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GE Vernova – Nach dem Börsengang vom KI-Hype profitieren
Nach der Abspaltung von der Mutter hat der Energie- und Windkraftspezialist erstmals Quartalszahlen vorgelegt. Vorstandschef Scott Strazik hat die Prognose bestätigt.
Aus eins mach drei – dieses Projekt hat der ehemalige US-Mischkonzern General Electric in den vergangenen Jahren erfolgreich durchgeführt. Zuerst war die Gesundheitssparte GE HealthCare am 4. Januar 2023 abgespalten und an die Börse gebracht worden. Rund 15 Monate später am 2. April 2024 ist es der Energietechniksparte GE Vernova ebenso ergangen, während sich gleichzeitig die Mutter in GE Aerospace umbenannt hat.
Der deutliche Kursanstieg von GE Vernova seit dem Börsendebüt kann sich mehr als sehen lassen. Investoren setzen darauf, dass das Geschäft der Firma vom erwartet stark steigenden Strombedarf aufgrund der Nutzung von KI-Lösungen in Rechenzentren profitieren wird.
Zahlen unter den Erwartungen
Umso gespannter hatten Investoren auf die Quartalszahlen gewartet, die am 25. April vorgelegt worden sind. Im 1. Quartal hat der Konzern den Umsatz um 6 Prozent auf 7,26 Milliarden Dollar gesteigert. Das lag allerdings unter den Schätzungen der Analysten von 7,32 Milliarden Dollar.
Beim bereinigten Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ist GE Vernova der Turnaround gelungen, es stand ein Gewinn von 189 Millionen Dollar zu Buche. Damit hat sich die Marge auf 2,6 Prozent verbessert, nachdem im Vorjahreszeitraum noch eine von minus 2,7 Prozent (also ein Verlust) verbucht worden war.
Der mit weitem Abstand größte Umsatz- und Gewinnlieferant ist die Sparte „Power“, die vor allem Gasturbinen herstellt und davon profitiert, dass viele Versorger aufgrund der erwarteten Steigerung der Stromnachfrage ihre Kapazitäten ausbauen, zumal etliche Versorger gleichzeitig von Kohle auf Gas umrüsten. Daher ist der Umsatz der Sparte im 1. Quartal deutlich gestiegen auf 4,0 Milliarden Dollar, während das Ebitda auf 345 Millionen Dollar nach oben geschossen ist.
Hingegen leidet der 2. Geschäftsbereich, „Wind“, unter der schwachen Nachfrage nach Onshore-Windkraftanlagen, während er gleichzeitig die alten, defizitären Projekte für Offshore-Windkraftanlagen abarbeitet. Dennoch hat der Bereich den Ebitda-Verlust deutlich abgebaut auf 173 Millionen Dollar.
Im 3. Bereich, „Elektrifizierung“, der Technik für Energienetze herstellt, boomt hingegen das Geschäft, weil viele Versorger ihre Netze aufrüsten und ausbauen. Daher hat er einen Ebitda-Gewinn von 66 Millionen Dollar erwirtschaftet, nach einem Verlust von 30 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum.
Zwar ist der bereinigte Verlust je Aktie deutlich gesunken auf 0,41 Dollar. Analysten hatten allerdings einen Verlust von lediglich 0,37 Dollar vorhergesagt.
Zudem stagnierte der Auftragseingang auf Konzernebene bei 9,7 Milliarden Dollar. Allerdings liegt das Book-to-Bill-Verhältnis, also das Verhältnis von Orders zum Umsatz, bei stattlichen 1,3 und deutet damit auf künftiges kräftiges Wachstum bei Ge Vernova hin.
Während der Auftragseingang im Bereich „Power“ um 25 Prozent auf 5,0 Milliarden Dollar nach oben geschossen ist, waren die Orders im Bereich „Elektrifizierung“ deutlich gesunken auf 3,6 Milliarden Dollar, während sie bei „Wind“ um 40 Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar eingebrochen sind.
Prognose bestätigt
Bei der Zahlenvorlage zeigte sich Vorstandschef Scott Strazik mit den Ergebnissen dennoch zufrieden. Zudem bestätigt er die Prognose.
Demnach soll im Gesamtjahr ein Umsatz von 34 bis 35 Milliarden Dollar erzielt werden. Wachstumsmotor soll vor allem der Bereich „Elektrifizierung“ sein, der organisch, also bereinigt um Währungseffekte und Zukäufe, im unteren zweistelligen Prozentbereich zulegen soll.
Zudem soll die bereinigte Ebitda-Marge am oberen Rand im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen. Dabei soll sich der Bereich „Wind“ bis zum Jahresende der „Profitabilität annähern.“
Außerdem soll bei einem Cashflow aus dem operativen Geschäft von 1,5 bis 1,9 Milliarden Dollar abzüglich der Investitionen (800 Millionen Dollar) ein Free Cashflow von 0,7 bis 1,1 Milliarden Dollar erwirtschaftet werden.
Dabei soll der Free Cashflow in den nächsten Quartalen schrittweise erheblich verbessert werden, nachdem im 1. Quartal noch ein Cash-Abfluss von 661 Millionen Dollar zubuche gestanden war.
Auf der Analystenkonferenz drehten sich 2 Fragen um das Thema KI. Dabei betonte Strazik jeweils, dass das die Nachfrage der US-Versorger nach Gasturbinen ankurbeln werde.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Der Konsens der Analysten prognostiziert für 2024 eine Umsatzwachstum von 4,6 Prozent auf 34,75 Milliarden Dollar, das liegt etwas oberhalb der Mitte der Spanne von Straziks Prognose.
Zudem soll das bereinigte Ebitda auf 2,1 Milliarden Dollar nach oben schießen, womit sich die Marge stark verbessern würde von 2,4 auf 6,0 Prozent.
Zudem soll ein Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von etwas über 1,1 Milliarden Dollar zu Buche stehen, was einer operativen Marge von lediglich 3,2 Prozent entspricht.
Der Börsenwert liegt bei 45,3 Milliarden Dollar. Inklusive des (laut meinen Berechnungen) Netto-Cash-Bestands von 4,2 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 41,1 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 19,6-Fachen des von Analysten für 2024 vorhergesagten bereinigten Ebitda, sowie dem 36,8-Fachen des erwarteten Ebit. Ich finde, das ist eine extrem hohe Bewertung, und zeigt, dass in der Aktie enormes Wachstum eingepreist wird. Dabei soll die operative Marge in diesem Jahr bei lediglich 3,2 Prozent liegen.
Und das 2024er-KGV liebt bei herben 50,5 – und das auf Basis des bereinigten Gewinns je Aktie.
Trotz der meiner Meinung nach extrem hohen Bewertung dürfte allerdings der Höhenflug der Aktie von GE Vernova in den nächsten Monaten weitergehen, weil viele Investoren weiterhin darauf setzen dürften, dass der Konzern einer der Profiteure des KI-Hypes sein dürfte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von GE Vernova (A404PC) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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