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LKQ – Amerikaner sparen an Autoreparatur
Der Gegenwind für den US-Händler von Autoersatzteilen nimmt zu. Dem neuen Vorstandschef Justin Jude steht eine Menge Arbeit bevor.
Am 25. Juli wird LKQ die Quartalszahlen vorlegen. Investoren werden sich nicht nur die Ergebnisse genau anschauen, sondern vor allem hören wollen, was der neue Vorstandschef Justin Jude über das aktuelle Konjunkturumfeld in den USA und zum Ausblick sagt.
Nach einer Serie schwacher US-Wirtschaftsdaten hatten die Konjunktursorgen vieler Investoren zuletzt deutlich zugenommen, halten sich doch viele Verbraucher, die unter der hohen Inflation und den hohen Zinsen leiden, immer mehr beim Konsum zurück. Damit wächst das Risiko, dass die Verbraucher bei Autoreparaturen und dem Kauf von Ersatzteilen noch mehr sparen als ohnehin schon.
Jude war im Januar vom Chef des Nordamerikageschäfts zum Vorstand für das operative Geschäft des Gesamtkonzerns aufgestiegen und hat dann am 1. Juli Dominick Zarcone an der Unternehmensspitze abgelöst.
Bei der Vorlage der Zahlen zum 1. Quartal hatte Zarcone unverblümt eingeräumt, dass sie unter den Erwartungen lagen und musste sich bei seiner 38. und damit letzten Analystenkonferenz mit einer Gewinnwarnung verabschieden.
LKQ ist ein Großhändler von Ersatzteilen für Autos, Nutz- und Industriefahrzeugen und ist seit der Gründung im Jahr 1998 durch mehr als 200 Akquisitionen gewachsen. Zu ihm gehört unter anderem auch die Tochter Stahlgruber, die 2018 übernommen worden ist.
Der Umsatz von LKQ ist im 1. Quartal 2024 um 10,6 Prozent auf 3,70 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag allerdings unter den Schätzungen der Analysten von 3,76 Milliarden Dollar.
Von den Konzernerlösen stammten 3,53 Milliarden Dollar (95,5 Prozent) aus dem Verkauf von Autoersatzteilen und Service, der Rest aus jenem von Alt- und Edelmetallen.
Zwar ist der Umsatz im Geschäft mit Ersatzteilen und Service um 12,1 Prozent gestiegen, das beruhte allerdings nur auf Zukäufen. Organisch stand hingegen ein Rückgang um 0,3 Prozent zu Buche.
Mehrere Belastungsfaktoren
Zarcone führte die enttäuschenden Zahlen auf das schwächelnde Geschäft in Nordamerika – sprich USA - zurück, es habe unter der um 8 Prozent gesunkenen Zahl an Reparaturen gelitten. Das habe vor allem an dem überdurchschnittlich warmen Wetter gelegen.
Ein weiterer Belastungsfaktor seien die rasant gestiegenen Kosten für Autoversicherungen gewesen, woraufhin Autofahrer an Ersatzteilen gespart hätten. Zudem hätte der Einbruch der Preise für Gebrauchtwagen zur Kaufzurückhaltung bei Ersatzteilen geführt, nach dem Motto: Wenn das Fahrzeug weniger wert ist, steckt man nicht soviel Geld in Ersatzteile.
Aufgrund gestiegener Kosten, wie Herstellkosten, oder für Verwaltung und Vertrieb ist allerdings auf Konzernebene der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 5,7 Prozent auf 430 Millionen Dollar gesunken. Damit hat sich die Marge von 13,6 auf 11,6 Prozent verschlechtert.
Der größte Gewinnlieferant ist Nordamerika mit einem Ebitda von 244 Millionen Dollar, vor Europa mit 143 Millionen Dollar. Der kleine Rest entfiel auf 2 andere kleine Bereiche.
Der bereinigte Gewinn je Aktie ist um 21,2 Prozent auf 0,82 Dollar eingebrochen, das lag weit unter den Erwartungen von 0,95 Dollar.
Der Konzern hat auf das schwierige Umfeld reagiert und im ersten Quartal ein weltweites Kostensenkungsprogramm aufgelegt.
Prognose gesenkt
Bei der Präsentation der Ergebnisse zeigte sich Zarcone unzufrieden und betonte, dass das Management im Rest des Jahres versuchen werde, den Rückstand zumindest teilweise aufzuholen.
Allerdings senkte der Vorstandschef den Ausblick für das Gesamtjahr für das organische Wachstum des Geschäfts mit Ersatzteilen und Service auf 2,5 bis 4,5 Prozent, von zuvor 3,5 bis 5,5 Prozent.
Zudem stutzte er die Prognose für den Gewinn je Aktie auf 3,32 bis 3,62 Dollar, von den zuvor avisierten 3,43 bis 3,73 Dollar.
Allerdings bestätigte Zarcone den Ausblick für den bereinigten Gewinn je Aktie von 3,90 bis 4,20 Dollar.
Unverändert blieben auch die Erwartungen für den Cashflow aus dem operativen Geschäft von 1,35 Milliarden Dollar, sowie für den nach dem Abzug der Investitionen übrigbleibenden Free Cashflow von 1,0 Milliarden Dollar.
Zur Verbesserung der Profitabilität im Jahresverlauf soll vor allem das Geschäft in Europa beitragen, wo sich LKQ aus Ländern mit schwachen Margen zurückzieht. Das Geschäft in Slovenien ist im 1. Quartal geschlossen worden. Zudem soll jenes in Bosnien im dritten Quartal verkauft werden. Gleichzeitig werden die Aktivitäten in anderen Ländern in Europa überprüft.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 ein Umsatzwachstum von 9,1 Prozent auf 15,1 Milliarden Dollar. 2025 soll es um 3,9 Prozent auf knapp über 15,7 Milliarden Dollar nach oben gehen.
Dabei soll 2024 der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) gegenüber dem bereinigten Vorjahreswert um 14,8 Prozent auf 1,56 Milliarden Dollar steigen, gefolgt von einem Plus von 9,6 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar für 2025. Damit würde sich die Marge zuerst auf 10,3 und dann auf 10,9 Prozent verbessern.
Allerdings könnten sich die Schätzungen als deutlich zu optimistisch herausstellen, weil der Gegenwind für das Geschäft von LKQ größer bleiben könnte, als das Management erwartet.
Sollte sich die US-Konjunktur in den nächsten Monaten weiter abschwächen, wovon ich klar ausgehe, dürften sich die Amerikaner noch mehr bei Autoreparaturen und dem Kauf von Ersatzteilen zurückhalten als bislang ohnehin schon.
Gleichzeitig könnten die Versicherungsbeiträge für Fahrzeuge weiter deutlich steigen, und die Preise für gebrauchte Fahrzeuge auf Talfahrt bleiben. Gerade bei letzterem ist absolut keine Besserung in Sicht.
Der Börsenwert liegt bei 11,0 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 3,9 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 14,9 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 8,7-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist eine mehr als ausreichende Bewertung vor dem Hintergrund des schwierigen Geschäftsumfelds.
Und das 2025er-KGV liegt bei 9,5.
Die Aktie war in den vergangenen Monaten auf Talfahrt und notiert in der Nähe des niedrigsten Niveaus seit März 2021. In einem Umfeld, in dem sich die Aussichten für die US-Wirtschaft in den nächsten Monaten weiter eintrüben sollten, dürfte die LKQ-Aktie erst einmal auf Talfahrt bleiben. Investoren können nur hoffen, dass es am 25. Juli keine negativen Überraschungen gibt.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von LKQ (254570) Mini Futures und Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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