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Netflix – Boomende Neukundenzahl und Preiserhöhungen katapultieren Aktie nach oben
Die Quartalszahlen des Streaming-Anbieters haben Investoren begeistert. Und der Ausblick kann sich ebenfalls mehr als sehen lassen.
Mit einem Kurssprung um deutlich mehr als 10 Prozent reagiert die Aktie von Netflix auf die Vorlage der Quartalszahlen. Dabei sind Investoren gerade von der Neukundenzahl euphorisiert.
Der Streaming-Anbieter hat im dritten Quartal 8,76 Millionen zahlende Neukunden gewonnen. Das lag weit über den Schätzungen der Analysten von 6,2 Millionen und war zugleich der höchste Wert seit dem zweiten Quartal 2020, also dem Start der Pandemie.
Wachstumsmotor war im vergangenen Quartal die Region Europa, Naher Osten und Afrika, wo Netflix 3,95 Millionen Kunden gewonnen hat. Zudem kamen 1,75 Millionen in der Region USA/ Kanada hinzu.
Damit ist die Kundenzahl nun auf weltweit insgesamt 247,15 Millionen geklettert.
Verantwortlich für den rasanten Anstieg ist vor allem das Thema Konten-Sharing. Seit einigen Monaten müssen sich haushaltsfremde Personen für ein eigenes Konto registrieren, also einen Zusatzmitgliedsplatz erwerben. Das spült Netflix zusätzliche Einnahmen in die Tasche. Offensichtlich sind viele User, die bislang Netflix kostenlos geschaut haben, bereit, nun dafür zu bezahlen.
Kräftige Margenverbesserung
Daher ist im dritten Quartal der Umsatz um 7,8 Prozent auf 8,54 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag minimal über den Erwartungen von 8,53 Milliarden Dollar.
Zudem ist der operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), um 25 Prozent auf 1,92 Milliarden Dollar nach oben geschossen. Damit hat sich die Marge von 19,3 auf stattliche 22,4 Prozent verbessert – also um etwas mehr als 3 Prozentpunkte!
Gleichzeitig baut der Konzern das Geschäft mit werbeunterstützten Abos aus. Die Zahl dieser Kunden ist um 70 Prozent gegenüber dem Vorquartal gestiegen, wenngleich Netflix keine detaillierten Zahlen hierfür bekanntgibt. In den Ländern, in denen werbeunterstützte Abos angeboten werden, entscheiden sich 30 Prozent der Neukunden dafür.
Preiserhöhungen stützen starke Prognose
Die Prognose kann sich ebenfalls mehr als sehen lassen. So soll der Umsatz im vierten Quartal um 10,7 Prozent auf 8,69 Milliarden Dollar zulegen. Das lag zwar leicht unter den Schätzungen der Analysten von 8,76 Milliarden Dollar. Allerdings bedeutet es eine Beschleunigung des Wachstums gegenüber dem dritten Quartal (7,8 Prozent).
Zudem sollen im vierten Quartal ähnlich viele Neukunden gewonnen werden wie schon im dritten. Die starke Nachfrage nutzt Netflix zudem für Preiserhöhungen, die am heutigen Mittwoch, 19. Oktober in den USA, Großbritannien und Frankreich eingeführt werden.
Zwar bleibt der Preis für das werbeunterstützte Abo in den USA bei 6,99 Dollar pro Monat. Allerdings steigt jener für das Einstiegs-Abo (ohne Werbung) um 2 Dollar auf 11,99 Dollar und jener für das Premium-Abo um 2 Dollar auf 22,99 Dollar. Hingegen bleibt der Preis für das Standard-Abo bei 15,49 Dollar.
Außerdem soll die operative Marge auf Konzernebene im Gesamtjahr 20 Prozent erreichen, und damit das obere Ende der bisherigen Spanne von 18 bis 20 Prozent. Das wäre eine Verbesserung um knapp 2 Prozentpunkte gegenüber 2022.
Für die besser als erwartete Profitabilität ist gerade der Streik der Drehbuchautoren und Schauspieler in den USA verantwortlich. Zwar gab es zuletzt eine Einigung zwischen Netflix bzw. anderen Studios und den Autoren, allerdings streiken die Schauspieler weiter.
Daher wird Netflix 2023 rund 1 Milliarde Dollar weniger für Inhalte ausgeben, sprich die Produktion von Filmen, Serien und Shows, als geplant, womit sich die Ausgaben auf „nur“ 13 Milliarden Dollar belaufen werden. 2024 sollen sie dann auf bis zu 17 Milliarden Dollar zulegen.
Daher will der Konzern 2023 einen Free Cashflow von rund 6,5 Mrd. Dollar erwirtschaften, gegenüber der bisherigen Prognose von „mindestens 5 Milliarden Dollar.“
Trotz der geplanten Ausgabenanstiegs für Inhalte will Netflix die operative Marge im Jahr 2024 auf 22 bis 23 Prozent steigern. Das ist mehr als beeindruckend.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Mit einem 2024er-KGV von 26,2 ist Netflix zwar hoch bewertet. Allerdings sagen Analysten für 2024 eine Verdoppelung des Umsatzwachstums auf 13,1 Prozent vorher.
Zudem will der Konzern die ohnehin starke operative Marge weiter deutlich steigern, während der Gewinn je Aktie laut den Analystenschätzungen um 26,8 Prozent auf 15,00 Dollar nach oben schießen soll.
Vor dem Hintergrund der starken Quartalszahlen und des überzeugenden Ausblicks dürfte meiner Meinung nach der Höhenflug der Netflix-Aktie erst einmal weitergehen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Netflix (US6411) neben Zertifikaten, Mini Futures, Unlimited Turbos und Optionsscheinen auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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