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NRG Energy – KI-Hype und starker Cashflow elektrisieren die Aktie
Der US-Stromversorger hat das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte erwirtschaftet. Auf der Analystenkonferenz drehten sich etliche Fragen vor allem um ein Thema.
Wie eine Fahnenstange sieht die Aktie von NRG Energy aus. Der Kurs hat sich gegenüber dem Stand von vor einem Jahr mehr als verdoppelt, während die Aktie am Rekordhoch notiert.
Die neueste Stufe der Rakete ist am Donnerstag, 29. Februar gezündet worden, als Dell Technologies die Quartalszahlen vorgelegt und wegen der starken Nachfrage nach KI-Servern einen guten Ausblick abgegeben hat. Das können Sie in dem Beitrag „Dell Technologies – Boom bei KI-Servern katapultiert Aktie auf Rekordhochs“ nachlesen.
Die Nachrichten von Dell haben die Rekordfahrt der Aktie des US-Stromversorger NRG Energy angeheizt, soll er doch in den nächsten Jahren von der stark steigenden Nachfrage nach Strom aufgrund von KI-Anwendungen profitieren (siehe unten). Einen Tag zuvor, am Mittwoch, 28. Februar hatte der Konzern selbst gute Ergebnisse vorgelegt, woraufhin Interimschef Larry Coben einen überzeugenden Ausblick auf 2024 abgegeben hatte.
Gute Ergebnisse
Der Konzern produziert vor allem mithilfe von Kohle und Erdgas, sowie in kleinem Umfang erneuerbaren Energien Strom, und hatte Ende 2023 insgesamt 2,9 Millionen Privat- und Unternehmenskunden im Stromgeschäft, sowie 2 Millionen Smart-Home-Kunden.
NRG hatte im März 2023 die Firma Vivint Smart Home für 2,8 Milliarden Dollar gekauft. Vivint ist ein Spezialist für Smart Home-Geräte und vertreibt Überwachungskameras, Schlösser, Beleuchtung, Thermostate, usw. Vivint sorgt für einen schönen „Strom“ wiederkehrender Umsätze.
Weil NRG die gesunkenen Rohstoffkosten an die Kunden weitergegeben hat, ist der Umsatz 2023 zwar um 8,6 Prozent auf 28,82 Milliarden Dollar gesunken.
Allerdings ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 76,0 Prozent auf 3,28 Milliarden Dollar nach oben geschossen – das war das zweitbeste Ergebnis der Firmengeschichte –, womit sich die Marge annähernd verdoppelt hat von 5,9 Prozent auf 11,4 Prozent.
Wichtigster Gewinnlieferant war der Geschäftsbereich Texas, also der Heimatmarkt von NRG Energy, der mit einem bereinigten Ebitda von 1,7 Milliarden Dollar etwas mehr als die Hälfte des konzernweiten Ebitda beigesteuert hat. Zudem entfallen 780 Millionen Dollar auf den Bereich „East“, der die Kraftwerke im Osten der USA betreibt. 57 Millionen Dollar stammen zudem aus der Region West (inklusive der Aktivitäten in Kanada).
Drittgrößter Gewinnlieferant ist die Tochter Vivint Smart Home, die ein bereinigtes Ebitda von 753 Millionen Dollar beigetragen hat.
Zur Ergebnisverbesserung hat auch der Abschluss des Synergieprogramms von 300 Millionen Dollar aus dem Kauf von Direct Energy Anfang Januar 2021 beigetragen. Hinzu kamen Einsparungen von 37 Millionen Dollar aus dem bis Ende 2025 laufenden Kostensenkungsprogramm von 250 Millionen Dollar.
Der bereinigte Free Cashflow ist auf 1,93 Milliarden Dollar nach oben geschossen – ein neuer Rekord.
Interimschef Larry Coben hat Aktionäre an dem starken Cashflow teilhaben lassen und ihnen 1,15 Milliarden Dollar über Aktienrückkäufe und 347 Millionen Dollar über Dividenden zukommen lassen. Gleichzeitig hat der Konzern die Schulden um 1,5 Milliarden Dollar abgebaut.
Überzeugender Ausblick
Bei der Zahlenvorlage gab sich Coben mit den Ergebnissen sehr zufrieden und sagte, dass die Suche nach seinem Nachfolger noch bis zu 6 Monate dauern könne.
Zudem betonte Coben, dass das Unternehmen bei dem laufenden Wachstumsprogramm von 300 Millionen Dollar gut vorankomme. Dabei sollen durch die bessere Verzahnung des Energie- mit dem Smart Home-Geschäft Erlöse bzw. Synergien von 300 Millionen Dollar gehoben werden. Davon seien 2023 101 Millionen Dollar realisiert worden. 2024 sollen 99 Millionen Dollar hinzukommen.
Und – wie oben geschrieben – seien 2023 37 Millionen Dollar aus dem laufenden Kostensenkungsprogramm realisiert worden. 2024 sollen 68 Millionen Dollar hinzukommen.
Aufgrund dieser Maßnahmen soll das bereinigte Ebitda im laufenden Jahr 3,3 bis 3,55 Milliarden Dollar erreichen. Die Mitte der Spanne (3,425 Milliarden Dollar) bedeutet einen Anstieg um 4,4 Prozent gegenüber 2023.
Der bereinigte Free Cashflow soll 2024 1,825 bis 2,075 Milliarden Dollar erreichen. Die Mitte der Spanne (1,95 Milliarden Dollar) würde einen neuen Rekord bedeuten.
Zudem betonte der Interimschef, dass er 825 Millionen Dollar für Aktienrückkaufe ausgeben will, während die Dividende um 8 Prozent erhöht werden soll. Außerdem sollen die Schulden um 500 Millionen Dollar abgebaut werden.
Zudem bestätigte Coben die Ankündigung, dass Aktionären innerhalb von vier Jahren insgesamt 5,5 Milliarden Dollar über Aktienrückkäufe und Dividenden zukommen sollen.
Im Jahr 2025 sollen zudem etliche Kennzahlen erreicht werden, die einem Investment Grade-Rating entsprechen. Das bedeutet einen weiteren Schuldenabbau bei gleichzeitig weiterer Steigerung des Ebitda.
Stark von KI profitieren
Insgesamt will der Konzern weiterhin stark von der Elektrifizierung der Wirtschaft, sowie der Konvergenz von Energie und Smart-Home-Technologien profitieren.
Auf der Analystenkonferenz drehten sich etliche Fragen allerdings vor allem um ein Thema: KI.
NRG sei schon jetzt einer der führenden Lieferanten von Strom für Hyperscaler (großen Cloud-Service-Anbietern). Coben gab sich überzeugt, dass KI-Anwendungen die Nachfrage nach Strom in den nächsten Jahren kräftig anheizen würden, womit er knapper würde.
Das würde zu steigenden Preisen führen, während sich Unternehmenskunden im Allgemeinen, also nicht nur die Betreiber von Rechenzentren, verstärkt größeren Anwendern, wie NRG Energy zuwenden würden – denn wenn man sich Sorgen um die ausreichende Versorgung mit Strom mache, wende man sich mehr den größeren und damit stabileren Anbietern zu.
Um die Nachfrage bedienen zu können, denkt NRG über die Ausweitung der Kapazitäten in drei bestehenden Anlagen in Texas nach, womit Kapazitäten von 1,5 Gigawatt (GW) mit auf Basis von Erdgas produziertem Strom hinzukämen. Aktuell liegen die konzernweiten Aktivitäten von NRG bei rund 15 GW. Bis zur möglichen Inbetriebnahme der neuen Kapazitäten nach dem Bau könne es 2 bis 4 Jahre dauern.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 einen Anstieg des bereinigten Ebitda um 3,4 Prozent auf 3,4 Milliarden Dollar. Das liegt in der Nähe der Mitte von Cobens Prognose.
Laut den Schätzungen der Finanzprofis soll zudem der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 2,7 Prozent auf knapp über 2,2 Milliarden Dollar zulegen, womit die Marge allerdings minimal sinken würde auf 7,4 Prozent.
Der Börsenwert liegt bei 14,6 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 10,2 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 24,8 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 7,3-Fachen des von Analysten für 2024 vorhergesagten bereinigten Ebitda, sowie dem 11,2-Fachen des bereinigten Ebit. Ich finde gerade letzteres ist eine durchaus ausreichende Bewertung, zumal wenn man die bereinigte operative Marge von lediglich 7,4 Prozent berücksichtigt.
Und das KGV liegt bei 11,9.
Weil Investoren aber auf eine weitere Verbesserung der Profitabilität, neue Rekordwerte beim Cashflow, kräftige Aktienrückkäufe und allen voran den KI-Hype setzen dürften, dürfte die Rekordfahrt der Aktie meiner Meinung nach dennoch weitergehen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von NRG Energy (A0BLR4) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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