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Exxon Mobil – Integration des Zukaufs eröffnet erhebliches Gewinnpotenzial

Vorstandschef Darren Woods hat den größten US-amerikanischen Öl- und Gasmulti energisch umgebaut. Investoren setzen zudem auf den designierten US-Präsidenten Donald Trump.
Die Schere zwischen dem Ölpreis und der Aktie von Exxon Mobil geht immer weiter auseinander. Während die Notierung der US-Ölsorte WTI in die Nähe der 3-Jahres-Tiefs gesunken ist, ist das Papier des größten US-Ölmultis in die Nähe des Rekordhochs gestiegen.
Investoren honorieren, dass das Unternehmen aufgrund des sehr erfolgreichen Konzernumbaus durch Vorstandschef Darren Woods den niedrigen Ölpreisen erfolgreich trotzt. Woods hat die Kosten kräftig gesenkt, in hochrentierliche Projekte investiert und Vermögenswerte mit geringer Rendite verkauft, um die Profitabilität in jedem Branchenumfeld zu verbessern.
Das Unternehmen hatte zudem Anfang Mai den Konkurrenten Pioneer Natural Resources für 59,5 Milliarden Dollar übernommen und damit seine Aktivitäten im Permian Basin in den USA massiv ausgebaut. Dabei war Pioneer im zweiten Quartal nur zu zwei Monaten in den Exxon-Zahlen enthalten, im dritten Quartal hingegen für ein ganzes Quartal. Gerade im Permian Basin und in Guyana produziert Exxon zu sehr günstigen Kosten, was die Profitabilität deutlich verbessert.
Gute Ergebnisse
Im dritten Quartal ist der Umsatz von Exxon Mobil leicht gesunken, auf 90,0 Milliarden Dollar. Dabei lag beispielsweise die Notierung für WTI um 7,6 Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Zwar ist der Gewinn um 5 Prozent auf 8,6 Milliarden Dollar gesunken, das war dennoch einer der besten Werte für ein drittes Quartal in den vergangenen zehn Jahren. Davon entfielen rund 2,9 Milliarden Dollar auf den Heimatmarkt USA, der Rest stammte aus dem viel größeren Auslandsgeschäft.
Im Quartalsbericht vergleicht Exxon Mobil die Ergebnisse aber fast ausschließlich nicht mit dem Vorjahreszeitraum, sondern mit dem Vorquartal, also dem zweiten Quartal 2024.
Dabei ist im dritten Quartal der Gewinn aus dem Ölverkauf gegenüber dem zweiten Quartal um 13 Prozent auf 6,2 Milliarden Dollar zurückgegangen. Hingegen haben das Raffineriegeschäft (1,3 Milliarden Dollar) und der Chemikalienbereich (893 Millionen Dollar) den Gewinn jeweils deutlich gesteigert. Dazu trug bei, dass die Raffinerie in Joliet im US-Bundesstaat Illinois nach einem Hurrikan den Betrieb viel schneller wieder aufgenommen hat als erwartet.
Massive Kostensenkungen
Zudem zahlt sich auch in diesem Bereich der Konzernumbau von Woods aus. Als er 2017 den Job antrat, hatte Exxon Mobil noch 22 Raffinieren. Anschließend hat er aber etliche mit schwachen Margen verkauft, woraufhin die Zahl bis Ende 2024 auf nur noch 15 zurückgehen soll. Das sind dann praktisch allesamt aufgrund ihrer Lage und ihrer Konfiguration hocheffiziente, hochprofitable Werke.
Im dritten Quartal lagen die Kostensenkungen auf Konzernebene bei insgesamt 600 Millionen Dollar, seit Jahresanfang summiert sich der Wert damit auf 1,6 Milliarden Dollar. Seit 2019 stehen damit Einsparungen von insgesamt 11,3 Milliarden Dollar zu Buche. Auf der Analystenkonferenz gab sich Woods zuversichtlich, dass der Konzern die für den Zeitraum bis Ende 2027 geplanten Kostensenkungen von insgesamt 15 Milliarden Dollar gegenüber 2019 erreichen werde.
Zudem betonte Woods, dass die Synergien durch die Pioneer-Integration „erheblich höher“ seien als erwartet. Der Firmenlenker verwies außerdem wiederholt auf den bevorstehenden Kapitalmarkttag am 11. Dezember, wo Woods vor Finanzprofis neue Unternehmensziele präsentieren will.
Exxon hat im dritten Quartal zudem mehr als genügend Geld verdient, um die Auskehrungen an die Aktionäre und die Investitionen mit dem Cashflow zu bedienen. So belief sich der Cashflow aus dem operativen Geschäft auf herbe 17,6 Milliarden Dollar. Dagegen gab der Konzern über Aktienrückkäufe und Dividenden insgesamt 9,8 Milliarden Dollar an die Aktionäre zurück, während sich die Investitionen inklusive der Explorationsausgaben auf insgesamt 7,2 Milliarden Dollar beliefen.
So sehen die Schätzungen aus
Bei der Präsentation der Zahlen hat Woods – wie üblich – nicht viele Details zum Ausblick für das Gesamtjahr veröffentlicht. Er bestätigte nur die Produktionsprognose und dass sich die Investitionen inklusive der Explorationsausgaben auf insgesamt 28 Milliarden Dollar belaufen sollen, davon 3 Milliarden Dollar für 8 Monate von Pioneer sowie 25 Milliarden Dollar für das Gesamtjahr für den Rest des Portfolios.
Analysten prognostizieren für 2024 einen Umsatzanstieg um 3,2 Prozent auf 355,6 Milliarden Dollar. 2025 soll der Erlös auf 348,2 Milliarden Dollar leicht sinken.
Zudem soll der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2024 um 7,4 Prozent auf 52,3 Milliarden Dollar sinken, hingegen soll er 2025 um 5,7 Prozent auf 55,3 Milliarden Dollar steigen. Damit würde die Marge zuerst auf 14,7 Prozent einbrechen, um 2025 deutlich auf 15,9 Prozent zu steigen und sich damit dem 2023er-Niveau von 16,4 Prozent zu nähern.
Jedermann sollte allerdings klar sein, dass die Schätzungen der Analysten zu Umsatz und bereinigtem Ebit mit sehr großer Unsicherheit behaftet sind, kann doch niemand seriös vorhersagen, wie es mit den Öl- und Gaspreisen sowie den Raffinerie- und Chemiemargen in den nächsten Quartalen weitergehen könnte.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Der Börsenwert liegt bei 529,0 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von lediglich 15,6 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 544,6 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 9,8-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist keine zu hohe Bewertung, während das 2025er-KGV bei 14,7 liegt. Zumal die Nachfrage nach Öl und Gas – wie von Woods prognostiziert und entgegen der Vorhersage vieler „Experten“ – in den nächsten Jahren auf neue Rekordwerte steigen könnte und Exxon Mobil damit deutlich höhere Gewinne einfahren könnte, als derzeit viele Analysten vorhersagen.
Außerdem dürfte Woods mit weiteren Kostensenkungen die Profitabilität weiter verbessern, während die Integration von Pioneer deutlich mehr Synergien liefern könnte als erwartet.
Zudem kommt es auf die Politik von Donald Trump nach seinem Amtsantritt am 20. Januar 2025 an. Sollte die US-amerikanische Öl- und Gasindustrie die Förderung in den darauffolgenden Monaten und Quartalen kräftig ausweiten, könnte das zumindest kurzfristig für Abwärtsdruck auf die Preise der fossilen Energieträger sorgen, was die Rekordfahrt der Exxon-Aktie kurzfristig bremsen könnte. Anschließend dürfte der Höhenflug meiner Meinung nach aber weitergehen.
Erst einmal warten Investoren indes gespannt auf den Kapitalmarkttag am 11. Dezember. Sollte Woods dann gute Nachrichten liefern, wovon ich ausgehe, dürfte das die Rekordfahrt bei dem Papier weiter anheizen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Exxon Mobil (852549) Mini Futures, Unlimited Turbos, klassische Optionsscheine und Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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