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Hertz Global – Mit Teslas und anderen Wachstumsinitiativen dem Gegenwind entgegensteuern

Ebenso wie der Konkurrent Avis Budget hat auch die US-Mietwagenfirma Hertz Global im vergangenen Jahr Rekordergebnisse erwirtschaftet. Vorstandschef Stephen Scherr hat einige Pläne, wie er das Geschäft weiter ankurbeln und sich so gegen die größeren Belastungen stemmen möchte.
Im Oktober 2021 hatte Hertz Global mit der Bestellung von 100.000 Teslas für Furore und damit wenige Wochen vor dem Börsengang der Mietwagenfirma für Euphorie bei Investoren gesorgt. Dabei hatte Hertz nur wenige Monate zuvor im Juni 2021 das Insolvenzverfahren erfolgreich abgeschlossen.
Bei der Vorlage der 2022er-Geschäftszahlen am 7. Februar dürften etliche Investoren kurz etwas verunsichert gewesen sein, besaß doch die US-Mietwagenfirma, zu der neben der Tochter Hertz, auch jene namens Dollar und Thrifty gehören, per Jahresende weniger als 50.000 Teslas. Ansonsten waren die Anleger mit den Ergebnissen allerdings zufrieden.
Im vierten Quartal stieg der Umsatz um 4 Prozent auf 2,04 Mrd. Dollar. Knapp 84 Prozent davon entfielen auf die Region „Americas“, wo der Konzern im Schnitt knapp 400.000 Fahrzeuge im Bestand hatte. Das Auslandsgeschäft verfügte über knapp 100.000 Fahrzeuge.
Zwar brach der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf Konzernebene wegen höherer Fahrzeug- und operativer Kosten auf 309 Mio. Dollar ein. Ähnlich erging es dem bereinigten Gewinn je Aktie, der auf 0,50 Dollar eingebrochen ist, allerdings lag er damit über den Schätzungen der Analysten von 0,47 Dollar. Dazu noch eine für Analysten und Investoren wichtige Kennzahl, weil sie ein wichtiger Kostenfaktor für Mietwagenfirmen ist: die Abschreibungen pro Fahrzeug sind auf 244 Dollar pro Monat nach oben geschossen.
Im Gesamtjahr 2022 war der Erlös um 18,4 Prozent auf den Rekord von 8,7 Mrd. Dollar geklettert. Das bereinigte Ebitda legte um 8,2 Prozent auf 2,3 Mrd. Dollar zu – ebenfalls ein Spitzenwert. Allerdings sank die Marge auf 26,5 Prozent. Zudem stiegen die Nettoschulden deutlich auf 12,6 Mrd. Dollar.
Hertz hat ebenso wie der Konkurrent Avis Budget – siehe Beitrag „Avis Budget – Nach Rekordfahrt stehen deutliche Herausforderungen bevor“ – davon profitiert, dass sich das Geschäft mit Firmenkunden (Geschäftsreisen) 2022 ebenso belebt hatte wie das „normale“ Reisegeschäft. Gleichzeitig waren die Preise für Gebrauchtfahrzeuge nach oben geschnellt und hatten damit den Mietwagenfirmen sensationelle Zusatzgewinne in die Kasse gespült.
2023 ist das Umfeld für die Branche allerdings schwieriger. Einerseits dürften die Gebrauchtwagenpreise auch nicht annähernd so stark steigen wie im Vorjahr, was auf die Gewinne der Mietwagenfirmen drückt. Andererseits steigen nach den kräftigen Zinserhöhungen der Fed die Zinszahlungen der Unternehmen, was die Profitabilität zusätzlich belastet.
Etliche Wachstumsinitiativen auf Agenda
Auf der Analystenkonferenz hat Hertz-Chef Stephen Scherr zwar keine Prognose zu Umsatz und Gewinn für 2023 abgebeben. Vielmehr hat der Firmenlenker betont, wie er das Wachstum des Unternehmens weiter vorantreiben will.
So soll das Angebot mit Elektroautos weiter ausgebaut werden, schließlich sollen E-Autos Ende 2024 25 Prozent der Flotte des Konzerns ausmachen. Dazu setzt Hertz auch auf Fahrzeuge von General Motors und Polestar. Scherr will dabei gerade von den sinkenden Preisen für E-Autos profitieren. Und wenn die Fahrzeuge länger gefahren werden als jene mit Verbrennungsmotor drückt das wiederum die Abschreibungen – und erhöht so die Profitabilität.
Zudem ist Hertz eine Kooperation mit BP Pulse eingegangen, um an den Abholstationen der Mietwagenfirma Ladestationen für E-Autos zu bauen. Außerdem wird die Partnerschaft mit dem Fahrdienstleister Uber ausgebaut, um an dessen Fahrer in Nordamerika und Europa Teslas und andere E-Autos zu vermieten. 2025 sollen die Uber-Fahrer in Europa bis zu 25.000 E-Autos von Hertz mieten können.
Zudem soll verstärkt in die Töchter Dollar und Thrifty investiert werden, damit sie gerade Kunden im mittleren und unteren Preissegment gewinnen können, sowohl bei Geschäftskunden als auch bei Reisenden. Außerdem will Hertz verstärkt Fahrzeuge über den Online-Gebrauchtwagenhändler Carvana und an Privatleute verkaufen, um so höhere Preise im Vergleich zum Großhandel zu realisieren. Außerdem wird laut Scherr die Umstellung der IT von Rechenzentren auf Cloud-Lösungen für deutliche Kostensenkungen sorgen.
Mit all den Maßnahmen will Scherr es schaffen, eine prozentual „zweistellige Marge zu halten.“ Dabei hat Finanzchef Kenny Cheung auf der Analystenkonferenz eingeräumt, dass die Abschreibungen im ersten Quartal 2023 auf 300 bis 320 Dollar je Fahrzeug und Monat steigen sollen. Im Gesamtjahr sollen sie sich in Richtung des unteren Endes der Spanne für das erste Quartal bewegen, gegenüber nur 117 Dollar für 2022 – eine enorme Lücke. Cheung hat am 14. April den Konzern verlassen, um einen Job in einer anderen Branche anzunehmen.
Analysten prognostizieren für das Gesamtjahr 2023 einen Umsatzanstieg um 7 Prozent auf 9,3 Mrd. Dollar. Allerdings soll das Ebitda auf 1,36 Mrd. Dollar einbrechen, was einer Marge von 14,6 Prozent entspricht. Damit würde Scherr aber die Prognose einer prozentual „zweistelligen Marge“ einhalten. Für 2024 sagen die Finanzprofis allerdings einen weiteren Rückgang des Ebitda auf knapp 1,2 Mrd. Dollar vorher.
Umso mehr muss Scherr hoffen, dass eine Rezession in den USA im Jahr 2023 ausbleibt, denn umso schwieriger würde ansonsten das Geschäftsumfeld für den Konzern werden.
BNP Paribas hat die Aktie von Hertz Global (A3CSN0) in die Palette der Basiswerte aufgenommen und bietet aktuell die ersten Mini Futures und Unlimited Turbos auf diesen neuen Basiswert an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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