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Höegh Autoliners – Spannungen im Roten Meer heizen Rekordfahrt der Aktie an
Die norwegische Reederei hatte sich prächtiger Geschäfte erfreut. Durch die Spannungen im Roten Meer ist das ohnehin hervorragende Umfeld noch besser geworden.
Die Spannungen im Roten Meer zwingt viele der weltweit agierenden Reedereien, wie den Branchenriesen A.P. Moller-Maersk, oder den Konkurrenten Höegh Autoliners zum Handeln. Am 20. Dezember hat der norwegische Konzern mitgeteilt, dass er den Transit durch das Rote Meer einstellen werde, nachdem die norwegische Schifffahrtsbehörde ihre Alarmstufe für den südlichen Teil des Meeres auf die höchste Stufe erhöht hatte.
Seit der Meldung hat sich die Rally bei der Aktie beschleunigt, womit sich die Rekordfahrt nahtlos fortgesetzt hat. Denn die ohnehin knappen Kapazitäten in der Branche werden noch knapper, weil viele Schiffe nun um das Kap der Guten Hoffnung fahren, wodurch sich die Fahrzeit erheblich verlängert. Das sorgt für weiteren Aufwärtsdruck auf die Preise, sprich die ohnehin sehr hohen Frachtraten steigen weiter.
Höegh Autoliners hat sich auf den Transport von Autos, sowie großen Maschinen und schwerem Stückgut spezialisiert, wie Bau- und landwirtschaftlichen Maschinen, Lkws, Bussen, Zügen, Booten und Jachten, oder Ausrüstungen für den Bergbau oder die Energiewirtschaft – und damit alles, was nicht in Containern transportiert wird. Der Konzern betrieb zuletzt 37 Schiffe.
Prächtige Zahlen
Das Unternehmen ist völlig ausgebucht und hatte daher zwischen dem vierten Quartal 2022 und dritten Quartal 2023 weitgehend stabile Umsätze, im dritten Quartal lag er bei 355 Millionen Dollar und damit ebenso wie viele andere Kennzahlen in der Nähe des Rekordhochs, oder auf einem Rekordhoch.
Dabei ist das transportierte Volumen etwas zurückgegangen auf 3,9 Millionen Kubikmeter, nachdem es in den vorherigen vier Quartalen bei jeweils 4,0 bis 4,1 Millionen Kubikmetern gelegen war. Dabei lag der Bruttopreis (also inklusive Steuern und Zöllen) im dritten Quartal bei 90,5 Dollar je Kubikmeter, und der Nettopreis bei 78,5 Dollar.
Dabei war im dritten Quartal 2023 der Transport von Pkws in die Zielmärkte von Höegh Autoliners, wie Mittel- und Westeuropa, Nordamerika und dem Nahen Osten deutlich gestiegen, zumal die Exporte gerade aus China, aber auch aus Südkorea und Japan nach oben geschossen sind. Zudem waren die Exporte von Baumaschinen aus China rasant geklettert.
Aufgrund anhaltender Preiserhöhungen und sinkender Kosten, gerade für Schiffstreibstoff, wie Schweröl oder Marinedieselöl, ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) auf den Rekord von 185 Millionen Dollar gestiegen. Damit hat sich die Marge auf den Spitzenwert von 52 Prozent verbessert, nach 35 Prozent im Vorjahreszeitraum. Anschließend ist die Marge von Quartal zu Quartal immer weiter geklettert.
Vorstandschef Andreas Enger hat Investoren an den prächtigen Geschäften partizipieren lassen, und im August für das zweite Quartal 2023 Dividenden von 67 Millionen Dollar bezahlt. Im November folgten 70 Millionen Dollar für das dritte.
Zudem hat das Unternehmen eine hervorragende Eigenkapitalquote von 67 Prozent.
Enormes Potenzial bei neuen und bestehenden Verträgen
Zudem hat der Konzern im dritten Quartal mehrere neue, mehrjährige Verträge mit führenden Autoherstellern unterschrieben, wobei es um den Transport von Pkws von den USA in den Nahen Osten, sowie von Asien nach Europa und in die USA ging.
In der Präsentation anlässlich der Quartalszahlen wies das Management darauf hin, dass es seit Jahresanfang mehrere neue, mehrjährige Verträge mit einem annualisierten Frachtvolumen von 3,1 Millionen Tonnen abgeschlossen habe – das sind rund 19 Prozent der derzeitigen Kapazitäten von Höegh Autoliners. Dabei habe die durchschnittliche Nettorate bei mehr als 100 Dollar pro Kubikmeter gelegen, während die durchschnittliche Laufzeit der Verträge 4,4 Jahre betragen habe.
Zudem stünden bis Ende 2024 bestehende Verträge mit einem annualisierten Volumen von 5,4 Millionen Kubikmetern zur Verlängerung an. Die durchschnittliche Nettorate liege dabei bei weniger als 50 Dollar pro Kubikmeter und die verbliebene Restlaufzeit bei 9,5 Monaten. Da der Konzern bei einer Verlängerung dieser Verträge eine viel höhere Nettorate als bei den alten Verträgen durchsetzen dürfte – sprich es geht in Richtung 100 Dollar oder sogar darüber hinaus -, bietet das enormes Gewinnpotenzial.
Zudem stockt das Unternehmen die Kapazitäten weiter auf. Im Juli 2024 solle Höegh Autoliners laut Enger ein neues Schiff geliefert bekommen, im November soll ein weiteres folgen. Bis zum Sommer 2026 sollen damit insgesamt 8 neue Schiffe den Betrieb aufnehmen.
Enger wies allerdings auf die möglichen Risiken für das Geschäft hin, wie dass die stark gestiegenen Energiepreise und die Inflation die Konjunktur und damit die Nachfrage nach Autos dämpfen könne, die Folgen des Ukraine-Krieges, die Regulierung im Autosektor, die die Preise nach oben treibe, und die mögliche Zurückhaltung der Banken bei der Kreditvergabe.
Geschäft floriert auch im vierten Quartal
Zum Ausblick hat Enger nicht viel gesagt, außer dass das vierte Quartal ein „weiteres starkes Quartal“ für Höegh Autoliners werden solle.
Die allmonatlich veröffentlichten Frachtdaten zeigen, dass Enger richtig lag. So lag das Frachtvolumen beispielsweise im Dezember bei 1,3 Millionen Kubikmetern und damit nur leicht unter dem Schnitt des dritten Quartals, während die Preise ebenfalls leicht nachgegeben haben.
In der Pressemeldung schrieb Enger zudem, dass das Umleiten der Schiffe um das Kap der Guten Hoffnung zwar wegen des sinkenden Volumens und den gestiegenen Treibstoffkosten das Ergebnis belaste. Allerdings arbeite der Konzern daran, dass durch Preiserhöhungen und Zuschläge wettzumachen.
Analysten sehen nur sehr gedämpfte Umsatz- und Gewinnperspektiven
Aufgrund der Rekordfahrt ist das Papier am 15. September in den OBX Index, dem wichtigsten Index an der Osloer Börse, aufgestiegen. Und das nicht einmal 2 Jahre nach dem Börsengang am 29. November 2021.
Analysten sagen für 2024 einen leichten Rückgang des Umsatzes gegenüber dem erwarteten 2023er-Wert auf knapp 1,41 Milliarden Dollar vorher.
Hingegen soll das Ebitda leicht zulegen auf 745 Millionen Dollar. Und auch der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll leicht klettern auf 593 Millionen Dollar, womit sich die Marge verbessern würde von 40,4 auf 42,1 Prozent.
Ich halte die Schätzungen allerdings für deutlich zu pessimistisch. Derzeit ist nicht absehbar, wie es zu einer Entspannung im Roten Meer kommen könnte. Je länger die Spannungen aber anhalten, und die Schiffe damit um das Kap der Guten Hoffnung umgeleitet werden müssen, umso größer wird der Aufwärtsdruck auf die Frachtraten sein.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Der Börsenwert von Höegh Autoliners liegt bei 2,0 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von nur 174,5 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 2,17 Milliarden Dollar.
Das entspricht lediglich dem 2,9-Fachen des erwarteten 2024er-Ebitda, sowie dem 3,7-Fachen des Ebit. Die sehr niedrigen Werte zeigen, dass Investoren trotz der Rekordfahrt der Aktie davon ausgehen, dass der operative Gewinn nach dem Profitabilitäts-Boom der vergangenen Jahre ab 2025 einbrechen dürfte, weshalb das Multiple so niedrig ist.
Zur Erinnerung: Im Jahr 2021 lag das Ebit bei lediglich 76 Millionen Dollar und damit meilenweit unter dem aktuellen Niveau. Allerdings ist die Weltwirtschaft im Allgemeinen und die Reedereibranche im Speziellen derzeit auch in einem ganz anderen Umfeld als damals, vom Ukraine-Krieg, über den Israel-Krieg, bis zu den Spannungen im Roten Meer, usw.
Ich gehe daher davon aus, dass das Umfeld für Höegh Autoliners und viele Konkurrenten erst einmal prächtig bleiben und die Aktie daher die Rekordfahrt fortsetzen dürfte.
Zudem warte ich gespannt auf die Vorlage der 2023er-Zahlen und Engers Ausblick am 8. Februar.
BNP Paribas bietet in Kürze Produkte auf die Aktie von Höegh Autoliners (A3C8LV) an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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