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Fortive – Auf die Rekordmarge noch eins draufsetzen
Der US-Industriekonzern hat sich ehrgeizige Mittelfristziele gesetzt. Vorstandschef James A. Lico hat in den vergangenen Jahren bewiesen, wie man Pläne erfolgreich umsetzt.
Nach der Vorlage der 2023er-Zahlen am 31. Januar ist die Aktie von Fortive kräftig nach oben geschossen. Damit rückt das Rekordhoch vom April 2019 bei knapp unter 90 Dollar zügig näher. Der US-Industriekonzern hat dem schwierigen Umfeld getrotzt und Investoren mit den Ergebnissen ebenso wie mit dem Ausblick für 2024 überzeugt.
Fortive entstand 2016 als Abspaltung der Maschinenbausparte des US-Mischkonzerns Danaher und hat sich gerade in den Jahren ab 2019 erfolgreich entwickelt (dazu gleich mehr). Fortive profitiert von der zunehmenden Automatisierung, Digitalisierungstechnologien und der Energiewende.
Im vierten Quartal 2023 hat das Unternehmen den Umsatz um 3,5 Prozent auf 1,58 Milliarden Dollar gesteigert. Das um Währungseffekte und Zukäufe bereinigte Wachstum lag bei 2,7 Prozent.
Der bereinigte operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), legte um 12,4 Prozent auf 438, Millionen Dollar zu, womit sich die Marge von 25,5 auf 27,7 Prozent verbessert hat. Das war ebenso ein Rekord wie jene für das Gesamtjahr von 25,9 Prozent.
3 Geschäftsbereiche
Das Geschäft ist in 3 Bereiche aufgeteilt: Erstens die Sparte „Intelligent Operating Solutions“ (IOS), zweitens „Precision Technologies“ (PT) und drittens „Advanced Healthcare Solutions“ (AHS).
Der mit Abstand größte Umsatz und Gewinnlieferant ist IOS. Der Bereich bietet Instrumente und Software, um Sicherheit und Compliance in intelligenten Bürogebäuden, Universitäten, High-Tech-Baustellen und Lagerhäusern zu gewährleisten, oder die Energieeffizienz zu verbessern. Dazu tragen vernetzte Arbeitsabläufe, Echtzeitdaten und leistungsstarke Analysen bei.
So liefert beispielsweise die Tochter Fluke professionelle Test und Messgeräte, um den Betrieb wichtiger elektrischer und elektronischer Geräte aufrechtzuhalten. Zu den Technologien gehören Wärmebildtechnik, oder drahtlose Fernanzeigen.
Der Bereich IOS hat im vierten Quartal den Umsatz um 7,6 Prozent auf 682,7 Millionen Dollar gesteigert. Der bereinigte operative Gewinn ist um 17,8 Prozent auf 233,4 Prozent geklettert, womit die Marge auf 34,2 Prozent zugelegt hat.
Auf Platz 2 folgt PT. Zwar ist deren Erlös leicht gesunken auf 549,3 Millionen Dollar, dennoch ist der bereinigte Gewinn deutlich gestiegen auf 159,4 Millionen Dollar, was einer Marge von 29 Prozent entsprach.
Die Töchter der Sparte PT unterstützen Unternehmen bei der Lösung schwieriger technischer Herausforderungen, um Durchbrüche in einer Vielzahl von Anwendung zu beschleunigen, von der Lebensmittel- und Getränkeproduktion bis hin zu Übertragungstechnik und sauberer Energie. Diese Technologien sind entscheidend für Sicherheit, Präzision und Zuverlässigkeit.
Beispielsweise kommen die Lösungen der Tochter Tektronix, einem Anbieter von Test-, Mess- und Überwachungstechnologie, in den Bereichen drahtlose Kommunikation, High-Speed-Computing, Luft- und Raumfahrt, sowie der Unterhaltungselektronik zum Einsatz. Dabei werden beispielsweise Sensoren für Virtual-Reality-Headsets, Fahrsicherheitsanwendungen und Motorantriebssysteme getestet.
Der dritte Bereich, AHS, hat den Umsatz um 2,8 Prozent auf 351,7 Millionen Dollar gesteigert und den bereinigten operativen Gewinn deutlich nach oben getrieben auf 90,3 Millionen Dollar. AHS liefert Technologien für Krankenhäuser, Gesundheitseinrichtungen und Labore.
Überzeugende Prognose
Vorstandschef James A. Lico zeigte sich mit den Ergebnissen zufrieden und gab einen guten Ausblick ab. Für das erste Quartal hat Lico einen Umsatz von rund 1,5 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt, was einem Anstieg um rund 5 Prozent entspricht.
Für das Gesamtjahr peilt der Firmenlenker einen Erlös von rund 6,4 bis rund 6,5 Milliarden Dollar an, was ein Wachstum von 6 bis 8 Prozent bedeutet. Dabei soll das bereinigte Umsatzwachstum bei 2 bis 4 Prozent liegen, die restlichen 4 Prozentpunkte sollen Übernahmen besteuern.
Dabei soll das bereinigte Ebit um 10 bis 13 Prozent auf 1,725 bis 1,775 Milliarden Dollar zulegen. In der Mitte der Spanne würde die Marge damit um rund 100 Basispunkte (1 Prozentpunkt) auf rund 27 Prozent und damit einen neuen Rekord klettern.
Der bereinigte Gewinn je Aktie soll 3,73 bis 3,85 Dollar erreichen – ein Plus von 9 bis 12 Prozent.
Ambitionierte Mittelfristziele
Der Vorstandschef gab sich zuversichtlich, dass der Konzern die 2024er-Ziele gut erreichen wird können und verwies auf den erfolgreichen Track-Record der vergangenen Jahre seit 2019, demnach der Konzern in dem Zeitraum ein bereinigtes Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich erzielt habe, sowie beim bereinigten Gewinn je Aktie im Schnitt ein Plus im mittleren Bereich zwischen 10 und 20 Prozent.
Lico hat zudem ambitionierte Mittelfristziele. So soll der bereinigte Gewinn je Aktie im Jahr 2025 auf rund 4,50 Dollar steigen, 2028 sollen es sogar rund 6,75 Dollar werden. Damit würde er zwischen 2023 und 2028 im Schnitt im mittleren Bereich zwischen 10 und 20 Prozent pro Jahr zulegen. Das kann sich meiner Meinung nach mehr als sehen lassen.
Der Free Cashflow soll im gleichen Zeitraum mit der gleichen Rate zulegen und damit von 1,2 Milliarden für 2023 auf mehr als 2,3 Milliarden für 2028 nach oben schießen.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Ich halte Licos Prognose für 2024 und die Folgejahr für durchaus plausibel. Allerdings möchte ich wie üblich darauf hinweisen, dass ich weiterhin Sorge habe, dass es 2024 in den USA zu einer Rezession kommen könnte, was das Geschäft von Fortive belasten würde.
Der Börsenwert liegt bei 29,1 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 1,8 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 30,9 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 17,7-Fachen der Mitte der von Lico prognostizierten Spanne für das bereinigte 2024er-Ebit. Ich finde das ist eine ziemlich hohe Bewertung, selbst wenn man die Marge von stattlichen 27 Prozent berücksichtigt.
Und das KGV liegt bei 22,0.
Meiner Meinung nach sollte die hohe Bewertung für viele Investoren aber weiterhin kaum eine Rolle spielen. Sie dürften vielmehr darauf setzen, dass der Vorstandschef die Marge in diesem Jahr und den Folgejahren weiter nach oben treiben wird. Aufgrund dieser Erwartung sollte meiner Meinung nach die Klettertour der Aktie in Richtung des Rekordhochs weitergehen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Fortive (A2AJ0F) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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