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Entegris – An der schönen neuen Technikwelt gut verdienen
Der US-Zulieferer für die Halbleiterindustrie hat Investoren mit Zahlen und Ausblick nicht überzeugt. Dennoch hat sich die Aktie nach dem Einbruch schnell wieder erholt.
Kein Sektor profitiert so sehr vom KI-Hype wie die Chipindustrie. Wegen dieser Euphorie ist der US-Branchenindex Philadelphia Semiconductor Index angeführt von den Schwergewichten Nvidia, Broadcom, Advanced Micro Devices und Micron Technology gegenüber dem Stand von vor einem Jahr um 47 Prozent nach oben geschossen und steigt von einem Rekordhoch zum nächsten.
Zwar liegen die Umsätze der Halbleiterbranche nach dem zwischenzeitlichen Absatzeinbruch bei Smartphones und Laptops noch deutlich unter den Rekordhochs, allerdings ist der Sektor seit dem zweiten Halbjahr 2023 deutlich auf Erholungskurs. Das stützt auch das Geschäft von Entegris.
Der US-Konzern bietet Materialien und Prozesslösungen für die Halbleiter- und andere High-Tech-Industrien an, wie Prozesschemikalien und Gase, sowie Produkte für die Filterung und Reinigung kritischer flüssiger Chemikalien und Gase.
Gemischte Quartalszahlen
Im 1. Quartal 2024 ist der Umsatz um 16 Prozent auf 771,0 Millionen Dollar eingebrochen. Das lag leicht unter den Schätzungen der Analysten von 775,1 Millionen Dollar.
Bereinigt um den Verkauf einer Geschäftseinheit, womit die Desinvestition von Randgebieten abgeschlossen worden ist, stand ein Rückgang um 5 Prozent zu Buche.
Vorstandschef Bertrand Loy hat die 260 Millionen Dollar aus der Transaktion sowie Geld aus dem Cash-Bestand genutzt, um die Schulden um 419 Millionen Dollar abzubauen.
Damit lagen die Nettoschulden zum Quartalsende bei rund 3,9 Milliarden Dollar. Das entspricht dem 4,3-Fachen des Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) der vorherigen 4 Quartale – das ist ein ziemlich hoher Wert.
Dabei ist das bereinigte Ebitda im 1. Quartal um 11,2 Prozent auf 223,4 Millionen Dollar gesunken. Allerdings hat sich die Marge deutlich verbessert von 27,3 auf 29,0 Prozent.
Der bereinigte Gewinn je Aktie legte um 4,6 Prozent auf 0,68 Dollar zu und übertraf damit deutlich die Erwartungen von 0,62 Dollar.
Verhaltene Prognose
Bei der Zahlenvorlage am 1. Mai zeigte sich Vorstandschef Bertrand Loy mit den Ergebnissen dennoch zufrieden. Er gab sich überzeugt, dass sich die Lage in der Branche normalisiere und sie sich im Laufe des Jahres schrittweise erholen werde, zumal es Rückenwind aus dem Bereich Speicherchips geben würde. Zudem sei er für die langfristigen Aussichten der Halbleiterindustrie „sehr optimistisch.“
Allerdings weigerte sich Loy zu spekulieren, welche Auswirkungen eine mögliche Verschärfung der Exportbeschränkungen der USA gegenüber China für Chips haben könnte.
Vielmehr hat der Konzern 2 wichtige Investitionen getätigt, um sich auf das erwartete Wachstum vorzubereiten. So soll das neue Werk in Taiwan die Produktion aufnehmen und im zweiten Halbjahr einen Umsatz von 40 bis 50 Millionen Dollar beisteuern.
Außerdem komme der Bau eines neuen Werks in Rockrimmon, im US-Bundesstaat Colorado wie geplant voran und soll im ersten Halbjahr 2025 die ersten Einnahmen generieren. Insgesamt will der Konzern damit vom geplanten Bau neuer Chipfabriken in den USA profitieren.
Für das 2. Quartal 2024 hat Loy einen Umsatz von 790 bis 810 Millionen Dollar in Aussicht gestellt. Die Mitte der Spanne lag etwas unter den Erwartungen von 813,4 Millionen Dollar.
Dabei soll das bereinigtes Ebitda 217 bis 231 Millionen Dollar erreichen, was einer Marge von 27,5 bis 28,5 Prozent entspricht.
Zudem ist ein bereinigter Gewinn je Aktie von 0,68 bis 0,73 Dollar geplant.
Für das Gesamtjahr 2024 hat der Vorstandschef Erlöse von rund 3,35 Milliarden Dollar, sowie eine bereinigte Ebitda-Marge von 29 Prozent in Aussicht gestellt.
Zudem soll ein bereinigter Gewinn je Aktie von mehr als 3,25 Dollar erwirtschaftet werden.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren, dass sich das Geschäft in den nächsten Quartalen deutlich erholen wird. Im Gesamtjahr soll daher der Umsatz um lediglich 4,9 Prozent auf 3,35 Milliarden Dollar sinken, was allerdings ausschließlich auf die Desinvestitionen zurückzuführen sein dürfte. Hingegen soll der Erlös 2025 um 14,6 Prozent auf 3,84 Milliarden Dollar zulegen.
Dabei soll das Ebitda 2024 deutlich steigen auf rund 990 Millionen Dollar und im kommenden Jahr auf 1,2 Milliarden Dollar nach oben schießen. Damit würde sich die Marge von 29,6 auf stattliche 31,2 Prozent verbessern.
Für den bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sagen die Finanzprofis für 2024 einen deutlichen Zuwachs auf knapp 800 Millionen Dollar vorher, gefolgt von rund 975 Millionen Dollar für 2025. Damit würde sich die operative Marge deutlich verbessern von 23,8 auf 25,4 Prozent.
Der Börsenwert liegt bei 20,0 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 3,9 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 23,9 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 24,5-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Ich finde das ist eine sehr hohe Bewertung und zeigt, welch enormes Wachstum in der Aktie einpreist ist, selbst wenn man die starke operative Marge berücksichtigt.
Und das KGV liegt bei herben 29,9.
Meiner Meinung nach sollte der KI-Hype allerdings viele Investoren weiterhin euphorisieren und in dem Umfeld die Rekordfahrt des Philadelphia Semiconductor Index weitergehen. Vor dem Hintergrund sollte die Entegris-Aktie nach der Stabilisierung der vergangenen Wochen sich schon bald in Richtung des Rekordhochs vom November 2021 aufmachen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Entegris (938201) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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