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Nvidia – Investoren finden ein Haar in der Suppe
Der US-Anbieter von Grafikprozessoren hat gute Quartalszahlen vorgelegt. Allerdings hat der Ausblick für Verunsicherung bei Investoren gesorgt.
Mit einem kleinen Kursrückgang reagiert die Nvidia-Aktie auf die Vorlage der Quartalszahlen. Zwar waren sie gut und haben einmal mehr gezeigt, wie sehr der KI-Boom das Geschäft des US-Anbieters von Grafikprozessoren beflügelt. Allerdings hat der Ausblick – im Gegensatz zu den vergangenen zwei Quartalen – diesmal keine Euphorie bei Investoren ausgelöst, sondern vielmehr für Verunsicherung gesorgt.
Weil der KI-Boom so stark das Geschäft anheizt, schauen Investoren bei den Quartalsergebnissen nicht so sehr auf die Veränderung im Vergleich zum Vorjahr, sondern vielmehr zum Vorquartal.
So war der Umsatz von Nvidia im per Oktober beendeten dritten Quartal 2023/24 um 34 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 18,12 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag deutlich über den Schätzungen der Analysten von 16,09 Milliarden Dollar.
Wachstumsmotor war erneut der Bereich Rechenzentren, dessen Geschäft von der starken Nachfrage nach KI-Lösungen profitiert. Dessen Erlös ist um 41 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 14,51 Milliarden Dollar geklettert. Das lag deutlich über den Erwartungen von 12,82 Milliarden Dollar.
Mehrere Faktoren treiben KI-Nachfrage an
Die Nachfrage nach KI-Lösungen wird von mehreren Seiten aus angeheizt. So investieren die Cloud-Serviceprovider, wie Amazon, oder die Alphabet-Tochter Google in die Lösungen ebenso wie Internetfirmen, die sich auf Konsumenten fokussieren. Zudem investieren Softwarefirmen, wie Microsoft, oder jene, die sich auf Unternehmen fokussieren, wie SAP, Adobe, Dropbox und ServiceNow verstärkt in KI-Anwendungen.
Und zuletzt investieren nun auch viele Staaten in KI-Lösungen. All diese Faktoren treiben das Geschäft von Nvidia kräftig an. „Die Ära generativer KI startet durch“, sagte Nvidia-Chef Jensen Huang.
Zudem stieg der Umsatz im Bereich Gaming um 15 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 2,86 Milliarden Dollar, womit die Schätzungen von 2,7 Milliarden Dollar übertroffen worden sind.
Der rasante Umsatzanstieg auf Konzernebene hat die ohnehin hervorragende Profitabilität weiter verbessert. So ist die bereinigte Bruttomarge vom zweiten auf das dritte Quartal des Fiskaljahres von 71,2 Prozent auf sensationelle 75,0 Prozent geklettert.
Zudem schoss der bereinigte operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), um knapp 50 Prozent gegenüber dem Vorquartal auf 11,56 Milliarden Dollar nach oben. Damit hat sich die Marge von 57,6 Prozent auf herbe 63,8 Prozent verbessert.
Ausblick sorgt für Verunsicherung
Für das laufende vierte Quartal 2023/24 hat das Management einen Konzernumsatz von rund 20 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt. Das lag zwar deutlich über dem Konsens von 17,9 Milliarden Dollar, allerdings unter den Flüsterschätzungen, die bis zu 21,6 Milliarden Dollar gingen.
Zudem soll die bereinigte Bruttomarge 74,5 bis 75,5 Prozent erreichen.
Wo war das „Problem“ auf der Umsatzseite? Ursache sind die Exportbeschränkungen der US-Regierung, die im Oktober verschärft worden waren. Damit soll der Export leistungsstarker KI-Produkte nach China verhindert werden. Betroffen sind zudem einige andere Länder, wie Vietnam, sowie welche aus dem Nahen Osten, darunter Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.
Diese Umsätze mit China und anderen betroffenen Ländern, haben laut Finanzchefin Colette Kress in den vergangenen Quartalen jeweils rund 20 bis 25 Prozent der Erlöse im Bereich Rechenzentren beigesteuert.
„Wir erwarten, dass unsere Umsätze mit diesen Destinationen im vierten Quartal erheblich sinken werden, allerdings glauben wir, dass der Rückgang durch starkes Wachstum in anderen Regionen mehr als wettgemacht werden wird“, sagte Kress.
Neue Produkte, um China-Geschäft anzukurbeln
Allerdings betonte Kress, dass das Unternehmen neue Produkte speziell für China entwickle, die nicht unter die Exportbeschränkungen der US-Regierung fallen würden, und damit nach China ausgeführt werden könnten. Allerdings würde das nicht auf das laufende Quartal durchschlagen, sondern erst in späteren Quartalen zum Tragen kommen.
Allerdings besteht natürlich das Risiko, dass die US-Behörden die Exportbeschränkungen nach China weiter verschärft, was das Geschäft von Nvidia noch mehr belasten würde. Das wissen aber auch sämtliche Analysten und Investoren.
Auf der Analystenkonferenz stemmte sich Vorstandschef Jensen Huang allerdings gegen die Sorge, dass der Höhepunkt im Bereich Rechenzentren bald erreicht werden könnte. „Ich bin absolut überzeugt, dass (der Bereich) Rechenzentren im Verlauf von 2025 hindurch wachsen kann“, sagte der Firmenchef.
Selbstverständlich mag er dieser Überzeugung sein, wie es 2025 tatsächlich aussehen wird, kann meiner Meinung nach derzeit aber niemand verlässlich prognostizieren. Es kann durchaus sein, dass Kunden kurzfristig deutlich zu viele Prozessoren für KI-Anwendungen bei Nvidia ordern könnten, woraufhin das Wachstum innerhalb weniger Quartale auslaufen könnte. Dieses Risikos bin ich mir völlig bewusst, allerdings sind viele Investoren weiterhin euphorisch und das ist das Entscheidende.
Wie geht es weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren, dass sich der Umsatz von Nvidia im Fiskaljahr 2023/24 mehr als verdoppelt auf 55,1 Milliarden Dollar. 2024/25 soll es um herbe 47 Prozent auf 81,0 Milliarden Dollar nach oben gehen. Damit würde sich das Wachstum zwar deutlich abkühlen, dennoch wäre es meiner Meinung nach mehr als beeindruckend.
Gleichzeitig schrauben Analysten die Gewinnschätzungen für 2024/25 immer weiter nach oben, aktuell liegen sie bei knapp 16 Dollar je Aktie. Damit liegt das KGV bei 30,9.
Insgesamt bleibe ich bullisch für die Nvidia-Aktie. Zwar lag der Umsatzausblick ausnahmsweise unter den Flüsterschätzungen, allerdings wissen Investoren längst, dass das China-Thema das Geschäft von Nvidia belastet. Diese Nachricht ist absolut nichts Neues.
Vor dem Hintergrund gehe ich davon aus, dass die Rekordfahrt der Aktie weitergehen dürfte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Nvidia (918422) neben Zertifikaten, Mini Futures, Unlimited Turbos und Optionsscheinen auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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