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Nike – Neuer Vorstandschef steht vor einer Herkulesaufgabe

Nach der Vorlage der Quartalszahlen hat der weltgrößte Sportartikelhersteller seine Jahresprognose zurückgezogen, weil der designierte Vorstandschef Elliott Hill mehr Zeit für die Ausarbeitung der Strategie bekommen soll.
Mit einem Kurseinbruch hat die Nike-Aktie auf die Vorlage der Quartalsergebnisse am Dienstagabend, 1. Oktober, nach Börsenschluss in den USA reagiert. Sie belegen, wie sehr das Geschäft unter Druck war, und Finanzchef Matt Friend machte auf der Analystenkonferenz Investoren keine Hoffnung auf eine schnelle Besserung. „Ein Comeback dieser Größenordnung braucht Zeit. Zwar gibt es einige erste Erfolge, allerdings müssen wir noch die Kurve kriegen“, sagte Friend.
Im per August beendeten ersten Quartal des Fiskaljahrs 2024/25 ist der Umsatz um 10 Prozent auf 11,59 Milliarden Dollar gesunken. Das lag leicht unter den Schätzungen der Analysten von 11,65 Milliarden Dollar.
Dabei gingen die Erlöse der Marke Nike um 10 Prozent auf 11,1 Milliarden Dollar zurück, während jene von Converse um 15 Prozent auf 501 Millionen Dollar eingebrochen sind.
Bei der Marke Nike brach der Umsatz im Direktgeschäft um 13 Prozent auf 4,7 Milliarden Dollar ein. Dabei verbuchten die eigenen Läden zwar einen Erlösanstieg von 1 Prozent, allerdings knickte der Internethandel um herbe 20 Prozent ein. Zudem verbuchte das Großhandelsgeschäft einen Rückgang um 8 Prozent auf 6,4 Milliarden Dollar.
Die Marke Nike erlitt dabei konzernweit mehr oder minder starke Umsatzrückgänge in allen Regionen. In Nordamerika stand ein Minus von 11 Prozent auf 4,8 Milliarden Dollar zu Buche, in der Region Europa, Naher Osten und Afrika (EMEA) sogar von 13 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar.
In Großchina waren die Einnahmen zwar „nur“ um 4 Prozent auf 1,7 Milliarden Dollar gesunken, allerdings räumte Friend ein, dass das unter den Erwartungen gelegen habe. Und in der Region Asien-Pazifik und Lateinamerika sank der Umsatz um 7 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar.
Allerdings stieg die Bruttomarge auf Konzernebene von 44,2 auf 45,4 Prozent. Grund waren niedrigere Kosten für die Produktion, die Lagerhaltung und die Logistik.
Hingegen brach der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 22 Prozent auf 1,3 Milliarden Dollar ein, womit die Marge von 12,5 auf nur noch 10,9 Prozent eingeknickt ist.
Der Gewinn je Aktie knickte um 26 Prozent auf 0,70 Dollar ein.
Die Lagervorräte sanken zwar um 5 Prozent auf 8,3 Milliarden Dollar, Friend räumte jedoch ein, dass sie in etlichen Regionen zu hoch seien, weshalb der Konzern mit verstärkten Preisnachlässen reagieren werde, um die Vorräte abzubauen.
Zudem sei das Auftragsbuch für das Frühjahrsgeschäft 2025 etwas schwächer gefüllt als erwartet.
Prognose zurückgezogen
Der Konzern hat außerdem die Prognose für das Fiskaljahr 2024/25 zurückgezogen, stattdessen werde er auf Quartalsprognosen umsteigen. Außerdem verschiebt Nike den ursprünglich für 19. November geplanten Kapitalmarkttag.
Der neue Vorstandschef Elliott Hill, der am 14. Oktober das Ruder übernimmt, wird etliche Zeit brauchen, um gemeinsam mit Friend und den anderen Vorstandskollegen eine neue Strategie auszuarbeiten. Vor seinem Renteneintritt 2020 hatte Hill 32 Jahre bei Nike gearbeitet.
Für das zweite Quartal 2024/25 hat Friend einen Erlösrückgang um 8 bis 10 Prozent vorhergesagt. Analysten hatten allerdings ein Minus von lediglich 6,7 Prozent erwartet.
Zudem soll die Bruttomarge um rund 1,5 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr zurückgehen, unter anderem weil der Konzern verstärkt mit Preisnachlässen agieren müsse.
Auf der Analystenkonferenz räumte Friend ein, dass sich die Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr in den vergangenen Monaten abgeschwächt hätten, zumal unter anderem das Internetgeschäft schwach sei und der Auftragsbestand für das Frühjahrsgeschäft 2025 unter den Erwartungen liege.
Allerdings solle sich die Umsatzentwicklung im zweiten Halbjahr 2024/25 gegenüber dem ersten etwas beleben, weil neue Produkte eingeführt würden.
Indes soll die Bruttomarge im Gesamtjahr gegenüber dem Vorjahr zurückgehen.
Wo soll künftig das Wachstum herkommen?
Auf der Analystenkonferenz kündigte der Finanzchef zudem an, auf welche zwei Bereiche der Konzern verstärkt den Fokus legen wolle. Einerseits auf Laufschuhe. „Nike ist ein Unternehmens fürs Laufen, Nike ist eine Marke fürs Laufen, und es ist unglaublich wichtig für Nike, mit Laufschuhen erfolgreich zu sein“, sagte Friend.
Und andererseits auf Schuhe zu einem Preis von weniger als 100 Dollar pro Paar. Letzteren Markt habe der Konzern in den vergangenen Jahren vernachlässigt.
Schlussendlich wolle der Konzern auch noch das Geschäft mit dem Großhandel ankurbeln, wobei Nike unter anderem auf Foot Locker und DICK’s Sporting Goods setzt. Das bedeutet eine Kehrtwende, hatte das Unternehmen doch in den vergangenen Jahren vor allem das Geschäft in den eigenen Läden und im Internethandel vorangetrieben und so die Marge verbessert.
So sehen die Schätzungen aus
Nach der Zahlenvorlage haben Analysten ihre Umsatzschätzungen für das im Mai endende Fiskaljahr 2024/25 von 48,6 auf 47,5 Milliarden Dollar gesenkt, Letzteres entspricht einem Rückgang um 7,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Jene für 2025/26 wurden von 51,5 auf 50,5 Milliarden Dollar eingedampft, was allerdings einem Anstieg von 6,3 Prozent entspricht.
Zudem haben die Finanzprofis die Ebit-Schätzungen für das laufende und das nächste Fiskaljahr jeweils kräftig gestutzt. Demnach soll das Ebit 2024/25 um 22,5 Prozent auf knapp 4,9 Milliarden Dollar einbrechen. Hingegen soll es 2025/26 um 21 Prozent auf 5,9 Milliarden Dollar nach oben schießen. Damit würde die Marge zuerst auf 10,3 Prozent einbrechen, um 2025/26 auf 11,7 Prozent nach oben zu springen.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Nachdem sich die Aktie, die Ende Juli noch auf ein Mehr-Jahres-Tief gesunken war, in den darauffolgenden Wochen deutlich erholt hatte, ist das Papier nach der Vorlage der Quartalszahlen eingebrochen.
Damit liegt der Börsenwert bei 123,7 Milliarden Dollar. Inklusive des – laut meinen Berechnungen –Netto-Cash-Bestands von 1,3 Milliarden liegt der Enterprise Value bei 122,4 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 20,7-Fachen des von Analysten für 2025/26 vorhergesagten Ebit. Das zeigt, dass in der Aktie weiterhin starkes Wachstum eingepreist ist. Das kann Nike aber auf absehbare Sicht nicht liefern.
Und das KGV auf Basis der aktuellen Gewinnschätzungen für 2025/26 liegt bei herben 23,3.
Meiner Meinung nach sollte das Papier zumindest kurzfristig noch etwas unter Druck bleiben. Denn vielen Investoren dürfte nach der Analystenkonferenz einmal mehr klar geworden sein, dass es ein schwieriges Unterfangen sein dürfte, bei dem Branchenprimus eine Kehrtwende einzuleiten.
Vielmehr dürften die Aktionäre wohl bis zur Vorlage der Halbjahreszahlen rund um den 20. Dezember (ein genauer Termin steht noch nicht fest) warten müssen, ehe der neue Vorstandschef Elliott Hill die ersten Details zu einer möglichen Restrukturierung bekannt geben dürfte.
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