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Howmet Aerospace – Im Sog von Airbus und Boeing im Sinkflug
Die Aktie des Zulieferers für die Luft- und Raumfahrtindustrie ist in den vergangenen Jahren im Zuge der kräftigen Erholung in der Branche nach der Pandemie nach oben geschossen. Allerdings bekommt der Sektor nun Gegenwind und damit auch Howmet Aerospace.
Das Geschäft von Howmet Aerospace brummt: Vorstandschef John Plant hat daher bei der Vorlage der Halbjahreszahlen am 1. August die Prognose fürs Gesamtjahr angehoben. Dennoch ist die Aktie des Zulieferers für die Luft- und Raumfahrtindustrie ab dem Zeitpunkt mit dem Gesamtmarkt nach unten gedreht. Weshalb bei Howmet Aerospace einige Sonderfaktoren eine zusätzliche Rolle spielen, werde ich gleich aufzeigen.
Der US-Konzern nutzt sein Know How bei der Verarbeitung von Aluminium und Titan, um Komponenten für Flugzeugtriebwerke und Gasturbinen herzustellen, oder Befestigungssysteme für Flugzeuge, wie Schrauben und Bolzen, oder Aluminiumfelgen für Schwerlast-Lkws. Zu den Konkurrenten zählt beispielsweise der US-Konzern Textron.
Im zweiten Quartal hat Howmet Aerospace den Umsatz um 18 Prozent auf 1,65 Milliarden Dollar gesteigert. Wachstumsmotor war das Geschäft mit kommerzieller Luft- und Raumfahrt, das um 23 Prozent zugelegt hat und mit 771 Millionen Dollar rund 47 Prozent der Konzernerlöse beigesteuert hat, und damit der mit weitem Abstand größte Umsatzlieferant war.
Bei den anderen Absatzmärkten sah es wie folgt aus: 360 Millionen Dollar (22 Prozent der Konzernerlöse) entfielen auf das Geschäft mit „Gewerblichem Transport“, also Aluminiumfelgen für Lkws, 262 Millionen Dollar auf jenes mit der Rüstungsindustrie (16 Prozent) und 255 Millionen Dollar (15 Prozent) auf den Bereich „Industrie und Sonstige“, also Industrieanwendungen, unter anderem für die Öl- und Gasindustrie.
Ein Bereich dominiert
Das Unternehmen ist wiederum in 4 Geschäftsbereiche aufgeteilt: Größter Umsatzlieferant ist der Bereich „Engine Products“, der Bauteile für Flugzeugtriebwerke und Gasturbinen herstellt und einen Erlös von 821 Millionen Dollar erzielt hat. Das waren knapp 50 Prozent der Konzernerlöse.
Auf Platz 2 folgt der Bereich „Befestigungssysteme“ für Flugzeuge, gewerblichen Transport und Industrieanwendungen, mit einem Umsatz von 329 Millionen Dollar, gefolgt auf Rang 3 mit „Schmiederäder“, also Aluminiumfelgen und ähnliche Produkte für die Schwerlast-Lkws, mit einem Umsatz von 298 Millionen Dollar.
Und schlussendlich als Nummer 4 der Bereich „Engineered Structures“ (technische Strukturen) mit allerlei Titan-Gussblöcken und anderen Produkten für die Luft- und Raumfahrtindustrie und einem Erlös von 200 Millionen Dollar.
Dank des kräftigen Umsatzanstiegs auf Konzernebene ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 16 Prozent auf 368 Millionen Dollar geklettert. Das entsprach einer Marge von stattlichen 22,3 Prozent.
Prognose angehoben
Bei der Zahlenvorlage zeigte sich Vorstandschef John Plant sehr zufrieden und gab einen guten Ausblick für das dritte Quartal ab. Demnach soll bei einem Umsatz zwischen 1,58 und 1,6 Milliarden Dollar ein bereinigtes Ebitda von 355 bis 365 Millionen Dollar erwirtschaftet werden.
Zudem hob Plant die Prognose fürs Gesamtjahr bei Umsatz, bereinigtem Ebitda und bereinigtem Gewinn je Aktie an. Der Erlös soll auf 6,4 bis 6,47 Milliarden Dollar zulegen, in der Mitte der Spanne entspricht das einem Plus von rund 14 Prozent.
Das bereinigte Ebitda soll in der Mitte der Spanne 1,445 Milliarden Dollar erreichen, ein Plus von 13 Prozent. Und beim bereinigten Gewinn je Aktie geht Plant von einem Anstieg um rund 21 Prozent auf 1,69 bis 1,71 Dollar aus.
„Unser Ausblick ist weiterhin stark und wird von dem außerordentlich hohen Auftragsbestand für Verkehrsflugzeuge von Airbus und Boeing untermauert“, sagte Plant. Zudem seien die anderen Abnehmermärkte, wie der gewerbliche Transport, weiterhin „gesund.“
Da der Konzern zudem über ausreichende Kapazitäten verfüge, würden die Investitionen in diesem Jahr bei lediglich 230 bis 260 Millionen Dollar liegen und damit unter den Abschreibungen von rund 270 Millionen Dollar. Das beflügelt wiederum den Free Cashflow, der 600 bis 670 Millionen Dollar erreichen soll.
Gegenwind nimmt zu
Wie oben geschrieben ist die Aktie – trotz der Erhöhung der Prognose - ab Anfang August mit dem Gesamtmarkt nach unten gedreht, wenngleich es ein paar zusätzliche schlechte Nachrichten aus der Luftfahrtindustrie gab.
So hatte Boeing am 7. September völlig überraschend gewarnt, dass - wegen der Probleme bei einem Zulieferer - die Auslieferungen der sehr wichtigen 737er-Reihe in diesem Jahr nur den unteren Rand der Prognose von 400 bis 450 Maschinen erreichen würden. Dass Zulieferer, oder die Flugzeughersteller selbst irgendwelche Schwierigkeiten bei der Produktion haben ist nichts Neues, dennoch belasten derartige News die Aktie der Flugzeugbauer und damit ihrer Zulieferer, wie Howmet Aerospace.
Und ein weiteres Problem kommt hinzu: so haben zuletzt etliche US-Airlines, gerade Billigflieger, gewarnt, dass die Nachfrage schwächer sei als erwartet, während alle Gesellschaften unter den stark gestiegenen Preisen für Flugbenzin leiden (siehe Beitrag „American Airlines – Etliche Faktoren sorgen für Sinkflug“). Umso mehr würden sinkende Preise für Öl und damit für Flugbenzin die Aktien der Airlines und damit auch jene von Howmet stützen.
Ich fürchte allerdings weiterhin, dass aufgrund der stark gestiegenen Zinsen die US-Wirtschaft im Speziellen und die Weltwirtschaft im Allgemeinen zügig auf dem Weg in eine Rezession sind, weshalb die Nachfrage bei vielen Airlines nach Flugtickets im Jahr 2024 deutlich schwächer sein könnte als bislang von vielen Experten erwartet. Daher könnten die Fluggesellschaften die Abnahme neuer Maschinen verschieben, was zwangsläufig auf das Geschäft von Howmet drücken würde.
Und im Falle einer möglichen US-Rezession dürfte zudem die Nachfrage nach Schwerlastern einbrechen, was wiederum keine guten News für Howmet wären.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Wie geschrieben haben sich meiner Meinung nach die Aussichten für den Konzern in den vergangenen Monaten deutlich eingetrübt. Dessen Börsenwert liegt bei 18,8 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 3,5 Milliarden Dollar erreicht der Enterprise Value (EV) herbe 22,3 Milliarden Dollar. Das ist das 15,4-Fache des von Howmet für 2023 prognostizierten bereinigten Ebitda. Das ist meiner Meinung nach eine sehr hohe Bewertung.
Im Verhältnis zu dem von Analysten vorhergesagten bereinigten Ebit (Gewinn vor Zinsen und Steuern) von knapp 1,2 Milliarden Dollar liegt das Multiple sogar bei herben 18,9. In der Howmet-Aktie ist also eine Menge Wachstum für die nächsten Jahre eingepreist.
Die Sache wird nicht viel besser, wenn man berücksichtigt, dass die Analysten für 2024 ein bereinigtes Ebitda von etwas über 1,6 Milliarden Dollar und ein Ebit von knapp 1,4 Milliarden Dollar vorhersagen.
Und das KGV für 2023 liegt bei herben 26,5 und für 2024 bei 21,6.
Vor dem Hintergrund der sich meiner Meinung nach deutlich eintrübenden Aussichten für die Weltwirtschaft und damit die Airlines könnte die Aktie von Howmet Aerospace erst einmal im Sinkflug sein. Hingegen würde das Papier gestützt werden, wenn die Ölpreise kräftig nachgeben sollten.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Howmet Aerospace (A2PZ2D) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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