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NetApp – Anhebung der Prognose treibt Aktie in Richtung der 23-Jahres-Hochs
Der US-IT-Konzern schlägt sich trotz des schwierigen Konjunkturumfelds gut. Vorstandschef George Kurian hat Investoren mit der Anpassung des Ausblicks begeistert.
Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen Ende November hat das Management von NetApp wiederholt betont, wie schwierig das Konjunkturumfeld sei. Aufgrund der hohen Inflation und der stark gestiegenen Zinsen treten viele Unternehmen bei IT-Investitionen auf die Bremse, Ausnahme ist häufig nur das Thema KI. Umso mehr können sich die Ergebnisse von NetApp sehen lassen, die der Konzern Ende November präsentiert hat.
NetApp bietet Hard-, Software und Services an, die Unternehmen hilft, die Effizienz ihrer Datenspeicherinfrastruktur zu verbessern und trägt dazu bei, die riesigen Datenmengen zusammenzuführen und zu analysieren, sowie die Daten vor zunehmenden Cyberangriffen zu schützen. Zu den Kunden von NetApp gehören unter anderem auch die Cloud-Service-Provider Amazon Web Services (AWS), Google Cloud und Microsoft Azure.
Im per Oktober beendeten zweiten Quartal des Fiskaljahres 2023/24 ist zwar der Umsatz von NetApp um 6 Prozent auf 1,56 Milliarden Dollar gesunken. Das lag allerdings über den Schätzungen der Analysten von 1,53 Milliarden Dollar.
Für Rückenwind sorgte dabei die gute Nachfrage nach sogenannten All-Flash-Arrays, also einer Speicherinfrastruktur, die nur Flash-Speicherlaufwerke anstelle rotierender Plattenlaufwerke enthält. Der Erlös dieser All-Flash-Speicher ist auf eine Jahresrate von 3,2 Milliarden Dollar gestiegen.
Rekorde bei mehreren Kennzahlen
Weil der Konzern zudem erheblich vom Einbruch der Preise für Speicherchips profitiert hat, ist der bereinigte Bruttogewinn um 2,1 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar gestiegen. Damit hat sich die bereinigte Bruttomarge von 66,3 Prozent auf den Rekord von 72,0 Prozent verbessert.
Zudem ist der bereinigte operative Gewinn gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 6,6 Prozent auf 419 Millionen Dollar geklettert. Damit hat die bereinigte operative Marge von 23,6 Prozent auf 26,8 Prozent zugelegt und damit ebenfalls einen Spitzenwert erreicht.
Außerdem ist der bereinigte Gewinn je Aktie auf den Bestwert von 1,58 Dollar gestiegen.
Bei der Veröffentlichung der Zahlen feierte Vorstandschef George Kurian die gute Umsatzentwicklung ebenso wie die Rekorde bei den bereinigten Kennzahlen, also bei Bruttomarge, operativer Marge und Gewinn je Aktie.
Das Management hat Investoren an den guten Ergebnissen teilhaben lassen, und im zweiten Quartal über Aktienrückkäufe und Dividenden insgesamt 403 Millionen Dollar an die Aktionäre zurückgegeben.
Bereich Public Cloud fokussiert sich stärker
Das Geschäft von NetApp ist in 2 Bereiche aufgeteilt: Hybrid Cloud und Public Cloud. Hybrid Cloud bedeutet eine Umgebung aus Computing-, Speicher- und Services-Lösungen, bei der eine Public Cloud, wie von Amazon Web Services (AWS), mit einer Private Cloud im hauseigenen Rechenzentrum kombiniert wird.
Während der Umsatz der Hybrid Cloud-Sparte von NetApp im zweiten Geschäftsquartal gesunken ist auf 1,4 Milliarden Dollar, ist der Erlös bei Public Cloud deutlich gestiegen auf 154 Millionen Dollar. Bei letzterem hat sich NetApp neu orientiert und setzt vor allem auf die großen Cloud-Serviceanbieter. Im zweiten Quartal hat NetApp dazu die Kooperation mit Google Cloud ausgeweitet.
Bei der Umsatzverteilung nach Regionen ist der Anteil der Region „Americas“ an den Konzernerlösen von NetApp trotz einer Belebung in den USA leicht zurückgegangen auf 50 Prozent, während jener von EMEA (Europa, Naher Osten und Afrika) trotz der Schwäche in Europa stabil geblieben ist bei 34 Prozent. Hingegen hat jener von Asien-Pazifik leicht zugelegt auf 16 Prozent.
Prognose nach oben geschraubt
Noch mehr als die Halbjahreszahlen hat Investoren der Ausblick begeistert, soll sich laut Kurian die gute Geschäftsdynamik des zweiten Quartals – trotz des schwierigen Konjunkturumfelds - im zweiten Halbjahr des laufenden Fiskaljahres fortsetzen.
Demnach soll im dritten Quartal ein Umsatz von 1,51 bis 1,67 Milliarden Dollar erzielt werden. Die Mitte der Spanne (1,59 Milliarden Dollar) lag über den damaligen Schätzungen von 1,56 Milliarden Dollar und bedeutet ein Umsatzplus von 4,2 Prozent. Damit würde der Konzern auf den Wachstumskurs zurückkehren.
Zudem soll eine bereinigte Bruttomarge von 71 Prozent und eine bereinigte operative Marge von 28 Prozent erwirtschaftet werden. Außerdem soll ein bereinigter Gewinn je Aktie von 1,64 bis 1,74 Dollar zu Buche stehen, das lag weit über dem Konsens von 1,53 Dollar.
Da der Firmenlenker zudem der Überzeugung ist, dass im zweiten Quartal des Fiskaljahres der Tiefpunkt bei den sogenannten NAND-Speicherchips erreicht worden sei, will Kurian in den nächsten Quartalen kräftig davon einkaufen, um sich gegen möglicherweise deutlich steigende Preise abzusichern. Ansonsten droht von der Seite Gegenwind für die Margen.
Außerdem hat Vorstandschef Kurian den Ausblick für das Gesamtjahr angehoben. Grund sei die gute Nachfrage nach Flash-Speichern, sowie die stärkere Fokussierung im Bereich Public Cloud.
Der Konzernerlös soll daher um lediglich 2 Prozent sinken, nachdem zuvor ein Rückgang im unteren bis mittleren einstelligen Prozentbereich vorhergesagt worden war.
Die neue Prognose bedeutet ein Umsatzwachstum von rund 4 Prozent für die zweite Jahreshälfte. Allerdings erwartet der Vorstandschef, dass es eine Weile dauern werde, bis das Thema KI ein Wachstumsmotor werde, wenngleich es erste positive Signale gäbe.
Dennoch strebt der Firmenlenker für das Gesamtjahr 2023/24 eine bereinigte Bruttomarge von rund 71 Prozent an (zuvor rund 70 Prozent) und eine bereinigte operative Marge von 26 Prozent (zuvor 25 Prozent). Schlussendlich schraubte Kurian die Prognose für den bereinigten Gewinn je Aktie auf 6,05 bis 6,25 Dollar nach oben, von den zuvor geplanten 5,65 bis 5,85 Dollar.
Dass der Gewinn je Aktie nach dem Bilanzierungsstandard US-GAAP, also der tatsächliche Gewinn je Aktie, nur 4,15 bis 4,35 Dollar erreichen und damit meilenweit unter dem bereinigten liegen soll, sei nur am Rande erwähnt. Das KGV bezieht sich ohnehin wie üblich auf den bereinigten Gewinn je Aktie.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für das Fiskaljahr 2023/24 (Ende April) einen Anstieg des bereinigten Ebit um 5,7 Prozent auf knapp 1,63 Milliarden Dollar, was einer Marge von 26,1 Prozent entsprechen würde. Damit würde Kurians Prognose erreicht.
2024/25 soll es laut dem Konsens beim bereinigten Ebit allerdings um lediglich 2,8 Prozent auf 1,67 Milliarden Dollar nach oben gehen, was zudem einen leichten Margenrückgang auf 25,9 Prozent bedeutet.
Der Börsenwert von NetApp liegt bei 17,5 Milliarden Dollar. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von rund 230 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 17,3 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 10,3-Fachen des für 2024/25 erwarteten bereinigten Ebit. Vor dem Hintergrund der guten bereinigten operativen Marge finde ich das keinen zu hohen Wert.
Und das 2024/25er-KGV liegt bei 13,0. Zur Erinnerung: Auf Basis des erwarteten bereinigten Gewinns je Aktie.
Im Zuge des Kursrückgangs am Gesamtmarkt und gerade bei den US-Technologiewerten hat die Aktie von NetApp zuletzt deutlich nachgegeben. Ich gehe allerdings davon aus, dass der Gesamtmarkt inklusive der Tech-Werte bald wieder nach oben drehen dürfte, womit auch der Höhenflug des Papiers von NetApp weitergehen sollte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von NetApp (A0NHKR) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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