesagten Ebitda, sowie dem 11,0-Fachen des Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern). Die Zahlen zeigen, dass trotz des erwarteten Ergebnisrückgangs für 2024 kräftiges Wachstum in der Aktie eingepreist ist.
Und das KGV liegt bei 13,8 auf Basis des für 2024 bereinigten Gewinns je Aktie (18,33 Dollar).
Trotz der gedämpften Geschäftsaussichten für das laufende Jahr und die meiner Meinung nach hohe Bewertung dürfte die Rekordfahrt der Aktie dennoch weitergehen. Denn viele Investoren dürften darauf setzen, dass der Konzern im Bedarfsfall aufgrund zusätzlicher Kostensenkungen gut durch das Jahr 2024 kommen wird, um dann 2025 wieder auf den Wachstumskurs einzuschwenken und neue Rekordergebnisse zu erwirtschaften.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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