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GE Aerospace – Nach Luftloch stabilisiert sich Aktie unterhalb des Rekordhochs

Der US-Hersteller von Flugzeugtriebwerken hatte zuletzt Investoren enttäuscht. Dennoch hat sich die Stimmung für das Papier schnell verbessert.
Mit einem Kurseinbruch hatte die Aktie von GE Aerospace auf die Vorlage der Quartalszahlen am 22. Oktober reagiert. Da half es auch nichts, dass Vorstandschef H. Lawrence Culp die Prognose erneut angehoben hat. Allerdings hat die Aktie anschließend wieder deutlich nach oben gedreht, ehe sie merklich nachgegeben hat.
GE Aerospace ist der Rechtsnachfolger von General Electric, nachdem der US-Konzern die Gesundheitssparte GE Healthcare und die Energiesparte GE Vernova abgespalten und im April 2024 den Namen zu GE Aerospace geändert hat. Die Firma ist einer der weltweit führenden Hersteller von Flugzeugtriebwerken und damit einer der wichtigsten Zulieferer für Boeing und Airbus und will im ersten Jahr der Selbständigkeit zeigen, was sie leisten kann.
In den vergangenen Quartalen bekam das Unternehmen die anhaltenden Lieferschwierigkeiten seiner Zulieferer zu spüren, weshalb das Hochfahren der Triebwerksproduktion langsamer vorangekommen ist als erwartet. Allerdings verdient man mit den Triebwerken in den Anfangsjahren üblicherweise kein Geld, sondern erst mit den Wartungsverträgen, weshalb Verzögerungen beim Hochfahren der Produktion die Profitabilität verbessern.
Umso mehr brummte hingegen das hochprofitable Servicegeschäft, denn je länger die Flugzeugbauer Boeing und Airbus Lieferschwierigkeiten haben, umso länger müssen die alten Triebwerke gewartet werden, unter anderem von GE Aerospace.
Im dritten Quartal ist der – um Versicherungseinnahmen – bereinigte Umsatz, die für Analysten und Investoren entscheidende Kennzahl, um 6 Prozent auf 8,94 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag allerdings leicht unter den Schätzungen der Analysten von 9,0 Milliarden Dollar.
Hingegen legte der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 14 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar zu, damit hat sich die Marge deutlich verbessert, von 18,8 auf 20,3 Prozent.
Die mit weitem Abstand wichtigsten Gewinnlieferanten sind das Servicegeschäft und der Verkauf von Triebwerken für Verkehrsflugzeuge. Ein kleiner Teil des Profits entfällt auf den zweiten Bereich, das Rüstungsgeschäft.
Der bereinigte Gewinn je Aktie sprang um 25 Prozent auf 1,15 Dollar nach oben und lag damit leicht über den Erwartungen von 1,14 Dollar.
Zudem stieg der Auftragseingang um 28 Prozent auf 12,6 Milliarden Dollar. Damit liegt der Auftragsbestand bei herben 149 Milliarden Dollar, wovon mehr als 90 Prozent auf das Servicegeschäft entfallen.
Prognose angehoben, aber …
Auf der Analystenkonferenz zeigte sich Culp zufrieden mit den Ergebnissen, zumal die Auslieferung von Triebwerken im dritten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 22 Prozent auf 595 gestiegen war. Zudem will GE Aerospace in den nächsten 5 Jahren 1 Milliarde Dollar in den Ausbau der Kapazitäten für die Wartung, Reparatur und Überholung der Triebwerke stecken.
Der Vorstandschef bestätigte die Prognose für den bereinigten Umsatz im Gesamtjahr, er soll ein Wachstum im oberen einstelligen Prozentbereich gegenüber dem 2023er-Wert von 32,0 Milliarden Dollar zeigen.
Hingegen schraubte Culp den Ausblick für etliche andere Kennzahlen nach oben, das war die dritte Anhebung in diesem Jahr. So soll das bereinigte Ebit 2024 6,7 bis 6,9 Milliarden Dollar erreichen, statt der zuvor geplanten 6,5 bis 6,8 Milliarden Dollar. Grund ist, dass das Servicegeschäft noch besser läuft als ohnehin erwartet. 2023 standen 5,6 Milliarden Dollar zu Buche.
Beim bereinigten Gewinn je Aktie peilt der Firmenlenker nun 4,20 bis 4,35 Dollar statt 3,95 bis 4,20 Dollar an. Das ist ein kräftiger Anstieg gegenüber dem 2023er-Wert von 2,95 Dollar.
Allerdings warnte Culp, dass die Auslieferung von LEAP-Triebwerken, die GE Aerospace gemeinsam mit dem französischen Partner Safran baut, im Jahr 2024 um rund 10 Prozent zurückgehen wird. Bislang hatte GE ein leichtes Wachstum in Aussicht gestellt.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten prognostizieren für 2024 einen Anstieg des bereinigten Umsatzes um 9 Prozent auf 34,8 Milliarden Dollar. 2025 soll es um 12,5 Prozent auf 39,2 Milliarden Dollar nach oben gehen.
Das bereinigte Ebit soll 2024 um 24 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar zulegen, gefolgt von einem Plus von 16 Prozent auf 8,1 Milliarden Dollar für 2025. Damit würde die Marge von 19,9 auf 20,5 Prozent klettern.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Wie oben geschrieben, war die Aktie nach der Zahlenvorlage kurz eingebrochen, wobei neben dem etwas schwächer als erwarteten Quartalsumsatz vor allem die Senkung der Absatzprognose für die LEAP-Triebwerke auf die Stimmung gedrückt haben dürfte.
Allerdings hat die Aktie nach der US-Präsidentschaftswahl am 5. November wieder deutlich nach oben gedreht. Das dürfte meiner Meinung nach vor allem an der Rekordfahrt des Gesamtmarkts liegen, denn der Wahlsieg von Donald Trump und dessen Politik nach seinem Amtsantritt am 20. Januar 2025 dürften das Geschäft von GE Aerospace kaum ankurbeln, schließlich hat die Firma kein Nachfrage- sondern ein Angebotsproblem. Allerdings würde GE natürlich davon profitieren, falls Trump die Unternehmenssteuern massiv senken sollte.
Hingegen könnte GE Aerospace Gegenwind bekommen, wenn unter Trump der Handelskrieg mit China eskalieren sollte, woraufhin China als Reaktion weniger Boeing-Maschinen bestellen dürfte, was auch das Geschäft von GE beeinträchtigen würde. Allerdings könnte eventuell Airbus entsprechend mehr Maschinen in China absetzen, was wiederum GE zugutekäme.
Allerdings ist die Aktie am 5. Dezember eingebrochen. Das lag meiner Meinung nach an einer Meldung zu Boeing. So hatte der Chef der US-Luftfahrtbehörde FAA berichtet, dass Boeing die Produktion neuer Flugzeuge vom Typ 737 MAX auch vier Wochen nach dem Ende des Streiks bei dem Flugzeugbauer noch nicht wieder aufgenommen habe.
Nach den jüngsten Kursturbulenzen liegt der Börsenwert von GE Aerospace bei 190,0 Milliarden Dollar. Inklusive der – laut meinen Berechnungen – Nettoschulden von 4,8 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 194,8 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 24,2-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Das ist eine sehr hohe Bewertung und zeigt, welch enormes Wachstum in der Aktie eingepreist ist.
Und das 2025er-KGV liegt bei herben 33,2.
Ich gehe davon aus, dass die Aktie trotz der sehr hohen Bewertung wieder nach oben drehen könnte, weil bei vielen Investoren die Trump-Euphorie erst einmal anhalten dürfte – vorausgesetzt, weitere schlechte Nachrichten von Boeing bleiben aus.
Umso wichtiger werden anschließend die Maßnahmen bezüglich Steuersenkungen in den USA sowie Strafzöllen auf chinesische Produkte und die Reaktionen Chinas sein. Je nachdem, zu welchen Entwicklungen es dabei kommt, könnte das für erneute Turbulenzen bei der Aktie von GE Aerospace sorgen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von GE Aerospace (A3CSML) Mini Futures, Unlimited Turbos, klassische Optionsscheine und Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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