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Dollar General – Einkommensschwache Amerikaner müssen jeden Dollar zweimal umdrehen

Die Aktie des US-Discounters hatte nach der Zahlenvorlage den größten Kurseinbruch seit dem Börsengang im Jahr 2009 verbucht. Ist die Zeit für eine Rückkehr in das Papier gekommen?
Um herbe 32 Prozent war das Papier von Dollar General nach der Präsentation der Halbjahreszahlen am 29. August abgestürzt. Die Ergebnisse belegen, wie schwer sich der US-Discounter in dem herausfordernden Umfeld tut, woraufhin Vorstandschef Todd Vasos eine heftige Gewinnwarnung abgegeben hat.
Im per 2. August beendeten zweiten Quartal des Fiskaljahrs ist der Umsatz um lediglich 4,2 Prozent auf 10,21 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Analysten von 10,37 Milliarden Dollar.
Bereinigt um die Eröffnung neuer Läden lag das flächenbereinigte Wachstum allerdings bei lediglich 0,5 Prozent. Vorstandschef Todd Vasos räumte ein, dass viele einkommensschwache Amerikaner wegen der hohen Inflation enorm unter Druck seien und sich deshalb beim Einkaufen zurückhielten.
Während die Kunden mehr Geld für Konsumgüter ausgaben – sprich für Lebensmittel -, war die Nachfrage nach Saisonartikeln, Haushaltswaren und Kleidung schwach.
Der Konzern betreibt mehr als 20.000 Läden, deren Kunden vor allem einkommensschwache Amerikaner sind. Die Kernkundschaft hat dabei ein jährliches Einkommen von weniger als 35.000 Dollar. Vasos räumte zudem ein, dass der Branchenprimus Walmart mit seinen Preissenkungen sehr erfolgreich sei und damit weitere Marktanteile gewonnen habe.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von Dollar General ist um 20,6 Prozent auf 550,0 Millionen Dollar eingebrochen, zumal der Konzern mit verstärkten Preissenkungen auf das schwache Geschäft reagiert hat. Damit hat sich die Marge deutlich verschlechtert, von 7,1 auf nur noch 5,4 Prozent.
Der Gewinn je Aktie knickte um 20,2 Prozent auf 1,70 Dollar ein. Das lag deutlich unter den Erwartungen von 1,79 Dollar.
Zudem hat die Firma die Lagervorräte um 7 Prozent auf 7,0 Milliarden Dollar abgebaut.
Heftige Gewinnwarnung
Vor dem Hintergrund der schwachen Ergebnisse und keinerlei Aussicht auf eine baldige deutliche Belebung des Geschäfts senkte Vasos die Prognose für das im Februar endende Fiskaljahr 2024/25 kräftig.
Demnach soll der Umsatz im Gesamtjahr um lediglich um 4,7 bis 5,3 Prozent steigen, statt der zuvor geplanten 6,0 bis 6,7 Prozent. Dabei soll das flächenbereinigte Wachstum bei lediglich 1,0 bis 1,6 Prozent liegen, statt der zuvor avisierten 2,0 bis 2,7 Prozent.
Zudem soll ein bereinigter Gewinn je Aktie von lediglich 5,50 bis 6,20 Dollar erwirtschaftet werden, statt der zuvor geplanten 6,80 bis 7,55 Dollar. Die Mitte der neuen Spanne (5,85 Dollar) bedeutet einen Rückgang um herbe 22,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 7,55 Dollar.
Dabei stellte Letzterer bereits einen Einbruch um 29,3 Prozent gegenüber dem Niveau für 2021/22 von 10,68 Dollar dar. Die Zahlen belegen, wie dramatisch sich die Profitabilität des Discounters innerhalb von nur zwei Jahren verschlechtern dürfte, der Gewinn je Aktie könnte innerhalb von 2 Jahren um rund 45 Prozent einbrechen.
Wie sehen die Schätzungen aus?
Analysten prognostizieren für das Fiskaljahr 2024/25 einen Umsatzanstieg um 5,0 Prozent auf 40,6 Milliarden Dollar. 2025/26 soll es um 4,9 Prozent auf 42,6 Milliarden Dollar nach oben gehen.
Allerdings soll das Ebit 2024/25 um 20,4 Prozent auf 1,95 Milliarden Dollar einbrechen. Hingegen soll es 2025/26 um 8,2 Prozent auf 2,11 Milliarden Dollar zulegen. Damit würde die Marge zuerst auf 4,8 Prozent einknicken, um 2025/26 quasi stabil zu sein, bei 4,9 Prozent.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Nach dem Kurseinbruch nach der Zahlenvorlage hat die Aktie in den darauffolgenden Wochen seitwärts tendiert und notiert damit in der Nähe des 7-Jahres-Tiefs.
Damit liegt der Börsenwert bei 17,8 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 5,8 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 23,6 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 11,3-Fachen des von Analysten für 2025/26 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist keineswegs eine niedrige Bewertung, zumal vor dem Hintergrund der trüben Geschäftsaussichten.
Und das KGV auf Basis der 2025/26er-Schätzungen liegt bei 12,9.
Meiner Meinung nach sollte die Aktie von Dollar General zumindest kurzfristig die Talfahrt fortsetzen.
Vasos und seine Kollegen können nur hoffen, dass die Fed in den nächsten Quartalen die Zinsen kräftig senkt und damit viele hochverschuldete Amerikaner entlastet, damit sie mehr bei dem Discounter einkaufen können. Allerdings würde eine Belebung der Konjunktur laut der Einschätzung vieler Experten die Inflation anheizen, was wiederum die Kunden des Discounters belasten würde.
Die nächsten wichtigen Kursimpulse dürfte die Aktie zudem von der US-Präsidentschaftswahl am 5. November bekommen. Je nachdem, wer die Wahl gewinnt, Donald Trump oder Kamala Harris, dürfte die nächste US-Regierung versuchen, mit kräftigen fiskalischen Maßnahmen – sprich zusätzlichen Schulden – die Konjunktur anzukurbeln. Damit würden sich die Aussichten für Dollar General aufhellen, woraufhin die Aktie eine Kehrtwende nach oben einleiten könnte.
Allerdings gilt es erst einmal den Ausgang der Präsidentschaftswahl abzuwarten und ihn anschließend zu analysieren.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Dollar General (A0YEES) Mini Futures, Unlimited Turbos, klassische Optionsscheine und Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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