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Novo Nordisk – Abnehmspritzen bieten enormes Wachstumspotenzial
Wegen der Rally aufgrund des florierenden Geschäfts mit Diabetes- und Abnehm-Präparaten ist der dänische Pharmakonzern zum wertvollsten Unternehmen Europas aufgestiegen. Geht die Rekordfahrt der Aktie trotz der hohen Bewertung weiter?
Aus eins mach zwei: So ist es den B-Aktien von Novo Nordisk zuletzt ergangen. Nach der Kursexplosion der vergangenen Jahre hat der dänische Pharmakonzern am 13. September einen Aktiensplit im Verhältnis eins zu zwei durchgeführt, wodurch sich der Kurs halbiert und die Aktienanzahl verdoppelt hat. Obwohl sich an der Bewertung des Unternehmens dadurch überhaupt nichts geändert hat, dürfte der nur noch halb so hohe Kurs das Papier für viele Anleger attraktiver machen.
Mit der Rally der vergangenen Monate honorieren Investoren das florierende Geschäft und die hervorragenden Aussichten des dänischen Pharmakonzerns, vor allem beim Thema Abnehmen. Novo Nordisk hat am 1. September mit einem Börsenwert von umgerechnet 425 Milliarden Dollar (394,5 Milliarden Euro) den französischen Luxusgüterkonzern LVMH als wertvollstes europäisches Unternehmen abgelöst.
Kräftiges Wachstum
So ist im ersten Halbjahr der Umsatz des Pharmakonzerns um 29 Prozent auf 107,7 Milliarden dänische Kronen (14,4 Milliarden Euro) nach oben geschossen. Währungsbereinigt stand damit ein Plus von 30 Prozent zu Buche.
Das Geschäft ist in drei Bereiche aufgeteilt: Diabetes, Abnehmen und seltene Krankheiten. Der Diabetes-Bereich wiederum besteht aus den Sparten Insulin und den Diabetes-Präparaten Ozempic und Victoza.
Im ersten Halbjahr war der Geschäftsbereich Diabetes um 23 Prozent auf 80,8 Milliarden Kronen gewachsen und steuerte damit 75,1 Prozent der Konzernerlöse bei. Dabei ist der weltweite Marktanteil von Novo Nordisk (auf Sicht der vergangenen vier Quartale gerechnet) von 31,0 auf 32,7 Prozent geklettert. Damit ist der Konzern gut unterwegs, um im Jahr 2025 einen Anteil von mehr als einem Drittel zu erreichen.
Während die Erlöse mit Insulin im ersten Halbjahr um 10 Prozent auf 24,7 Milliarden Kronen gesunken sind, sind die Einnahmen mit dem Verkaufsschlager Ozempic um 58 Prozent auf 41,7 Milliarden Kronen nach oben geschossen.
Dabei wird die Spritze von vielen Anwendern nicht zur Behandlung von Diabetes, sondern zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Denn der Wirkstoff Semaglutid regt nicht nur die Insulinproduktion an, sondern wirkt auch auf die Bereiche des Gehirns, die den Appetit regulieren.
Der Geschäftsbereich Abnehmen selbst hat den Umsatz um 158 Prozent auf 18,1 Milliarden Kronen gesteigert. So waren die Umsätze mit der Abnehmspritze Wegovy (ebenfalls auf der Basis von Semaglutid) um sensationelle 367 Prozent auf 12,1 Milliarden Kronen explodiert.
Das Präparat ist inzwischen in den USA, Dänemark, Norwegen und Deutschland auf dem Markt und kostet in den USA rund 1.400 Dollar pro Monat. Allerdings ist in vielen Krankenversicherungen die Kostenerstattung für Abnehm-Präparate nicht enthalten. Wegovy verringert das Risiko von Herzinfarkten oder Schlaganfällen um bis zu 20 Prozent. Die Nachfrage nach Wegovy ist so rasant, dass Novo Nordisk kaum mit der Produktion hinterherkommt.
Da spielte es für Investoren keine Rolle, dass die Einnahmen im Bereich seltene Krankheiten um 18 Prozent auf 8,7 Milliarden Kronen zurückgegangen sind.
Hervorragende Profitabilität
Bei der Umsatzverteilung nach Regionen glänzte Nordamerika mit einem Wachstum von 45 Prozent auf 59,0 Milliarden Kronen. Damit machte der Kontinent 54,8 Prozent der Konzernerlöse aus. Hingegen wuchsen die „internationalen Aktivitäten“, also das Geschäft außerhalb Nordamerikas. um „nur“ 14 Prozent.
Das kräftige Umsatzplus schlug deutlich durch auf die Profitabilität. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) des Konzerns stieg um 30 Prozent auf 48,9 Milliarden Kronen, währungsbereinigt lag der Zuwachs bei 32 Prozent. Das entspricht einer hervorragenden Marge von 45,4 Prozent.
Ausblick angehoben
Vorstandschef Lars Fruergaard Jorgensen zeigte sich mit den hervorragenden Ergebnissen sehr zufrieden und erhöhte die Prognose. So soll der Umsatz im Gesamtjahr währungsbereinigt um 27 bis 33 Prozent steigen, statt der zuvor geplanten 24 bis 30 Prozent.
Verantwortlich für das besser als erwartete Wachstum soll die stärker als erwartete Nachfrage nach Diabetes- und Abnehm-Präparaten sein, sprich Ozempic und Wegovy. Auf Basis dänischer Kronen soll das Wachstum allerdings um rund 6 Prozentpunkte niedriger ausfallen als währungsbereinigt.
Zudem soll der operative Gewinn um 31 bis 37 Prozent nach oben schießen, statt der zuvor avisierten 28 bis 34 Prozent. Auf Kronen-Basis soll das Plus allerdings um 9 Prozentpunkte geringer sein.
Zudem plant der Konzern weiterhin mit Investitionen von rund 25 Milliarden dänische Kronen.
Enormes Wachstumspotenzial
Auf mittlere und lange Sicht bietet gerade der Markt für Abnehm-Präparate enorme Wachstumsmöglichkeiten. Laut Studien haben mehr als 750 Mio. Menschen weltweit Übergewicht, was zu mehr als 200 verschiedenen Beeinträchtigungen der Gesundheit führen kann. Etliche Experten gehen daher davon aus, dass Abnehm-Präparate zu einem den größten Blockbuster-Medikamente aller Zeiten werden könnten.
Laut den Schätzungen von Experten könnte der Markt für Abnehm-Präparate von zuletzt rund 2,2 Milliarden Dollar pro Jahr bis 2023 auf 40 Milliarden Dollar, oder möglicherweise sogar bis zu 70 Milliarden Dollar wachsen. Dabei will sich Novo Nordisk ein großes Stück vom Kuchen abschneiden.
Detaillierte Daten zu den Ergebnissen der SELECT-Studie zu Wegovy will Novo Nordisk auf dem Treffen der American Heart Association präsentieren, das vom 11. bis 13. November stattfindet. Das könnte wiederum für Kursimpulse bei der Aktie sorgen.
Bislang hat Novo Nordisk nur Konkurrenz vom US-Wettbewerber Eli Lilly. Dessen Spritze Mounjaro ist in den USA bislang zur Behandlung von Diabetes zugelassen. Allerdings wird es auch häufig zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Investoren warten gespannt, wenn es für diesen Anwendungsbereich eine Genehmigung der US-Gesundheitsbehörde FDA geben wird.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten sagen für Novo Nordisk für 2023 ein Umsatzwachstum um 26,5 Prozent auf 223,8 Milliarden Kronen vorher. Der operative Gewinn soll um 28,3 Prozent auf 96,0 Milliarden Kronen zulegen.
Zudem soll der Gewinn je Aktie um 45,9 Prozent auf 17,80 Kronen zulegen. Demnach liegt das KGV bei 37,8 – und das würde ich als ziemlich hoch betrachten, wenngleich die sensationelle operative Marge und vor allem das erwartet starke Umsatz- und Gewinnwachstum für die nächsten Jahre eine hohe Bewertung rechtfertigt.
Für viele Investoren spielt die hohe Bewertung allerdings keine Rolle. Für zahlreiche Investoren ist es vielmehr entscheidend, wie groß der Markt für Abnehm-Präparate in den nächsten Jahren werden könnte und wieviel sich Novo Nordisk von dem Kuchen abschneiden wird können. Und entsprechend euphorisch sind viele Investoren.
So soll laut den Schätzungen der Analysten der Umsatz im Jahr 2025 auf rund 307 Milliarden Kronen steigen, während es bei Ebit auf 135,5 Milliarden Kronen und beim Gewinn je Aktie auf 25,0 Kronen nach oben gehen soll. Auf dieser Basis liegt das KGV nur bei 27,0.
Fazit: Ich gehe davon aus, dass der Hype um Novo Nordisk weitergehen und damit die Rekordfahrt der Aktie weitergehen dürfte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Novo Nordisk (A1XA8R) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Optionsscheine, Faktor Optionsscheine und Discount Zertifikate an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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