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Expedia, Booking Holdings – Branchenprimus wächst viel schneller als die Konkurrenz
Während der Marktführer bei Reiseportalen Booking Holdings die Prognose erhöht hat, hat der Wettbewerber Expedia Investoren mit den Ergebnissen enttäuscht. Zeigt die Aktie der Nummer eins der Konkurrenz weiter die Rücklichter?
Der Sommer auf der Nordhalbkugel und damit der Höhepunkt der alljährlichen Reisesaison weltweit geht allmählich zu Ende. Wie sie verlaufen ist, werden die Quartalszahlen von Booking Holdings und Expedia widerspiegeln, die üblicherweise jeweils Anfang November veröffentlicht werden.
Die Ergebnisse werden zeigen, ob die Reiselust vieler Menschen weltweit nach den Einschränkungen während der Pandemie weiterhin ungebrochen ist, oder ob die hohe Inflation und die stark gestiegenen Zinsen doch etliche Verbraucher dazu bewegt haben könnten, in dem Bereich etwas auf die Bremse zu treten.
Ein Blick auf die Aktie von Booking Holdings, die seit Jahresanfang um mehr als 50 Prozent nach oben geschossen ist und damit in der Nähe des Rekordhochs notiert, signalisiert, dass viele Investoren auf ein anhaltend florierendes Geschäft setzen wie während der Frühjahrssaison.
Zahlen liegen deutlich über den Erwartungen
Im zweiten Quartal waren die Brutto-Reisebuchungen, also der Wert der vermittelten Reisedienstleistungen inklusive Steuern und Gebühren, um 15 Prozent auf den Rekord von 39,7 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag deutlich über den Schätzungen der Analysten von 38,1 Milliarden Dollar. Während die Zahl der gebuchten Übernachtungen um 9 Prozent geklettert war, hatten zudem auch die Zimmerpreise zugelegt.
Dabei ist die Nachfrage gerade nach alternativen Übernachtungen, also außerhalb von Hotels, kräftig gestiegen, womit deren Anteil an den Übernachtungen insgesamt um 2 Prozentpunkte auf 34 Prozent zugelegt hat. Gleichzeitig ist die Zahl der Buchungen über mobile Apps weiter kräftig geklettert, womit diese Buchungen inzwischen stattliche 48 Prozent der gebuchten Übernachtungen insgesamt ausmachten. Außerdem ist die Zahl der gebuchten Mietwagentage und der Flugtickets kräftig gestiegen.
Daher ist der Umsatz von Booking Holdings um stattliche 27 Prozent auf 5,46 Milliarden Dollar nach oben geschossen. Das lag deutlich über den Erwartungen von 5,17 Milliarden Dollar. „Im zweiten Quartal haben wir weiterhin eine robuste Nachfrage nach Freizeitreisen gesehen“, gab sich Vorstandschef Glenn Fogel zufrieden.
Die starken Trends hätten im Juli angehalten, weshalb sich der Konzern auf eine „Rekordreisesaison“ für das dritte Quartal vorbereite. Große Erwartungen setzt er auf die auf Basis von generativer KI arbeitenden Reiseassistenten der Töchter Booking.com und Priceline.
Durch die Assistenten soll das Buchen noch deutlich stärker personalisiert und damit die Verbraucher zum verstärkten Buchen von Übernachtungen, Flugtickets und Mietwägen animiert werden. Priceline bietet unter anderem günstige Angebote für Hotels, Mietwagen und Kreuzfahrten an. In den nächsten Monaten sollen die KI-Lösungen verstärkt in die Angebote des Konzerns integriert werden.
Der kräftige Umsatzanstieg hat deutlich auf die Profitabilität durchgeschlagen. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ist um 64 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar nach oben geschossen, womit sich die Marge stark verbessert hat von 25,3 auf 32,6 Prozent.
Prognose angehoben
Wegen der prächtigen Halbjahreszahlen und dem erwartet florierenden Geschäft im dritten Quartal hat Fogel die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Demnach sollen die Brutto-Reisebuchungen um knapp über 20 Prozent zulegen, gegenüber der vorherigen Erwartung eines Zuwachses im unteren Bereich zwischen 10 und 20 Prozent. Zudem bekräftigte der Vorstandschef, dass die bereinigte Ebitda-Marge um ein paar Prozentpunkte gegenüber 2022 zulegen soll.
Die Schätzungen der Analysten sehen wie folgt aus: Sie sagen für 2023 einen Umsatzanstieg um herbe 23,5 Prozent auf 21,11 Milliarden Dollar vorher. Dabei soll das bereinigte Ebitda um ein Drittel auf 7,03 Milliarden Euro nach oben schießen, womit sich die Marge deutlich verbessern würde von 31,0 Prozent auf 33,3 Prozent. Beim bereinigten Gewinn je Aktie soll es sogar um 45 Prozent auf 144,56 Dollar nach oben gehen.
Schwache Zahlen von Expedia
Im Gegensatz zu den Ergebnissen von Booking Holdings waren Investoren von jenen der weltweiten Nummer zwei Expedia alles andere als begeistert, woraufhin die Aktie den größten Kurseinbruch seit mehr als drei Jahren verbucht hatte, ehe sie sich zuletzt etwas erholt hat.
So waren die Bruttobuchungen im zweiten Quartal um lediglich 5 Prozent auf 27,3 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Analysten von 28,9 Milliarden Dollar.
Dabei war der Umsatz um 6 Prozent auf 3,36 Milliarden Dollar geklettert, und verfehlte damit die Erwartungen von 3,37 Milliarden Dollar minimal. Zudem war es das schwächste Wachstum seit dem Beginn der Pandemie.
„Reisende weltweit bevorzugen weiterhin kürzere Aufenthalte in urbanen Gegenden im Vergleich zu längeren Reisen in Sonnen- und Ski-Destinationen“, sagte Vorstandschef Peter Kern. Das hört sich zwar nicht schlimm an, spiegelt aber trotzdem eine Beeinträchtigung des Geschäfts von Expedia wider.
Zwar waren die Einnahmen aus Übernachtungen um 12,4 Prozent auf 2,7 Milliarden Dollar gestiegen (das entspricht 80,3 Prozent der Konzernerlöse) und übertrafen damit etwas die Erwartungen. Hingegen blieben die Erlöse aus dem Verkauf von Flugtickets, sowie die Werbeeinnahmen hinter den Erwartungen zurück.
Bei der Umsatzverteilung nach Regionen sieht es wie folgt aus: Die US-Erlöse sind leicht zurückgegangen auf 2,2 Milliarden Dollar und machten damit 64,7 Prozent der Konzernerlöse aus. Der Rest entfiel auf das Auslandsgeschäft, das um mehr als 20 Prozent gewachsen ist.
Damit ist Expedia viel stärker vom US-Geschäft abhängig als Booking Holdings, wo 2022 der Heimatmarkt nur 12,9 Prozent der Konzernerlöse ausgemacht hat. Umso mehr hängt die Expedia-Aktie an den Konjunkturdaten aus den USA.
Das bereinigte Ebitda des Konzerns legte im zweiten Quartal um 15 Prozent auf 747 Millionen Dollar zu. Damit hat sich die Marge von 20,4 auf 22,2 Prozent verbessert.
Umso mehr setzt Vorstandschef Kern auf das neue Bonusprogramms „One Key“, das im Juli in den USA eingeführt worden ist. Es vereint die bisherigen Bonusprogramme von Expedia und der Tochter Hotels.com, während die Tochter Vrbo erstmals ein eigenes Bonusprogramm erhält.
Vrbo ist die Zusammenführung der Marken HomeAway und VacationRentals, womit Kunden nun unter einer zentralen Marke Ferienwohnungen buchen können. Allerdings warnte Kern, dass die Migration der 2 Marken und die Integration der Systeme kurzfristig deren Geschäft weiter beeinträchtigen werde, wobei Vrbo zuletzt ohnehin unter den Trends hin zu Städtereisen und kürzeren Aufenthalten gelitten hatte.
Zudem werde das „One Key“-Programm erst im vierten Quartal das Geschäft beflügeln. Daher werde es erst dann eine bedeutendere Beschleunigung des Wachstums bei Umsatz und Profitabilität des Konzerns geben.
Damit soll im Gesamtjahr der Umsatz prozentual zweistellig wachsen, während sich die Marge verbessern soll.
Analysten sagen für 2023 ein Erlösplus von nur 10 Prozent auf 12,83 Milliarden Dollar vorher – das ist das kleinstmögliche zweistellige Wachstum. Das bereinigte Ebitda soll um 13 Prozent auf 2,66 Milliarden Dollar zulegen, womit sich die Marge leicht verbessern würde von 20,1 auf 20,7 Prozent. Der Gewinn je Aktie soll um 41,5 Prozent auf 9,61 Dollar zulegen.
Fazit: Die Prognose von Expedia und Booking Holdings sowie die Schätzungen der Analysten zeigen, dass der Branchenprimus im laufenden Jahr bei Umsatz und bereinigtem Ebitda viel stärker wachsen soll als Expedia, beim bereinigten Gewinn je Aktie ist der Zuwachs ähnlich hoch.
Wie geht´s weiter mit den Aktien?
Die Performance der beiden Papiere dürfte gerade von der Konjunkturentwicklung abhängen. Während es zuletzt einige gemischte Konjunkturdaten aus den USA gab und Experten daher erwarten, dass die Wirtschaft weiterhin solide wachsen könnte, befürchte ich, dass die stark gestiegenen Zinsen die Wirtschaft in den nächsten Monaten erheblich belasten dürften, was auch das Geschäft der Reiseportale deutlich dämpfen sollte.
Gleichzeitig schüren die Daten aus der Eurozone die Sorge, dass die Region auf eine Rezession zusteuern dürfte.
Insgesamt gehe ich davon aus, dass die Schere zwischen den beiden Aktien weiter auseinandergehen dürfte. So dürfte jene von Booking Holdings auf Rekordfahrt bleiben, während das Expedia-Papier den Seitwärtstrend der vergangenen Monate und Jahre fortsetzen sollte.
Dabei ist das Papier von Booking Holdings sehr hoch bewertet. Der Börsenwert liegt bei herben 112,2 Milliarden Dollar. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von 1,2 Milliarden Dollar liegt der für Analysten und Investoren wichtige sogenannte Enterprise Value (EV) bei herben 111,0 Milliarden Dollar.
Das ist das 15,8-Fache des von Analysten für 2023 vorhergesagten bereinigten Ebitda und zeigt, welch enormes Wachstum in der Aktie eingepreist. Damit honorieren Investoren das rasante Wachstum bei Umsatz und Profitabilität. Und das KGV liegt bei 21,8.
Umso größer dürfte allerdings der Kurseinbruch werden, falls Booking Holdings bei der Zahlenvorlage Anfang November Investoren enttäuschen sollte.
Hingegen liegt die Marktkapitalisierung von Expedia bei lediglich 15,7 Milliarden Dollar. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von 2,5 Milliarden Dollar liegt der EV damit bei lediglich 13,2 Milliarden Dollar. Das ist nur das 5,0-Fache des bereinigten Ebitda für 2023 und zeigt damit die Skepsis der Investoren. Das KGV liegt mit 11,5 meilenweit unter dem des S&P500 von 18,6.
BNP Paribas hat auf die Aktien von Expedia (A1JRLJ) und Booking Holdings (A2JEXP) verschiedene Produkte im Angebot, die Sie neben den unten stehenden Realtime-Charts abrufen können.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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