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Molson Coors Beverage – Amerikaner trinken viel weniger Bier

Die kanadisch-amerikanische Brauereikette bekommt die schwache Nachfrage deutlich zu spüren. Umso mehr wetten Investoren auf einen anderen Faktor.
Das Umfeld für viele Brauereiketten der USA war im Sommer deutlich schlechter, als zahlreiche Unternehmen erwartet hatten. Weil viele Amerikaner die hohen Zinsen und die hohe Inflation erheblich zu spüren bekommen haben, haben sich die Verbraucher beim Konsum zurückgehalten, gerade auch beim Bier.
Das spiegeln die Ergebnisse von Molson Coors Beverage unmissverständlich wider, die am 7. November veröffentlicht wurden. Der Konzern war 2005 als Molson Coors Brewing durch den Zusammenschluss der kanadischen Brauereikette Molson mit dem US-Wettbewerber Coors Brewing entstanden. 2020 wurde das Unternehmen in Molson Coors Beverage umbenannt, um die zunehmende Bedeutung des Geschäfts mit Getränken außerhalb des Bier- und Brauereibereichs zu verdeutlichen.
Gemischte Ergebnisse
Im dritten Quartal 2024 ist der Umsatz konzernweit um 7,8 Prozent auf 3,04 Milliarden Dollar gesunken. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Analysten von 3,13 Milliarden Dollar.
Dabei war der Absatz um 12,3 Prozent zurückgegangen, wohingegen steigende Preise und der teilweise zunehmende Verkauf teurerer Biersorten den Erlös um 4,5 Prozent gestützt haben.
Sorgenkind war vor allem der mit weitem Abstand wichtigste Markt, die Region „Americas“. Der Umsatz dieses Geschäftsbereichs ist um 11 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar zurückgegangen. Zwar brummte der Absatz in Kanada, doch brach er in den USA um herbe 17,9 Prozent ein.
2,6 Prozentpunkte davon sind auf das Auslaufen des Vertrags mit dem fünftgrößten US-Brauereikonzern Pabst per Ende 2024 zurückzuführen, wobei Molson Coors das Produktionsvolumen weiter heruntergefahren hat. „Wir wissen, dass in den USA Arbeit vor uns liegt“, sagte Vorstandschef Gavin Hattersley auf der Analystenkonferenz.
Der bereinigte Gewinn vor Steuern (Ebt) sank auf Konzernebene währungsbereinigt um 8,7 Prozent auf 479,5 Millionen Dollar. Davon entfielen 419,8 Millionen Dollar auf die Region „Americas.“
Aus dem zweiten Bereich, der Region „EMEA & APAC“ (Europa, Naher Osten und Afrika & Asien-Pazifik) stammten 98,0 Millionen Dollar. Abzüglich der auf Konzernebene anfallenden Kosten standen die obigen 479,5 Millionen Dollar zu Buche.
Der bereinigte Gewinn je Aktie ging zwar um 6,2 Prozent auf 1,80 Dollar zurück, das lag allerdings deutlich über den Erwartungen von 1,67 Dollar.
Prognose angepasst
Bei der Zahlenvorlage zeigte sich Hattersley dennoch zufrieden, wenngleich er einräumte, dass der hauseigene Absatz wegen des „herausfordernden“ Branchenumfelds in den USA schwächer gewesen sei als erwartet.
Hattersley senkte daher die Umsatzprognose für den Konzerns für das Gesamtjahr. Demnach soll der Erlös währungsbereinigt um rund 1 Prozent sinken, statt des zuvor geplanten Wachstums im unteren einstelligen Prozentbereich auf währungsbereinigter Basis.
Allerdings bestätigte der Vorstandschef den Ausblick für den währungsbereinigten Gewinn vor Steuern. Dazu will Hattersley bei Verpackungsmaterialien, Transport sowie den allgemeinen Kosten und Verwaltungskosten stärker auf die Bremse treten als geplant.
Hingegen soll der bereinigte Gewinn je Aktie nun sogar den oberen Rand des zuvor geplanten Anstiegs im mittleren einstelligen Prozentbereich erreichen, weil das Aktienrückkaufprogramm beschleunigt durchgeführt werde. Molson Coors hatte im dritten Quartal für 60,9 Millionen Dollar Aktien zurückgekauft, seit Jahresanfang wurden dafür insgesamt 437,4 Millionen Dollar ausgegeben.
Zudem soll wie bislang geplant im Gesamtjahr ein bereinigter Free Cashflow von 1,2 Milliarden Dollar erwirtschaftet werden (plus/minus 10 Prozent).
Pläne für künftiges Wachstum
Hattersley versuchte Investoren zu überzeugen, dass die gemischten Zahlen für die ersten neun Monate 2024 nichts an den guten mittel- und langfristigen Aussichten von Molson Coors ändern würden. Dabei sollen die Preise in Nordamerika wie historisch üblich um durchschnittlich 1 bis 2 Prozent pro Jahr steigen.
Dazu will der Vorstandschef die Premiumisierung des Portfolios weiter vorantreiben, also verstärkt hochpreisige Biersorten verkaufen.
Zudem passt der Konzern seine Kapazitäten im Bierbereich weiter an und schließt zwei Werke zur Herstellung von Craftbier im Bundesstaat Wisconsin und verlagert mehr Produktion nach Milwaukee, ebenfalls Wisconsin. Dadurch werden die Kosten gesenkt.
Außerdem will der Firmenlenker das Geschäft jenseits von alkoholischen Getränken weiter ausbauen und hat dazu den Anteil an dem Hersteller von Energy-Drinks ZOA Energy im Oktober für 53 Millionen Dollar auf 51 Prozent aufgestockt. Einer der Mitgründer von ZOA Energy ist der Filmstar Dwayne „The Rock“ Johnson, er soll auch weiterhin die wichtigste Werbefigur bleiben. Das Portfolio von ZOA enthält eine Reihe von zuckerfreien Energy-Drinks.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten prognostizieren für 2024 einen leichten Umsatzrückgang auf 11,6 Milliarden Dollar, hingegen soll es 2025 leicht nach oben gehen, auf 11,66 Milliarden Dollar.
Dabei soll der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2024 um 3 Prozent auf 1,77 Milliarden Dollar zulegen und 2025 auf diesem Niveau stagnieren. Damit würde die Marge 2024 leicht steigen, auf 15,2 Prozent und 2025 auf diesem Niveau bleiben. Die Schätzungen zu Umsatz und Ebit spiegeln insgesamt die Skepsis der Analysten wider.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Nach dem monatelangen Seitwärtstrend ist die Aktie von Molson Coors nach der Vorlage der Zahlen am 7. November nur leicht gestiegen, ehe sie am 8. November einen deutlichen Sprung nach oben gemacht hat. Letzteres lag meiner Meinung nach daran, dass Investoren darauf wetten, dass der nächste US-Präsident Donald Trump nach seinem Amtsantritt am 20. Januar 2025 die US-Wirtschaft deutlich ankurbeln könnte, was auch für neuen Schwung beim Bierabsatz sorgen könnte.
Der Börsenwert liegt bei 12,3 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 5,2 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 17,5 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 9,9-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist eigentlich eine ausreichende Bewertung für ein Unternehmen, dessen Umsatzwachstum laut den Schätzungen der Analysten in den nächsten Jahren schwach bleiben und die operative Marge stagnieren soll.
Dennoch könnte die Aktie meiner Meinung nach in den nächsten Wochen und Monaten zusehends in Richtung der Mehr-Jahres-Hochs nach oben tendieren, weil Investoren darauf setzen könnten, dass der wichtige US-Markt schon bald in Schwung kommen könnte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Molson Coors Beverage (A0DPTB) Mini Futures, Unlimited Turbos und Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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