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Newell Brands – Schwächer als erwartete Nachfrage sorgt für zweite Gewinnwarnung in Folge
Das Geschäft des US-Herstellers von Konsum- und Industriegütern schrumpft deutlich. Vorstandschef Chris Peterson hat gewarnt, dass trotz zahlreicher Maßnahmen keine schnelle Besserung in Sicht ist.
Die Aktie von Newell Brands ist schon seit Jahren auf einer herben Talfahrt. Damit spiegelt das Papier nicht nur die anhaltend schwache Geschäftsentwicklung, sondern auch die zunehmende Eintrübung der Aussichten für das Unternehmen wider.
Nachdem es Ende Oktober einmal mehr schwache Quartalszahlen und die zweite Gewinnwarnung innerhalb von drei Monaten abgegeben hatte, war das Papier einmal mehr eingebrochen, ehe es sich im Zuge der Rally am Gesamtmarkt deutlich erholt hat.
Im dritten Quartal ist der Umsatz aufgrund der schwachen Nachfrage um 9,1 Prozent auf 2,05 Milliarden Dollar gesunken. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Analysten von 2,11 Milliarden Dollar.
Auf der Analystenkonferenz sprach Vorstandschef Chris Peterson die Gründe für die schwache Nachfrage offen an, wie die hohe Inflation, die nachlassende Nachfrage nach dem zwischenzeitlichen Boom während der Pandemie, dem Lagerabbau der Einzelhändler, sowie der Pleite der Möbelhauskette Bed, Bath & Beyond.
Wegen kräftig gestiegener Kosten, sowie vor allem aufgrund von Sonderabschreibungen von 263 Millionen Dollar auf den Goodwill aus Übernahmen und immaterielle Vermögenswerte ist der bereinigte operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), von Newell Brands um fast 30 Prozent auf 167 Millionen Dollar eingebrochen. Damit ist die Marge von 10,4 Prozent auf 8,2 Prozent gesunken.
Alle 3 Geschäftsbereiche verbuchen Umsatzrückgang
Im Zuge des Konzernumbaus waren die vorher 5 Geschäftsbereiche am Jahresanfang zu 3 zusammengefasst worden und alle 3 berichteten für das dritte Quartal jeweils einen deutlichen Erlösrückgang.
Größter Umsatzlieferant ist der Bereich „Home and Commercial Solutions“ mit einem Erlös von 1,1 Milliarden Dollar. Er bietet zahlreiche Küchenutensilien, wie Pfannen und Mixer, Raumdüfte, wie Kerzen, sowie Industrieprodukte, wie für Abfall und Recycling, Handhygiene, Waschräume, Reinigung oder Materialtransport an. Die Sparte hat zudem einen bereinigten operativen Gewinn von 95 Millionen Dollar erwirtschaftet.
Größter Gewinnlieferant ist allerdings der Bereich „Learning and Development“, der bei einem Erlös von knapp 700 Millionen Dollar einen bereinigten operativen Gewinn von 123 Millionen Dollar erzielt hat. Das Segment produziert Produkte für den Bürobedarf, wie Beschriftungs- und Etikettier-Systeme und Klebstoff, sowie Baby- und Kleinprodukte, wie Kindersitze- und -wägen, oder Schnuller.
Zudem hat der Bereich „Outdoor and Recreation“ bei einem Umsatz von rund 230 Millionen Dollar eine rote Null erwirtschaftet und ist daher von untergeordneter Bedeutung. Die Sparte stellt Outdoor-Bekleidung und Sportartikel, sowie Campingprodukte, wie Grills, Lampen, oder Flaschen her.
Fokussierung auf Konzernumbau
Auf der Analystenkonferenz versuchten Vorstandschef Peterson und Finanzchef Mark Erceg, die ersten Erfolge der Restrukturierung hervorzuheben. So konzentriert sich das Unternehmen verstärkt auf die bedeutenden Marken und will die Anzahl sämtlicher Marken von 80 am Jahresanfang bis zum Jahresende auf 60 reduzieren. Dabei seien fast die Hälfte der für die Marken verantwortlichen Manager in den vergangenen Monaten ausgetauscht worden.
Zudem werden kräftig Mitarbeiter abgebaut, während die Zahl der Logistikzentren in Nordamerika gesenkt wird. All die Maßnahmen sollen im Gesamtjahr für Einsparungen von 140 bis 160 Millionen Dollar sorgen. Allerdings verursacht der Konzernumbau erst einmal Kosten von 100 bis 130 Millionen Dollar, die größtenteils 2023 verbucht werden sollen.
Aufgrund der eingeleiteten Maßnahmen habe es zuletzt eine Verbesserung der Bruttomarge gegeben. Zudem habe das Unternehmen seit Jahresanfang einen positiven operativen Cashflow von 679 Millionen Dollar erwirtschaftet, wohingegen im Vorjahr bei dieser Kennzahl noch ein Cash-Abfluss von 567 Millionen Dollar zu Buche gestanden habe.
Verantwortlich dafür war diesmal ein Abbau der Lagervorräte um knapp 900 Millionen Dollar gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Daher hat das Management die Prognose für den operativen Cashflow für das Gesamtjahr 2023 von 700 bis 900 Millionen Dollar auf 800 bis 900 Millionen Dollar angehoben.
Dass der Cashflow für das Unternehmen von großer Bedeutung ist, ist nicht verwunderlich, schließlich hatte es zum Ende des dritten Quartals Nettoschulden von herben 4,7 Milliarden Dollar. Das war das 6,1-Fache des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda). Das Management strebt auf lange Sicht ein Investment Grade-Rating an, und will dazu das sogenannte Leverage Ratio auf das 2,5-Fache senken.
Erneute Gewinnwarnung schockt Investoren
All das hat Analysten und Investoren allerdings nicht überzeugt, hat Peterson doch einmal mehr eine Gewinnwarnung abgegeben. Weil die Nachfrage schwächer sei als erwartet, wurde die Umsatzprognose für das Gesamtjahr deutlich gesenkt von 8,2 bis 8,34 Milliarden Dollar auf 8,02 bis 8,09 Milliarden Dollar.
Das lag unter den Schätzungen der Analysten von 8,3 Milliarden Dollar. Inzwischen haben die Finanzprofis die Schätzung auf 8,04 Dollar gestutzt, was einen Einbruch um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Peterson verwies zudem darauf, dass der Konzern auf einer Analystenkonferenz im Juni darauf hingewiesen hatte, dass das Umsatzwachstum in den darauffolgen 4 bis 6 Quartalen, also bis Mitte bzw. Ende 2024 unter dem üblichen Ziel eines Wachstums im unteren einstelligen Prozentbereich liegen werde.
Erceg fügte nun hinzu, dass sich der Erlös zwar in den nächsten Quartalen deutlich beleben solle. Dennoch werde der Umsatz im Jahr 2024 gegenüber dem Vorjahr einmal mehr sinken.
Zudem wurde der Ausblick für die bereinigte operative Marge für das Gesamtjahr 2023 auf 7,0 bis 7,3 Prozent gestutzt, statt der zuvor anvisierten 7,8 bis 8,2 Prozent.
Außerdem wurde der Ausblick für den bereinigten Gewinn je Aktie für 2023 von 0,80 bis 0,90 Dollar auf 0,72 bis 0,77 Dollar nach unten geschraubt. Analysten hatten 0,84 Dollar vorhergesagt, inzwischen haben sie die Schätzung auf 0,75 Dollar eingedampft.
Allerdings soll die operative Marge im Jahr 2024 aufgrund der eingeleiteten Maßnahmen um mehr als 50 Basispunkte (0,5 Prozentpunkte) zulegen.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Nach dem verkorksten Jahr 2023 bleibt den Leidgeprüften Investoren nichts anderes übrig, als auf 2024 zu hoffen. Analysten sagen für 2024 einen Umsatzrückgang um 4,0 Prozent auf 7,7 Milliarden Dollar vorher.
Hingegen soll das Ebit um etwas mehr als 20 Prozent auf knapp 690 Millionen Dollar steigen. Damit läge es allerdings immer noch meilenweit unter dem Niveau früherer Jahre. Damit würde die Marge 2024 von erwarteten 7,1 Prozent auf 8,9 Prozent nach oben springen.
Ich halte diese Schätzungen allerdings für ziemlich ambitioniert, schließlich haben sich in den vergangenen Wochen viele US-Konjunkturdaten deutlich stärker abgeschwächt als viele Volkswirte erwartet hatten.
Sollten sich die Aussichten für die US-Wirtschaft in den nächsten Wochen weiter eintrüben, wovon ich ausgehe, würden sich damit meiner Meinung nach auch jene für Newell Brands weitere eintrüben.
Der Börsenwert liegt bei 3,3 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 4,7 Milliarden Dollar, liegt der sogenannte Enterprise Value bei herben 8,0 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 11,6-Fachen des für 2024 erwarteten Ebit. Das halte ich für eine sehr hohe Bewertung für ein Unternehmen, das die schwache Nachfrage weiterhin deutlich zu spüren bekommen sollte und 2024 nach eigenen Angaben einmal mehr einen Erlösrückgang verbuchen soll.
Ich gehe daher davon aus, dass die jüngste Kurserholung der Aktie von Newell Brands spätestens Mitte Januar 2024 nach dem möglichen Auslaufen der Jahresauftaktrally am Gesamtmarkt auslaufen und das Papier wieder auf Talfahrt gehen sollte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Newell Brands (860036) neben Zertifikaten, Mini Futures, Unlimited Turbos und Optionsscheinen auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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