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Idex – Sehr gedämpfte Wachstumserwartungen für 2024
Der US-Industriekonzern stemmt sich mit deutlichen Kostensenkungen gegen das schwierige Umfeld. Analysten sagen erst für das zweite Halbjahr eine deutliche Belebung des Geschäfts vorher.
Wie viele andere US-Industriefirmen hatte auch Idex seit dem Beginn des zweiten Halbjahres 2023 mit deutlichem Gegenwind von der Konjunktur und damit mit Rückgängen bei Umsatz und entsprechendem Druck auf die Profitabilität zu kämpfen. So hatten sich beispielsweise Unternehmen aus dem Bereich Biopharma nach der Pandemie mit Investitionen zurückgehalten, während die Halbleiterindustrie unter dem Einbruch des Absatzes bei Smartphones und Laptops gelitten hatte.
Idex hat darauf mit Kostensenkungen, sowie dem Abbau der Lagervorräte reagiert, um trotz des schwierigen Umfelds einen guten Cashflow zu erwirtschaften (dazu gleich mehr).
Im dritten Quartal ist der Umsatz von Idex um 4 Prozent auf 793,4 Millionen Dollar gesunken, organisch stand ein Rückgang um 6 Prozent zu Buche.
Dabei ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 2,5 Prozent auf 225,5 Prozent zurückgegangen, womit sich die Marge leicht verschlechtert hat von 28,7 auf 28,4 Prozent. Damit liegt sie aber immer noch auf einem beachtlichen Niveau.
Allerdings ist der Free Cashflow um 14 Prozent auf 207 Millionen Dollar gestiegen. Dazu trug der Abbau der Lagervorräte um 25 Millionen Dollar deutlich bei.
Nur einer von 3 Geschäftsbereichen verzeichnet Wachstum
Das Geschäft ist in 3 Bereiche aufgeteilt: Der wichtigste Gewinnlieferant ist der Bereich „Fluid & Metering Technologies“ (FMT), dessen Umsatz leicht gesunken ist auf 301,1 Millionen Dollar, während das bereinigte Ebitda leicht zurückgegangen ist auf 103,6 Millionen Dollar.
Das Segment vertreibt unter anderem Verdrängerpumpen, Ventile, Durchflussmesser und Durchflussüberwachungssysteme für die Chemie-, allgemeine Industrie-, Wasser- und Abwasser-, Landwirtschafts-, Lebensmittel- und Energieindustrie.
Der zweite Bereich, „Health & Science Technologies“ (HST) hat bei einem Umsatzrückgang um 9 Prozent auf 313,2 Millionen Dollar einen Einbruch des bereinigten Ebitda auf 84,4 Millionen Dollar verbucht. Dabei schlug gerade auch der Wegfall einer Corona-Test-Applikation durch.
Das Segment vertreibt unter anderem Präzissionsfluidik, Drehkolbenpumpen, Walzenverdichtungs- und Trocknungssysteme für die Getränke- und Lebensmittelverarbeitung, Pharmazeutik und Kosmetik, sowie pneumatische Komponenten und Dichtungslösungen, wie hochpräzise Pumplösungen, die in der Analyseinstrumentierung, der klinischen Diagnostik und der Arzneimittelforschung eingesetzt werden.
Hingegen überzeugte der Bereich „Fire & Safety/ Diversified Products“ (FSDP) bei einem deutlichen Umsatzplus auf 180,6 Millionen mit einem Sprung des bereinigten Ebitda nach oben auf 52,8 Millionen Dollar.
Das Segment vertreibt laut den Angaben von Idex Produkte für Brandschutz und -bekämpfung, Sicherheit und Rettung. Das Angebot umfasst auf Lkws montierte Feuerlöschpumpen, Ventile, Monitore und Steuerungen, Düsen, Beleuchtung, Geräte, sowie Rettungs- und Bergungswerkzeuge.
Zudem war der Auftragseingang auf Konzerneben um 9 Prozent auf 712,3 Millionen Dollar gesunken. Damit liegen die Orders unter dem Umsatz und signalisieren damit einen weiteren bevorstehenden Rückgang des Geschäfts. Das Book-to-bill-Ratio, also das Verhältnis von Auftragseingang zu Umsatz, lag bei lediglich 0,90. Werte oberhalb von 1,0 signalisieren künftiges Wachstum.
Prognose angehoben
Bei der Zahlenvorlage betonte Vorstandschef Eric D. Ashleman wiederholt, wie schwierig das Umfeld sei, wenngleich sich das Geschäft auf niedrigem Niveau stabilisiert habe.
Für das vierte Quartal 2023 hat Ashleman einen organischen Rückgang des Umsatzes um 8 bis 9 Prozent vorhergesagt, während eine bereinigte Ebitda-Marge von rund 26 Prozent und ein bereinigter Gewinn je Aktie von 1,74 bis 1,79 Dollar erwirtschaftet werden soll.
Nachdem das Geschäft im ersten Halbjahr noch ganz gut gelaufen war, hat der Firmenlenker für das Gesamtjahr 2023 einen organischen Rückgang des Erlöses um 1 bis 2 Prozent in Aussicht gestellt.
Hingegen hat der Vorstandschef die Prognose für den bereinigten Gewinn je Aktie auf 8,13 bis 8,18 Dollar angehoben. Das lag daran, dass das operative Geschäft im dritten Quartal etwas besser gelaufen war als befürchtet, sowie aus einem Effekt bei den Steuern.
Zudem wolle der Konzern weiter in das organische Wachstum, sowie in Zukäufe investieren. Anfang August hatte Idex die Firma Micropump für 110,3 Millionen Dollar übernommen.
Bei der Präsentation der Halbjahreszahlen hatte Ashleman wegen der befürchteten Geschäftsabschwächung für das zweite Halbjahr noch den Umsatzausblick fürs Gesamtjahr gesenkt und jenen für den bereinigten Gewinn je Aktie auf 7,90 bis 8,00 Dollar gestutzt.
Analysten sagen nur schwaches Umsatz- und Gewinnwachstum vorher
Die nächsten wichtigen Kursimpulse dürfte die Vorlage der 2023er-Zahlen am 7. Februar liefern. Auf der Analystenkonferenz dürfte dann neben Ashleman auch der neue Finanzchef Abhi Khandelwal mit dabei sein, der im November zu Idex zurückgekehrt ist.
Analysten prognostizieren für 2023 einen Anstieg des Umsatzes (also nicht der organischen Entwicklung des Umsatzes) um 2,7 Prozent auf 3,25 Milliarden Dollar.
Der bereinigte Gewinn je Aktie soll leicht zulegen auf 8,16 Dollar und damit die Mitte der von Ashleman prognostizierten Spanne erreichen.
Vor dem Hintergrund des herausfordernden Umfelds in vielen Branchen sagen die Analysten für 2024 für Idex einen Umsatzanstieg um lediglich 2,2 Prozent auf 3,32 Milliarden Dollar vorher. Zum Vergleich: Für den S&P500 werden 5,5 Prozent erwartet.
Dabei soll der Erlös von Idex im ersten Quartal noch leicht unter dem Vorjahresniveau liegen und im zweiten ungefähr das Vorjahresniveau erreichen. Ab dem dritten Quartal soll es dann zu einem deutlichen Anstieg kommen, was vor allem an dem schwachen zweiten Halbjahr 2023 liegen dürfte.
Zudem soll das bereinigte Ebitda im Gesamtjahr 2024 um 4,3 Prozent auf knapp 930 Millionen Dollar klettern.
Außerdem soll der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) prozentual noch etwas stärker auf etwas über 780 Millionen Dollar zulegen. Damit würde sich die Marge von 22,9 auf 23,6 Prozent verbessern.
Und für den bereinigten Gewinn je Aktie sagen die Finanzprofis einen Anstieg um 3,3 Prozent auf 8,43 Dollar vorher.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Ich kann die gedämpften Schätzungen der Finanzprofis gut nachvollziehen. Zwar hat der weltgrößte Auftragsfertiger für die Halbleiterindustrie, Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC), zuletzt gute Zahlen und einen überzeugenden Ausblick vorgelegt und damit eine deutliche Belebung in der Branche signalisiert.
Allerdings befürchte ich weiterhin, dass die US-Wirtschaft 2024 aufgrund der stark gestiegenen Zinsen in eine Rezession abrutschen könnte, was viele Industriebranchen weiterhin erheblich belasten würde. Damit würde sich eine Belebung des Geschäfts von Idex verzögern.
Der Börsenwert liegt bei 15,7 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 758,8 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei knapp 16,5 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 17,8-Fachen des von Analysten prognostizierten Ebitda, sowie dem 21,0-Fachen des Ebit. Ich finde, das ist für ein derartig zyklisches Geschäft eine sehr hohe Bewertung, selbst vor dem Hintergrund der starken operativen Marge.
Und das 2024er-KGV liegt bei herben 24,6.
Oder anders ausgedrückt: In der Aktie sind meiner Meinung nach eine Menge guter Nachrichten, gerade die erhoffte Geschäftsbelebung im zweiten Halbjahr, weitgehend eingepreist. Umso wichtiger wäre es, dass die harten Konjunkturdaten aus den USA auch in den nächsten Wochen und Monaten besser als erwartet ausfallen, um die Idex-Aktie zu stützen.
Sollten die Zahlen aus den USA allerdings schlechter werden, was ich befürchte, dürfte das Papier nach unten drehen.
Umso gespannter bin ich auf die 2023er-Zahlen am 7. Februar. Ich hoffe, dass Ashleman diesmal keine zu optimistische Prognose abgibt und damit nicht Gefahr läuft, erneut im Laufe des Jahres eine Umsatz- und Gewinnwarnung abgeben zu müssen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Idex (877444) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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