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Keysight Technologies – Aktie trotzt erwartetem Ergebniseinbruch
Der US-Technologiekonzern hat einen schwachen Ausblick abgegeben. Dennoch ist das Papier auf dem Weg nach oben.
Ebenso wie viele andere Technologiekonzerne weltweit bekommt auch Keysight Technologies das schwierige Umfeld zu spüren, halten sich doch die Unternehmen aus zahlreichen Branchen mit Investitionen zurück. Umso mehr können sich die Quartalszahlen von Keysight Technologies sehen lassen.
Daher haben Investoren den verhaltenen Ausblick von Vorstandschef Satish Dhanasekaran bei der Zahlenpräsentation am 20. November mit einem Schulterzucken hingenommen. Vielmehr war das Papier ebenso wie viele andere US-Tech-Aktien seit Anfang November im Rally-Modus.
Oder anders ausgedrückt: Keysight bietet Unternehmen und Regierungen elektronische Design- und Testlösungen an, die bei der Simulation, dem Design, der Herstellung, der Optimierung und dem sicheren Betrieb von elektronischen Systemen in der Kommunikations-, Netzwerk- und Elektronikindustrie eingesetzt werden. Das Unternehmen behauptet von sich, dass es Innovatoren in die Lage versetzt, weltverändernde Technologie zu erschaffen.
Aber auch ein derartiges Unternehmen tut sich schwer, dem schwierigen Konjunkturumfeld zu trotzen. Im per Oktober beendeten vierten Quartal des Geschäftsjahres 2022/23 ist der Umsatz von Keysight um 9 Prozent auf 1,31 Milliarden Dollar gesunken. Das lag allerdings leicht über den Schätzungen der Analysten von 1,30 Milliarden Dollar.
Der Erlösrückgang hat deutlich auf die Profitabilität durchgeschlagen. Der bereinigte operative Gewinn gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) ist um 11 Prozent auf 384 Millionen Dollar zurückgegangen. Damit hat sich die Marge leicht verschlechtert von 29,9 auf 29,3 Prozent.
Der bereinigte Gewinn je Aktie sank zwar auf 1,99 Dollar, damit übertraf er allerdings die Erwartungen von 1,87 Dollar deutlich.
Zudem ist der Auftragseingang um 16 Prozent auf 1,33 Milliarden Dollar eingebrochen, was vor allem an der schwachen Nachfrage aus China lag.
Hohe Abhängigkeit vom Telekombereich
Das Geschäft ist in 2 Bereiche aufgeteilt: Einerseits in die Communications Solution Group (CSG), die Lösungen für die Branchen kommerzielle Kommunikation (drahtgebunden, Mobilfunk, Netzwerktechnik), sowie Luftfahrt, Rüstung und Staat anbietet.
Der Umsatz der Sparte ist im dritten Quartal um 10 Prozent auf 891 Millionen Dollar gesunken, weil der herbe Einbruch im Bereich kommerzielle Kommunikation auf 568 Millionen Dollar durch das leichte Erlösplus aus den anderen 3 Sektoren Luftfahrt, Rüstung und Staat (323 Millionen Dollar) nicht kompensiert werden konnte.
Allerdings habe die Nachfrage nach KI-/ Machine Learning-Lösungen zuletzt zugenommen, weil die großen Cloud-Serviceanbieter ihre Infrastruktur erweitern würden. CSG verbuchte zudem einen Einbruch des Ebit auf 257 Millionen Dollar.
Und andererseits auf den Bereich Electronic Industrial Soluations Group (EISG), deren Erlös um 7 Prozent auf 420 Millionen Dollar zurückgegangen ist. Verantwortlich dafür war der Rückgang aus den Branchen Halbleiter und Industrieanwendungen, gerade wegen der schwachen Nachfrage aus Asien (sprich China), während sich die Nachfrage aus dem Autobereich (E-Autos), Spitzenforschung und digitaler Gesundheit ganz gut hielt. Dabei hielten sich die Unternehmen aus praktisch allen Branchen beim Ausbau ihrer Produktionskapazitäten zurück. Bei EISG knickte das Ebit auf 127 Millionen Dollar ein.
Bei der Umsatzverteilung nach Regionen entfielen 44 Prozent auf die Region „Americas“, 39 Prozent auf Asien-Pazifik und 17 Prozent auf Europa.
Schwacher Ausblick
Für das erste Quartal 2023/24 hat Vorstandschef Dhanasekaran einen Umsatz von lediglich 1,235 bis 1,255 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Die Mitte der Spanne (1,245 Milliarden Dollar) lag zwar minimal über den damaligen Schätzungen der Analysten von 1,24 Milliarden Dollar, allerdings bedeutet das einen Rückgang um 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Gestützt wird der Erlös durch den Anfang November erfolgten Kauf eines 50,6-Prozent-Anteils an der börsennotierten französischen ESI Group, die im laufenden Quartal rund 60 Millionen Dollar an Erlösen beisteuern soll. Durch die Transaktion vergrößert Keysight sein Softwaregeschäft und die wiederkehrenden Umsätze etwas. Keysight will in den nächsten Monaten den Anteil weiter aufstocken und zur Jahresmitte einen Squeeze out bei ESI einleiten.
Zudem soll ein bereinigter Gewinn je Aktie von 1,53 bis 1,59 Dollar erwirtschaftet werden. Das lag deutlich unter den damaligen Erwartungen von 1,68 Dollar.
Zudem warnte Dhanasekaran, dass der Auftragseingang im ersten Quartal üblicherweise im hohen einstelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorquartal zurückgeht. Vor dem Hintergrund der „Normalisierung“, gerade im Bereich EISG, solle das Minus diesmal allerdings etwas größer sein als im historischen Durchschnitt.
Der Vorstandschef mahnte zudem, dass die schwache Nachfrage aus China aus den Bereichen Halbleiter und Industrieanwendungen in den nächsten Quartalen anhalten werde. Umso mehr fokussiere sich Keysight dort auf andere Segmente, wie E-Autos.
Bei der Prognose für das Gesamtjahr hat der Firmenlenker bislang nur wenige Details bekanntgegeben, wie dass sich die Investitionen auf rund 150 Millionen Dollar belaufen sollen. Allerdings gab es keinen Ausblick zu Umsatz, bereinigter operativer Marge oder bereinigtem Gewinn je Aktie.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren, dass das Geschäft von Keysight sich ab dem zweiten Quartal 2023/24 allmählich erholen soll, und damit der Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr zusehends geringer wird. Im vierten Quartal soll der Erlös dann erstmals deutlich über dem Vorjahresniveau liegen.
Für das Gesamtjahr 2023/24 (Ende Oktober) sagen die Finanzprofis damit einen Rückgang des Umsatzes um 4,3 Prozent auf knapp über 5,2 Milliarden Dollar vorher.
Im gleichen Zeitraum soll das bereinigte Ebit um 13 Prozent auf knapp unter 1,5 Milliarden Dollar einbrechen, womit die Marge von 31,0 auf 28,2 Prozent einknickt.
Und der bereinigte Gewinn je Aktie soll um 17 Prozent auf 6,94 Dollar einknicken.
Die Ergebnisschätzungen zeigen klar, dass das Geschäft von Keysight weiterhin vor deutlichen Herausforderungen steht.
Der Börsenwert liegt bei 26,5 Milliarden Dollar. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von 759 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value bei 25,7 Milliarden Dollar. Das entspricht dem 17,5-Fachen des für 2023/24 erwarteten Ebit. Ich finde das ist eine sehr hohe Bewertung, trotz der hervorragenden operativen Marge.
Und das KGV liegt bei herben 21,8 – und das für ein Unternehmen, dessen Umsatz im laufenden Fiskaljahr deutlich sinken und dessen bereinigter operativer Gewinn sowie der bereinigte Gewinn je Aktie jeweils einbrechen sollen.
Allerdings gehe ich weiterhin davon aus, dass die Zinsen für 10-jährige US-Anleihen in den nächsten Monaten weiter deutlich sinken sollten, woraufhin gerade die hochbewerteten Technologieaktien, wie Keysight, weiteren Rückenwind bekommen sollten. Daher sollte das Papier in Richtung der Sechs-Monats-Hochs vom Juli 2023 und der 52-Wochen-Hochs vom Februar 2023 laufen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Keysight Technologies (A12B6J) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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