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Hershey – Rekordfahrt der Kakaopreise verschärft Kostensenkungsdruck
Der US-Schokoladenhersteller hat einen deutlichen Absatzeinbruch gemeldet. Obwohl der Gegenwind von der Rohstoffseite immer größer wird, tendiert die Aktie seit einigen Monaten seitwärts.
Nach der Talfahrt seit dem Rekordhoch vom Mai ist die Hershey-Aktie in den vergangenen Monaten unter deutlichen Schwankungen seitwärts tendiert. Das ist auf den ersten Blick mehr als bemerkenswert, schließlich steigen die Kakaopreise auf immer neue Rekordhochs und liegen mit rund 10.000 Dollar pro Tonne auf dem 3,5-Fachen des Niveaus von vor einem Jahr. Dadurch trüben sich die Aussichten für einen der weltgrößten Schokoladenhersteller immer mehr ein.
Schließlich kann er nicht einfach weiter die Preise deutlich erhöhen, könnten sich doch die Kunden sonst mit dem Kauf von Süßwaren zurückhalten. Zwar hat Hershey laut den Angaben des Managements die Rohstoffe, wie Kakao, für dieses Jahr praktisch vollständig eingekauft und wird dadurch von den steigenden Preisen nicht stärker belastet als ohnehin schon erwartet.
Wenn der Kakaopreis allerdings nicht bald nach unten drehen sollte, wird es für Hershey und die Konkurrenten wie Nestlé allerdings immer teurer, den Rohstoff für das nächste Jahr und die darauf folgenden einzukaufen, was zwangsläufig die Profitabilität belastet. Umso mehr könnte der Druck auf Hershey-Chefin Michele Buck zunehmen, das angekündigte Kostensenkungsprogramm deutlich zu verschärfen (dazu gleich mehr).
Schwache Zahlen
Im vierten Quartal stieg der Umsatz des Konzerns um lediglich 0,2 Prozent auf 2,66 Milliarden Dollar. Das lag unter den Schätzungen der Analysten von 2,71 Milliarden Dollar. Dabei sind die Preiserhöhungen durch einen Absatzeinbruch um 6,6 Prozent praktisch ausradiert worden.
Während der Umsatz mit Süßwaren auf dem Heimatmarkt Nordamerika leicht gestiegen ist auf 2,22 Milliarden Dollar, waren die Einnahmen aus dem dortigen Markt mit salzigen Snacks auf 205,2 Mio. Dollar eingebrochen, weil die Nachfrage nach Popcorn deutlich stärker gesunken ist als erwartet. Hingegen sind die Erlöse im dritten Geschäftsbereich, dem Auslandsgeschäft, um 12,7 Prozent auf 231,7 Millionen Dollar gestiegen.
Zudem ist auf Konzernebene der bereinigte operative Gewinn gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) leicht gesunken auf 544,2 Millionen Dollar, womit die Marge ein wenig zurückgegangen ist von 20,9 auf 20,5 Prozent.
Der bereinigte Gewinn je Aktie stagnierte zwar bei 2,02 Dollar, lag damit allerdings über den Erwartungen von 1,95 Dollar.
Enttäuschender Ausblick
Bei der Präsentation der Ergebnisse lieferte Buck zudem eine wenig berauschende Prognose. Demnach soll der Umsatz im Jahr 2024 um lediglich 2 bis 3 Prozent steigen. Das soll allerdings ausschließlich auf Preiserhöhungen zurückzuführen sein, und lag zudem unter den Erwartungen der Analysten, die ein Wachstum von 3,4 Prozent vorhergesagt hatten. Dabei soll sich das Popcorn-Geschäft im Laufe des Jahres allmählich stabilisieren.
Auf der Analystenkonferenz wollten Buck und Finanzchef Steven Voskuil nicht sagen, wie Hershey mit möglichen weiteren Preiserhöhungen reagieren könnte, falls die Kakaopreise immer weiter steigen sollten. Falls Hershey die Preise erhöhen sollte, würde das laut Voskuil allerdings erst im 2. Halbjahr 2024 und im Gesamtjahr 2025 durchschlagen.
Die Lage dürfte allerdings klar sein: je größer die nächsten Preiserhöhungen ausfallen sollten, umso mehr würde das den Absatz im wichtigen Süßwarengeschäft belasten.
Zudem soll die Ebit-Marge in diesem Jahr sinken, ohne dass das Management dazu Details bekanntgab.
Außerdem soll der bereinigte Gewinn je Aktie auf dem Vorjahresniveau von 9,59 Dollar stagnieren, weil steigende Kakao- und Zuckerpreise die Profitabilität belasten. Analysten waren hingegen von einem Anstieg um 3,3 Prozent ausgegangen.
Um den Gewinn je Aktie zu stützen, soll allerdings das Aktienrückkaufprogramm in diesem Jahr verdoppelt werden, wodurch die Aktienanzahl im Jahresverlauf um rund 1 Prozent sinken soll. Aus den Rückkaufprogrammen sind noch insgesamt 870 Millionen Dollar übrig.
Kostensenkungen verursachen hohe Belastungen
Umso mehr stehen für das Management-Team Kostensenkungen ganz oben auf der Agenda. So sollen die eingeleiteten Maßnahmen bis 2026 Einsparungen von rund 300 Millionen Dollar bringen, davon sollen 2024 rund 100 Millionen Dollar realisiert werden.
Allerdings sollen die Maßnahmen, wie die Ausgaben für Abfindungen, bis 2026 Belastungen von 200 bis 250 Millionen Dollar verursachen, davon sollen 2024 rund 110 Millionen Dollar anfallen. Das Ergebnis aus Kostensenkungen und den Ausgaben für die Restrukturierung ist in diesem Jahr also quasi ein Nullsummenspiel.
Nach der Veröffentlichung der Prognose war die Aktie zuerst kurz eingebrochen, weil sich Investoren anfangs offenbar auf den schwachen Ausblick fokussiert hatten. Anschließend ist die Aktie aber deutlich gestiegen, weil scheinbar die Kostensenkungen in den Vordergrund gerückt sind.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 einen Umsatzanstieg um 2,8 Prozent auf knapp 11,5 Milliarden Dollar.
Allerdings soll das Ebit gegenüber dem bereinigten 2023er-Wert um 2,9 Prozent auf 2,62 Milliarden Dollar sinken, womit die Marge deutlich zurückgehen würde von 24,2 auf 22,8 Prozent.
Der Börsenwert liegt bei 39,6 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 4,4 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 44 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 16,8-Fachen des von Analysten vorhergesagten Ebit und zeigt, dass in der Aktie eine Menge Wachstum eingepreist ist, selbst wenn man die starke Marge berücksichtigt.
Und das 2024er-KGV liegt bei herben 20,3 – auf Basis des bereinigten Gewinns je Aktie, der auf dem 2023er-Wert stagnieren soll.
Meiner Meinung nach sollte die Aktie unter deutlichen Schwankungen weiterhin seitwärts tendieren. Investoren dürften darauf setzen, dass selbst möglicherweise weiter kräftig steigende Kakaopreise Hershey im Jahr 2024 nicht mehr belasten dürften als ohnehin schon erwartet.
Falls die Kakaopreise allerdings überraschend sinken sollten, könnten Investoren spekulieren, dass der Abwärtsdruck auf den Gewinn des Schokoladenherstellers im Jahr 2025 etwas nachlassen könnte, woraufhin sich die Aktie ein wenig erholen könnte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Hershey (851297) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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