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Nestlé – Neuer Vorstandschef kündigt kräftigen Personalabbau an

17.10.2025 · von Egmond Haidt

Nachdem der weltgrößte Nahrungsmittelhersteller länger mit schwachem Wachstum zu kämpfen gehabt hatte, gibt es nun Anzeichen für eine Geschäftsbelebung.

Um fast 10 Prozent ist die Nestlé-Aktie nach der Vorlage der 9-Monats-Zahlen am 16. Oktober nach oben geschossen. Investoren honorieren, dass der neue Vorstandschef Philipp Navratil den Abbau von 16.000 Jobs angekündigt hat, das sind knapp 6 Prozent der weltweiten Belegschaft.

Zudem zeigen die Zahlen für das dritte Quartal eine Geschäftsbelebung bei dem Hersteller von Nespresso-Kaffee und KitKat-Riegeln, was Investoren erfreut hat. Der langjährige Nestlé-Veteran Navratil, der zuvor den Bereich Nespresso geleitet hatte, hat den Posten an der Unternehmensspitze im September übernommen, nachdem sein Vorgänger wegen einer Affäre mit einer Mitarbeiterin gehen musste.

Im dritten Quartal ist zwar der Umsatz von Nestlé um 2,1 Prozent auf 21,64 Milliarden Schweizer Franken gesunken, der Rückgang lag allerdings ausschließlich an Währungseffekten.

Indes ist der Erlös organisch um 4,3 Prozent gestiegen, das lag über den Schätzungen der Analysten von 3,7 Prozent und war zudem der beste Wert seit dem vierten Quartal 2023 (5,7 Prozent). Die größten Wachstumstreiber waren dabei das Kaffeegeschäft und jenes mit Konfekt, also Schokolade und Süßwaren, wohingegen das Geschäft in China weiter schwächelte.

Dabei entfielen diesmal konzernweit 2,8 Prozentpunkte auf Preiserhöhungen, während das von Nestlé als internes Realwachstum (Real internal growth, kurz RIG) bezeichnete Absatzplus bei 1,5 Prozent lag.

Letzteres lag deutlich über den Schätzungen der Analysten von 0,3 Prozent und hat daher für Zuversicht bei Investoren gesorgt, schließlich war der Absatz im zweiten Quartal um 0,4 Prozent gesunken, nachdem für das erste ein kleines Plus von lediglich 0,7 Prozent zu Buche gestanden hatte.

Einsparziel deutlich erhöht

„Das RIG-Wachstum anzutreiben ist unsere oberste Priorität“, sagte Navratil. Er will dabei verstärkt in die wachstums- und renditestärksten Produkte investieren, also in deren Weiterentwicklung und gerade auch in verstärkte Werbung, um den Absatz weiter anzukurbeln.

Gleichzeitig will er bei Underperformern energisch durchgreifen, also sie auf Vordermann bringen, Partner dafür suchen oder die Aktivitäten verkaufen. Auf der Analystenkonferenz bestätigte Navratil, dass die strategische Überprüfung des Geschäfts mit Wasser und Premiumgetränken ebenso ganz oben auf der Agenda steht wie jenes mit Vitaminen.

Zudem hat der Firmenlenker – wie oben geschrieben – den Abbau von 16.000 Jobs innerhalb von zwei Jahren angekündigt. Das soll bis Ende 2027 für Einsparungen von 3,0 Milliarden Franken sorgen, statt der zuvor geplanten 2,5 Milliarden Franken. Davon sollen rund 700 Millionen Franken im Jahr 2005 realisiert werden. Allerdings werde der Personalabbau Kosten von 2,0 Milliarden Franken verursachen, etwa für Abfindungen etc.

Das eingesparte Geld will der Vorstandschef in weiteres Wachstum investieren, nach seiner Strategie „Fuel for Growth“ (Treibstoff für Wachstum).

Zudem bestätigte Navratil die Prognose für das Gesamtjahr. Demnach soll sich das organische Wachstum 2025 gegenüber dem 2024er-Wert von lediglich 2,2 Prozent verbessern. In den ersten drei Quartalen standen 3,3 Prozent zu Buche, womit das Unternehmen gut unterwegs ist in Richtung dieses Ziels. Zumal das eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Vergleichswert des Vorjahreszeitraums von 2,0 Prozent sei.

Außerdem soll die bereinigte operative Marge 2025 bei mindestens 16 Prozent liegen, obwohl der Konzern in das Wachstum investiere. Das ist allerdings ein Rückgang gegenüber dem Vorjahreswert von 17,2 Prozent. Mittelfristig strebe der Konzern weiterhin mehr als 17 Prozent an.

Schlussendlich solle 2025 ein Free Cashflow von mehr als 8 Milliarden Franken erwirtschaftet werden, zudem soll er 2026 steigen. 2024 standen noch 10,7 Milliarden Franken zu Buche.

So sehen die Schätzungen aus

Analysten sagen für 2025 einen Umsatzrückgang um 2 Prozent auf 89,5 Milliarden Franken vorher. Hingegen soll der Erlös 2026 um 1,8 Prozent auf 91,1 Milliarden Franken steigen.

Dabei soll der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2025 um 8,6 Prozent auf 14,3 Prozent sinken. Für 2026 wird hingegen ein Plus von 4,4 Prozent auf 15,0 Milliarden Franken vorhergesagt. Damit würde die Marge zuerst deutlich nachgeben, von 17,2 auf 16,0 Prozent, um sich 2026 auf 16,4 Prozent zu erholen.

Wie geht’s weiter mit der Aktie?

Nachdem sich die Aktie im Zuge des Vorstandswechsels von den 9-Jahres-Tiefs allmählich erholt hatte, ist sie – wie oben geschrieben – nach der Zahlenvorlage nach oben geschossen. Damit liegt der Börsenwert bei 214,4 Milliarden Franken. Inklusive der Nettoschulden von 60,0 Milliarden Franken (per Ende Juni 2025) liegt der Enterprise Value bei 274,4 Milliarden Franken.

Das entspricht dem 18,3-Fachen des von Analysten für 2026 prognostizierten Ebit. Ich finde, das ist eine ziemlich hohe Bewertung, allerdings setzen Investoren darauf, dass das Unternehmen innerhalb weniger Quartale beim Umsatz auf den Wachstumskurs zurückkehren könnte. Zudem könnte sich die ohnehin hohe Marge 2026 etwas verbessern.

Das 2026er-KGV liegt bei 18,2.

Meiner Meinung nach dürfte die Erholung der Nestlé-Aktie weitergehen, denn die Stimmung der Investoren hat sich nach der Zahlenvorlage deutlich verbessert. Daher dürften die Investoren erst einmal weiter darauf setzen, dass Navratils Maßnahmen in den nächsten Quartalen greifen und sich dadurch das Geschäft weiter belebt, während sich die Profitabilität allmählich verbessern könnte. Falls es kurzfristig zu weiteren Turbulenzen an den Aktienmärkten kommen sollte, dürfte zudem das defensive Nestlé-Papier bei Investoren gefragt sein.

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Egmond Haidt

Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.

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