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Dentsply Sirona – Mit neuem Restrukturierungsprogramm auf Mittelfristziel hinarbeiten

24.09.2024 · von BNP Paribas

Der US-Hersteller von Dentalprodukten hat den Ausblick gesenkt. Vorstandschef Simon Campion versucht mit zusätzlichen Maßnahmen die Profitabilität zu verbessern.

Die schwache Weltwirtschaft belastet auch Branchen, die man eigentlich als weitgehend stabil in konjunkturell schwierigen Zeiten betrachtet, etwa die Dentalindustrie. Allerdings halten sich potenzielle Patienten in etlichen Ländern wie den USA mit Zahnersatzreparaturen zurück, weil die Zinsen für die entsprechenden Kredite hoch sind.

Daher machen die Zahnärzte weniger Gewinn mit Verbrauchsmaterialien, weshalb die Praxen bei Investitionen in die Technologie auf die Ausgabenbremse treten. Genau dieses schwierige Umfeld hatte Dentsply Sirona zuletzt zu spüren bekommen, wie die Zahlen vom 31. Juli zeigen.

„Dentsply Sirona ist der weltweit größte Hersteller von hochwertigen Dentalprodukten und -technologien. Gemeinsam mit unseren Partnern befähigen wir Zahnärzte auf der ganzen Welt, Millionen von Patienten eine erstklassige Zahnpflege zu bieten – für ein gesundes Lächeln“, schreibt die Deutschland-Tochter auf ihrer Homepage. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, die Zahnmedizin zu verändern, um die Mundgesundheit weltweit zu verbessern, und wir sind stolz darauf, ein bevorzugter Partner für Zahnarztpraxen, Kliniken, Dentallabore und autorisierte Händler weltweit zu sein.“

Im zweiten Quartal ist der Umsatz von Dentsply Sirona um 4,2 Prozent auf 984 Millionen Dollar gesunken, währungsbereinigt stand ein Rückgang um 2,3 Prozent zu Buche.

Dabei entfielen 360 Millionen Dollar auf die USA, das waren 36,6 Prozent der Konzernerlöse. 387 Millionen Dollar stammten aus Europa, 237 Millionen Dollar aus dem Rest der Welt.

Trotz deutlicher Kostensenkungen ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf Konzernebene um 5,9 Prozent auf 173 Millionen Dollar gesunken. Damit ist die Marge leicht zurückgegangen, von 17,8 auf 17,5 Prozent.

Der bereinigte Gewinn je Aktie sank um 4 Prozent auf 0,49 Dollar.

Prognose gesenkt

Auf der Analystenkonferenz räumte Vorstandschef Simon Campion ein, dass das Umfeld schwierig ist, und senkte die Prognose, zumal Kunden teilweise auf preiswertere Produkte von Dentsply Sirona ausweichen würden.

Demnach soll der Umsatz im Gesamtjahr 3,86 bis 3,90 Milliarden Dollar erreichen, statt der zuvor geplanten 3,91 bis 3,97 Milliarden Dollar. Der neue Ausblick bedeutet, dass der Erlös währungsbereinigt stagniert oder um bis zu 1 Prozent sinkt. Zuvor hatte Campion einen stabilen Umsatz oder einen Anstieg um bis zu 1,5 Prozent vorhergesagt.

Allerdings bestätigte Campion, dass die bereinigte Ebitda-Marge weiterhin 18 Prozent erreichen soll. Auf der Analystenkonferenz sagte das Management, dass dazu die Marge im dritten Quartal auf rund 18 Prozent steigen soll, um im vierten Quartal sogar auf 20 Prozent und mehr nach oben zu springen.

Hingegen schraubte der Firmenlenker den Ausblick für den bereinigten Gewinn je Aktie für das Gesamtjahr auf 1,96 bis 2,02 Dollar nach unten, gegenüber den zuvor avisierten 2,00 bis 2,10 Dollar. Die neue Prognose bedeutet einen Anstieg um 7 bis 10 Prozent.

Neues Restrukturierungsprogramm

Vor dem Hintergrund des schwierigen Umfelds hat der Vorstandschef ein neues Restrukturierungsprogramm angekündigt, nachdem das bisherige 200 Millionen Dollar schwere Programm seit Anfang 2023 gelaufen ist und die Maßnahmen weitgehend abgearbeitet worden sind. Dabei war zuletzt ein Logistikzentrum in den USA geschlossen worden, während auch ein dortiges Werk geschlossen wird.

Mit dem neuen Programm soll der Gewinn je Aktie im Jahr 2026 auf 3 Dollar gesteigert werden, also innerhalb von lediglich 2 Jahren um fast 50 Prozent gegenüber dem geplanten 2024er-Wert nach oben getrieben werden.

Im Rahmen des neuen Programms sollen die operativen Kosten innerhalb von 12 bis 18 Monaten um 80 bis 100 Millionen Dollar aufs Jahr hochgerechnet gesenkt werden. Das eingesparte Geld soll in das Geschäft reinvestiert werden.

Dabei sollen 2 bis 4 Prozent der Mitarbeiter abgebaut werden. Gleichzeitig will Dentsply Sirona bis zum Ende des ersten Quartals 2025 100 eigene Vertriebsmitarbeiter anheuern, um den Absatz anzukurbeln. Außerdem werden die Geschäftsbereiche in Nord- und Lateinamerika zur Region Amerika zusammengelegt.

Auf der Analystenkonferenz machte Campion allerdings klar, dass nur zwei Drittel des geplanten Gewinnanstiegs bis 2026 unter der Kontrolle des Unternehmens seien. Der Rest hänge davon ab, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft normalisiere – sprich beschleunige.

Umso mehr hofft der Konzern auf deutliche Zinssenkungen, weil sich dann die Patienten eher Zahnreparaturen leisten würden.

So sehen die Schätzungen aus

Analysten sagen für 2024 einen Umsatzrückgang um 2 Prozent auf 3,88 Milliarden Dollar vorher. Hingegen soll es 2025 um 3,2 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar nach oben gehen, gefolgt von einem Plus von 3,5 Prozent auf 4,15 Milliarden Dollar für 2026.

Das bereinigte Ebitda soll 2024 leicht zulegen, auf 700 Millionen Dollar, gefolgt von einem Sprung von 9,8 Prozent auf 768,9 Millionen Dollar für 2025.

Zudem sagen die Finanzprofis für 2024 einen leichten Rückgang beim bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf 558,1 Millionen Dollar vorher, hingegen soll er 2025 um 13,7 Prozent auf 634,5 Millionen Dollar zulegen. Damit würde die Marge 2024 bei 14,4 Prozent stagnieren, um 2025 auf 15,8 Prozent nach oben zu schießen.

Beim bereinigten Gewinn je Aktie prognostizieren die Analysten 1,98 Dollar für 2024, gefolgt von 2,31 Dollar für 2025. Die Schätzung für 2026 liegt allerdings bei lediglich 2,56 Dollar und damit rund 15 Prozent unter Campions Prognose. Das zeigt unmissverständlich die Skepsis der Analysten.

Wie geht’s weiter mit der Aktie?

Nach der jahrelangen Talfahrt hat sich die Aktie zuletzt etwas von den 15-Jahres-Tiefs erholt. Damit liegt der Börsenwert bei 5,3 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 1,8 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 7,1 Milliarden Euro.

Das entspricht dem 11,2-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist eine ziemlich hohe Bewertung für ein Unternehmen, dessen Umsatzwachstum in den nächsten Jahren ziemlich überschaubar sein soll. Da hilft meiner Meinung nach auch die hohe operative Marge nicht viel.

Ich gehe davon aus, dass die Erholung der Aktie bald auslaufen und sie anschließend wieder auf Talfahrt gehen dürfte. Denn die Konjunkturdaten aus den USA könnten in den nächsten Wochen schlechter werden, während gleichzeitig bezüglich der Konjunktur in der Eurozone Rezessionssorgen hochkochen dürften.

Gleichzeitig sind auch die Aussichten für den Rest der Welt nicht gerade rosig. Campion und seinem Management-Team dürften daher kaum etwas anderes übrig bleiben, als auf massive Zinssenkungen von Fed, EZB und etlichen anderen Notenbanken in den nächsten Monaten zu hoffen.

BNP Paribas bietet auf die Aktie von Dentsply Sirona (A2AF0E) Mini Futures und Unlimited Turbos an.

Egmond Haidt

Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.

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