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GoDaddy – Aktivistischer Investor macht dem Management Dampf
Der US-Internetdienstleister leidet unter der schwachen Geschäftsentwicklung. Obwohl Vorstandschef Aman Bhutani eine deutliche Beschleunigung des Wachstums angekündigt hat, erhöht ein Großaktionär den Druck.
Im Internetzeitalter ist für viele Unternehmen oder Menschen eine Domain von großer Bedeutung. So hat beispielsweise Elon Musk Anfang August die Domain X.ai von ChatGPT gekauft. Seitdem leitet sie auf das neue KI-Forschungsunternehmen X.ai von Elon Musk um.
Wenn es um Domains geht, kommt üblicherweise GoDaddy ins Spiel. Das US-Unternehmen ist der weltgrößte Domain-Registrar und Webhoster und hat 21 Millionen Kunden. Ein Domain-Registrar ist laut Wikipedia „ein Unternehmen, das die Registrierung von Internet-Domains als Dienstleistung anbietet.“ Zu den Konkurrenten von GoDaddy gehören Firmen wie NameCheap, Domain.com, Google Domains, DreamHost, oder Bluehost.
Obwohl die Weltwirtschaft im ersten Halbjahr 2023 ganz gut gelaufen ist, schwächelte allerdings das Geschäft von GoDaddy. So ist der Umsatz im zweiten Quartal um lediglich 3,2 Prozent auf 1,05 Milliarden Dollar gestiegen. Knapp ein Drittel der Konzernerlöse kamen aus dem Ausland.
Zudem ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 2,4 Prozent auf 264,6 Millionen Dollar geklettert. Das entsprach einer Marge von 25,2 Prozent.
Dass das tatsächliche Ebitda nach dem offiziellen Bilanzierungsstandard US-GAAP um 5,7 Prozent auf nur 163,1 Millionen Dollar gesunken ist, sei nur am Rande erwähnt. Denn die Aktienoptionen für die Mitarbeiter, die Kosten für Übernahmen, sowie die Restrukturierungskosten für den Personalabbau schlagen auf das tatsächliche Ergebnis kräftig durch.
Wie bei so vielen anderen US-Unternehmen gibt es damit auch bei GoDaddy eine „kleine“ Lücke zwischen dem bereinigten und dem tatsächlichen Ebitda. Letzteres ist um 40 Prozent kleiner als das bereinigte.
Auf der Analystenkonferenz gab sich Vorstandschef Aman Bhutani dennoch zuversichtlich, zumal KI künftig das Geschäft deutlich ankurbeln soll. Demnach können Kunden künftig den Kauf einer Domain von GoDaddy mit dem KI-unterstützten Digital Guide verbinden.
Der Digital Guide baut automatisch eine personalisierte Basis-Website, inklusive einer Zahlungsfunktion. Zudem schlägt er Farben für die Marke des Unternehmens vor, erzeugt ein kostenloses Logo und Werbenachrichten mit dem Logo des Kunden, sowie Posts in sozialen Netzwerken, um Traffic auf den Seiten zu generieren.
Damit ist die Firma quasi der „One-Stop-Shop“ für kleine und Kleinstunternehmen, wobei pro Kunden auf Sicht von 12 Monaten ein Umsatz von insgesamt 199 Dollar generiert wird. Oder anders ausgedrückt: 16,58 Dollar pro Monat.
Vorstandschef prognostiziert Geschäftsbelebung
Dabei soll im dritten Quartal ein Umsatz von 1,055 bis 1,075 Milliarden Dollar erzielt werden. In der Mitte der Spanne entspricht das einem Plus von rund 3 Prozent, womit das Wachstum allerdings ähnlich schwach wäre wie im zweiten Quartal. Allerdings soll im dritten Quartal die bereinigte Ebitda-Marge leicht verbessert werden auf rund 26 Prozent.
Im vierten Quartal will die Firma dann durchstarten. Dabei soll das Umsatzwachstum von GoDaddy auf knapp 7 Prozent beschleunigt werden, während eine bereinigte Ebitda-Marge von 28 Prozent erwirtschaftet werden soll.
Fürs Gesamtjahr stellte Bhutani Erlöse von 4,250 bis 4,325 Milliarden Dollar in Aussicht. Zudem peilt der Firmenlenker eine bereinigte operative Marge von rund 26 Prozent an (2022: 25 Prozent), während ein Free Cashflow von mehr als 1 Milliarde Dollar erzielt werden soll (2022: 969 Millionen Dollar).
Zudem hat das Management das Aktienrückkaufprogramm um 1 Milliarde Dollar auf 4 Milliarden Dollar aufgestockt und bis 2025 verlängert. Zwischen dessen Start im Jahr 2022 und Juli 2023 ist die Aktienanzahl um 11,1 Prozent auf 150,0 Millionen gesunken. Im Laufe des Jahres 2024 soll ein Rückgang um insgesamt 15 bis 20 Prozent erreicht werden, was den (bereinigten) Gewinn je Aktie kräftig nach oben treibt.
Analysten sagen für 2023 ein Umsatzwachstum von lediglich 4,1 Prozent auf 4,26 Milliarden Dollar vorher. Das bereinigte Ebitda soll um 8 Prozent auf knapp 1,1 Milliarden Dollar zulegen, was einer Marge von 25,7 Prozent entspricht. Beim bereinigten Gewinn je Aktie wird ein Plus von knapp 10 Prozent auf 2,42 Dollar erwartet, wobei – wie oben erwähnt - die Verringerung der Aktienanzahl durch das Aktienrückkaufprogramm eine große Rolle spielt.
Aktivistischer Investor erhöht Druck
Von diesem Ausblick und gerade dem seit fünf Jahren andauernden Seitwärtstrend der GoDaddy-Aktie ist der aktivische Investor Starboard Value allerdings alles andere als begeistert und hat am 12. September 2023 einen Brief an das Aufsichtsgremium von GoDaddy geschickt. Starboard hält 7,8 Prozent der GoDaddy-Aktien und ist damit der drittgrößte Anteilseigner.
Starboard Value kritisierte, dass GoDaddy bei praktisch allen Kennzahlen hinter den Zielen zurückliege, die das Unternehmen Anfang 2022 angekündigt habe und damit auch die implizierten 2023er-Ziele verfehlen werde. Der aktivistische Investor forderte daher das Management auf, den angekündigten Job-Abbau auszuweiten, die IT-Ausgaben deutlich zu kürzen und so die Margen zu verbessern.
Starboard habe in den vergangenen 18 Monaten wiederholt versucht, einen Sitz im Aufsichtsgremium zu bekommen, um den Wandel bei GoDaddy voranzutreiben, die Firma habe diese Forderung aber wiederholt abgelehnt. Sollte GoDaddy nicht fähig sein, die angestrebten Ziele umzusetzen, oder die Aktie weiter schwächeln, solle das Aufsichtsgremium über einen Verkauf der Firma nachdenken.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Ich befürchte, dass das Geschäft von GoDaddy in einem Umfeld, in dem sich – wegen der weltweit stark gestiegenen Zinsen - das Wachstum der US-Wirtschaft im Speziellen und der Weltwirtschaft im Allgemeinen in den nächsten Quartalen stark abkühlen dürfte, und die US- die Weltwirtschaft sogar jeweils auf eine Rezession zusteuern könnten, deutlichen Gegenwind bekommen dürfte. In dem Szenario dürfte bei Unternehmensneugründungen, und damit dem Kauf von Domains, Webhosting-Dienstleistungen, etc. Flaute herrschen.
Vor dem Hintergrund erscheint mir die vorhergesagte Beschleunigung des Umsatzwachstums ab dem vierten Quartal 2023 als sehr ambitioniert.
Und hinter dem Konsens der Analysten, der für 2024 ein Erlösplus von 7,7 Prozent auf 4,59 Milliarden Dollar vorhersagt, würde ich ebenfalls ein großes Fragezeichen setzen.
Und damit kommen wir zur Bewertung: Der Börsenwert liegt bei 10,8 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 3,3 Milliarden Dollar liegt der sogenannte Enterprise Value (EV) bei herben 14,1 Milliarden Dollar. Das ist das 12,8-Fache des für 2023 erwarteten bereinigten Ebitda. Das finde ich eine Menge Holz für ein wachstumsschwaches Unternehmen. Und das KGV liegt bei herben 30,2.
Sollten die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen weiter steigen, wovon ich ausgehe, dürfte daher die hochbewertete Aktie zunehmend Gegenwind bekommen. Denn bei steigenden Zinsen werden die künftig erwarteten Gewinne umso stärker abdiskontiert.
Ich gehe daher davon aus, dass das Papier aus dem Seitwärtstrend der vergangenen Jahre nach unten ausbrechen dürfte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von GoDaddy (A14QAF) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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