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Dish Network – Durch Netflix stark in die Defensive gezwungen
Der US-Anbieter von Satelliten-Fernsehen Dish Network will sich zum Mobilfunkdienstleister wandeln. Allerdings gibt es dabei ein „kleines“ Problem. Zuletzt hat aber die Kooperation mit Amazon für eine Erholung der Dish-Aktie gesorgt.
Netflix sorgt für enorme Umwälzungen im Fernsehbereich, gerade in den USA. Während der Streamingdienst im zweiten Quartal eine Menge neuer User gewonnen hat, haben die Anbieter von Kabel-, oder von Satelliten-TV, wie Dish Network, mit einem deutlichen Rückgang der Kundenzahlen zu kämpfen.
Das spiegeln die Ergebnisse von Dish Network unmissverständlich wider. So sank die Zahl der Pay-TV-Kunden im ersten Quartal um netto 552.000 auf 9,2 Mio. Während sie bei der Tochter Dish TV um 318.000 auf 7,1 Mio. zurückging, verlor der hauseigene Streamingdienst Sling TV 234.000 auf 2,1 Mio.
Für zusätzlichen Druck auf die Kundenzahl dürfte ein im Februar bekanntgewordener Cyberangriff gesorgt haben. Dabei wurden laut Unternehmensangaben zwar keine Daten von Kunden, sondern nur welche von Mitarbeitern gestohlen. Dennoch dürfte die Nachricht für Verunsicherung bei Kunden gesorgt haben.
Damit hat Dish Network in sieben der vergangenen acht Quartale Kunden im TV-Bereich verloren. Umso mehr versuchen der Chef des Aufsichtsgremiums und Großaktionär Charlie Ergen und Vorstandschef W. Erik Carlson den Konzern zu einem Mobilfunkprovider umzubauen.
Allerdings läuft es auch in dem Bereich nicht gerade rund. Vielmehr ist die Zahl der Smartphone-Kunden im ersten Quartal um netto 81.000 auf 7,9 Mio. gesunken. Damit hat die Sparte in sieben der vergangenen acht Quartale Kunden verloren.
Enorme Herausforderungen
Daher ist im ersten Quartal der Konzernumsatz um 8,6 Prozent auf 4,0 Mrd. Dollar zurückgegangen. Dabei sind die Erlöse im Pay-TV-Bereich um 6,2 Prozent auf 3,0 Mrd. Dollar gesunken, der Rest entfiel auf die Mobilfunksparte, die einen Einbruch der Einnahmen um 15,4 Prozent verbucht hat.
Der Rückgang des Konzernumsatzes schlägt deutlich auf die Profitabilität durch. Der operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), ist auf 323,4 Mio. Dollar eingebrochen.
Mit einem operativen Profit von 675,2 Mio. Dollar ist der Bereich Pay-TV der einzige Gewinnlieferant des Konzerns, während die Mobilfunksparte 351,8 Mio. Dollar verbrannt hat. Während der Profit im TV-Bereich eingebrochen ist, ist der Verlust im Mobilfunk nach oben geschossen.
Beim Umbau in Richtung Mobilfunkservice-Provider mit den entsprechend hohen Infrastrukturinvestitionen gibt es allerdings ein „kleines“ Problem. Der Konzern hat Nettoschulden von 18,9 Mrd. Dollar. Da sind die deutlich gestiegenen Zinsen in den USA ziemlich schlechte Nachrichten für Dish Network.
Damit steckt der hochverschuldete Konzern in der Klemme: Einerseits braucht er frisches Geld, um sein Mobilfunkgeschäft auszubauen. Andererseits geht die Kundenzahl im TV-Bereich, dem einzigen Gewinnlieferanten, immer weiter zurück. Daher müssen Aufsichtsratschef Ergen und Vorstandschef Carlson laut deren eigenen Aussagen auf einem „schmalen Grat“ wandern.
Auf die heftige Talfahrt der Dish-Aktie hat der Indexanbieter S&P Dow Jones Indices reagiert. Daher ist Dish per 20. Juni aus dem S&P500 direkt in den S&P SmallCap 600 Index der kleinen Werte abgestiegen, hat also den S&P MidCap 400 Index der mittelgroßen Werte auf dem Weg nach unten übersprungen.
Kooperation mit Amazon stützt Dish-Aktie
Zuletzt hat sich die Dish-Aktie allerdings deutlich erholt. Grund ist eine Zusammenarbeit mit Amazon. Demnach können Amazon Prime-Kunden seit Ende Juli für 25 Dollar einen Handyvertrag mit Dish abschließen, der unbegrenztes Volumen für Gespräche, Text-Nachrichten und Daten enthält.
Ob der Deal allerdings in irgendeiner Art und Weise profitabel für Dish werden kann, ist meiner Meinung nach mehr als zweifelhaft. Schließlich soll der Preis für den Vertrag „für immer“ bei 25 Dollar bleiben.
Wie Dish damit Geld verdienen will, kann ich kaum nachvollziehen, schließlich verlangen die großen Mobilfunkprovider, wie AT&T und Verizon, für ähnliche Verträge mindestens 35 Dollar bis 50 Dollar. Zudem müssen sich Dish-Kunden von Amazon Prime darauf einstellen, dass nach einem Verbrauch von mehr als 30 GB/ Monat die Geschwindigkeit gedrosselt wird.
Umso gespannter warten Investoren auf die Vorlage der Halbjahreszahlen von Dish, deren Termin ich auf der Homepage leider noch nicht finden konnte. Die Veröffentlichung dürfte allerdings ziemlich bald erfolgen, nachdem die Ergebnisse zum ersten Quartal am 8. Mai bekanntgegeben worden sind. Von den bevorstehenden Halbjahreszahlen und gerade dem Ausblick wird es abhängen, wie es mit der Aktie kurzfristig weitergeht.
BNP Paribas hat die Aktie von Dish Network (A0NBN0) in die Palette der Basiswerte aufgenommen und bietet aktuell die ersten Mini Futures und Unlimited Turbos auf diesen neuen Basiswert an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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