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Deere – Trotz schwachem Ausblick brummt Aktie auf Rekordhochs

Der US-Hersteller von Maschinen für die Landwirtschaft hat etlichen Gegenwind. Investoren haben sich von der enttäuschenden Prognose aber nicht verunsichern lassen.
Das Umfeld für die Hersteller von Maschinen für die Landwirtschaft könnte schwieriger kaum sein, während das Boomjahr 2023 in immer weitere Ferne rückt. So liegen die Preise für Agrarrohstoffe wie Weizen und Mais in der Nähe der Mehr-Jahres-Tiefs, was die Einnahmen der Bauern erheblich belastet, sodass sie daher stark auf die Investitionsbremse treten. Außerdem war die Produktion der Landwirte in Frankreich, dem größten Getreideproduzenten in Westeuropa, wegen der Überschwemmungen auf das niedrigste Niveau seit Jahrzehnten eingebrochen.
Ein weiterer Belastungsfaktor für die Landwirtschaft weltweit sind die hohen Zinsen, die die Finanzierung der Maschinen teuer machen. Gleichzeitig sind die Bestände an gebrauchten Traktoren, Mähdreschern und anderen Maschinen bei den Händlern hoch, weshalb Deere die Produktion kräftig gedrosselt hat, um die Bestände abzubauen.
Dieses herausfordernde Umfeld spiegeln die Ergebnisse von Deere klar wider, die am 21. November veröffentlicht wurden. Im per Oktober beendeten vierten Quartal 2023/24 brach der Umsatz um 28 Prozent auf 11,1 Milliarden Dollar ein.
Dabei brachen die Erlöse mit großen, leistungsstarken Maschinen für die Landwirtschaft um herbe 38 Prozent auf 4,3 Milliarden Dollar ein, während jene mit kleinen Maschinen für Landwirtschaft und Rasenpflege um 25 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar einknickten.
Außerdem sind die Einnahmen mit Maschinen für die Bau- und Forstwirtschaft um 29 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar gesunken, weil die Bautätigkeit in vielen Ländern wegen der hohen Zinsen unter Druck war und auch die Forstwirtschaft schwächelte. Hingegen sind die Einnahmen der Finanzsparte um 13 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar gestiegen.
Zudem ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf Konzernebene um 52 Prozent auf 1,45 Milliarden Dollar eingebrochen, womit sich die Marge stark verschlechtert hat, von 19,6 auf 13,0 Prozent. Allerdings ist die Marge deutlich höher als früher, als sich der Sektor in der Mitte des Geschäftszyklus befand.
Der Gewinn je Aktie fiel um 45 Prozent auf 4,55 Dollar, das lag allerdings weit über den Schätzungen der Analysten von 3,87 Dollar.
Im Gesamtjahr 2023/24 ist der Gewinn um 30 Prozent auf 7,1 Milliarden Dollar eingebrochen, das war allerdings der zweithöchste Wert in der Unternehmensgeschichte, nach 10,2 Milliarden Dollar für 2022/23. Der Gewinn je Aktie knickte 2023/24 um 26 Prozent auf 25,62 Dollar ein.
Schwacher Ausblick
Bei der Präsentation der Ergebnisse zeigte sich Vorstandschef John May dennoch zufrieden, weil die Marge deutlich höher sei als zu vergleichbaren Zeiten in der Vergangenheit. Damit zahlen sich die deutlichen Kostensenkungen und die schnelle Reaktion auf das Umfeld mit der kräftigen Drosselung der Produktion klar aus.
Allerdings hat er für das Fiskaljahr 2024/25 einen Gewinn von lediglich 5,0 bis 5,5 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Die Prognose bedeutet nicht nur einen erneuten Einbruch, sondern liegt auch weit unter den Schätzungen der Analysten von 5,83 Milliarden Dollar. Laut May würde der Ausblick einen Gewinn je Aktie von rund 19 Dollar bedeuten.
Grund für den schwachen Ausblick: May geht davon aus, dass der Abwärtstrend bei Maschinen sowohl für Landwirtschaft und Rasenpflege als auch für die Bauwirtschaft anhalten wird.
Demnach soll beispielsweise der Umsatz von Deere mit großen Maschinen für die Landwirtschaft im Fiskaljahr 2024/25 um rund 15 Prozent sinken. Dennoch sollen Preiserhöhungen in dem Geschäftsbereich den Umsatz um 1 Prozentpunkt stützen.
Zudem soll das Maschinengeschäft auf Konzernebene, also ohne die Finanzsparte, einen operativen Cashflow von 4,5 bis 5,5 Milliarden Dollar erwirtschaften, gegenüber 6,9 Milliarden Dollar für 2023/24.
Auf der Analystenkonferenz sagte der Vorstandschef zudem, dass man die Auswirkungen der Politik des nächsten US-Präsidenten Donald Trump auf Deere noch nicht absehen könne. Im Wahlkampf hatte Trump gedroht, Strafzölle von 200 Prozent auf Maschinen von Deere zu verhängen, wenn der Konzern wie geplant die Produktion und damit Jobs nach Mexiko verlagern sollte. Nun hat May gesagt, dass mehr als 75 Prozent der Maschinen, die der Konzern in den USA verkaufe, auch in den USA montiert würden.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten prognostizieren für das Fiskaljahr 2024/25 einen Umsatzrückgang von 12,8 Prozent auf 39,0 Milliarden Dollar.
Zudem soll das Ebit um 23,4 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar einbrechen. Damit würde sich die Marge deutlich verschlechtern, von 20,2 auf 17,7 Prozent.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Trotz des schwachen Ausblicks für 2024/25 hat die Aktie nach den Mehr-Jahres-Tiefs vom August nach der Vorlage der 9-Monats-Zahlen Mitte August kräftig nach oben gedreht und notiert inzwischen am Rekordhoch. Damals hatte Deere besser als erwartete Ergebnisse vorgelegt und die Prognose für das Fiskaljahr 2023/24 bestätigt, was für Erleichterung bei Investoren gesorgt hatte.
Für Rückenwind bei der Aktie hat zudem gesorgt, dass der Preis für Mais Ende August nach oben gedreht hat und sich inzwischen gegenüber dem damaligen Mehr-Jahres-Tief um mehr als 10 Prozent erholt hat, womit sich die Aussichten für die Landwirte und damit auch für Deere ein wenig aufhellen.
Meiner Meinung nach haben Investoren in den vergangenen Monaten zudem zusehends auf einen Wahlsieg von Donald Trump gewettet. Viele Experten gehen davon aus, dass dessen geplante Politik die Inflation deutlich anheizen wird, sei es über massive Steuersenkungen oder erhebliche Strafzölle auf ausländische Produkte. In einem Inflationsumfeld steigen aber üblicherweise die Preise für Agrarrohstoffe deutlich.
Der Börsenwert von Deere liegt bei 126,6 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 56,7 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 183,3 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 26,5-Fachen des von Analysten für 2024/25 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist eine sehr hohe Bewertung und zeigt damit die Zuversicht der Investoren, dass Deere in den nächsten Jahren den Gewinn massiv wird steigern können.
Und das KGV auf Basis der 2024/25er-Schätzungen liegt bei herben 23,1.
Trotz der sehr hohen Bewertung sollte meiner Meinung nach die Rekordfahrt der Deere-Aktie weitergehen, denn in einem Inflationsumfeld sind Papiere aus dem Agrarsektor üblicherweise ein gutes Investment.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Deere (850866) Mini Futures, Unlimited Turbos, klassische Optionsscheine und Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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