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Old Dominion Freight Line – Brummi fährt mit angezogener Handbremse

Die US-Logistikfirma stemmt sich gegen das schwierige Umfeld. Umso wichtiger wären mögliche weitere Zinssenkungen der Fed.
Das Umfeld für die Logistikbranche in den USA ist so herausfordernd wie schon lange nicht mehr. So stagniert die US-Industrieproduktion seit Frühjahr 2022. Im gleichen Zeitraum ist das per Lkw transportierte Frachtvolumen um rund 3 Prozent gesunken.
Zudem laufen die Geschäfte im Einzelhandel seit Ende 2023 nur schleppend, und schlussendlich haben etliche Logistikfirmen Überkapazitäten, was trotz kräftig gestiegener Löhne starke Preiserhöhungen verhindert.
Eines der Unternehmen, die dem schwierigen Umfeld trotzen, ist Old Dominion Freight Line (OD). Es hat in den vergangenen Jahren seinen Marktanteil deutlich ausgebaut und ist mit einem Anteil von 12 Prozent die zweitgrößte Lkw-Spedition hinter Branchenprimus FedEx Freight.
Starke Marge
Im zweiten Quartal ist der Umsatz von OD um 6,1 Prozent auf 1,5 Milliarden Dollar gestiegen. Damit wurden die Schätzungen der Analysten genau getroffen. Dabei ist das Frachtvolumen um lediglich 1,9 Prozent geklettert, hinzu kamen Preiserhöhungen.
Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um 7,7 Prozent auf 421,7 Millionen Dollar zu, damit hat sich die Marge etwas verbessert, von 27,7 auf 28,1 Prozent.
Zudem legte der Gewinn je Aktie um 11,3 Prozent auf 1,48 Dollar zu, das übertraf etwas die Erwartungen von 1,45 Dollar.
Auf der Analystenkonferenz betonte Vorstandschef Marty Freeman, dass dies das dritte Quartal in Folge gewesen sei, in dem sowohl der Umsatz als auch der Gewinn gestiegen sei, während gleichzeitig Letzterer zum ersten Mal seit einem Jahr prozentual zweistellig zugelegt habe.
Weiter im Investitionsmodus
Allerdings gab Freeman wie üblich keine detaillierte Prognose für das dritte Quartal und das Gesamtjahr ab. Der Vorstandschef sagte jedoch, dass das Unternehmen trotz der Branchenflaute weiter kräftig investieren wolle, um bereit zu sein, wann immer sich das Geschäft beleben sollte.
Die Schwäche in dem Zyklus habe allerdings viel länger gedauert, als er anfangs erwartet hatte. 50 bis 60 Prozent des Umsatzes von OD würden an der schwächelnden US-Industrie hängen.
Demnach sollen sich die Investitionen im Gesamtjahr 2024 auf 750 Millionen Dollar belaufen, davon fließen 350 Millionen in den Kauf von Grundstücken sowie den Bau beziehungsweise Ausbau von Logistikzentren. Zudem sollen 325 Millionen Dollar in Lkw und Anhänger sowie 75 Millionen Dollar in IT und andere Vermögenswerte gesteckt werden.
Die Zahlen zeigen, wie kapitalintensiv das Geschäft ist. Der Firmenlenker sagte, dass er weiterhin 10 bis 15 Prozent des Jahresumsatzes in Investitionen stecken wolle.
Seit Jahresanfang hat die Firma 3 Logistikzentren eröffnet, seit Anfang 2014 sind damit insgesamt 40 hinzugekommen.
Zudem soll mittel- bis langfristig eine operative Marge von 30 Prozent und mehr erwirtschaftet werden.
Dabei räumte der Vorstandschef ein, dass die Firma in den vergangenen Jahren mit erheblicher Inflation zu kämpfen gehabt habe. 65 Prozent der Kosten würden auf Löhne, Gehälter und Zulagen entfallen. Zudem seien die Preise für die Fahrzeuge ebenso kräftig gestiegen wie jene für deren Wartung sowie für Versicherungen.
Auf der Analystenkonferenz sagte Freeman zudem, dass mögliche weitere Zinssenkungen der Fed das Geschäft von OD ankurbeln würden.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten prognostizieren für 2024 einen Umsatzanstieg um 1,8 Prozent auf 5,97 Milliarden Dollar. 2025 soll sich das Wachstum auf 8,4 Prozent beschleunigen, womit 6,47 Milliarden Dollar zu Buche stehen sollen.
Beim Ebit sagen die Finanzprofis für 2024 einen leichten Rückgang auf 1,62 Milliarden Dollar vorher. Hingegen soll es 2025 um 14,6 Prozent auf 1,86 Milliarden Dollar klettern. Damit würde die Marge zuerst deutlich nachgeben auf 27,1 Prozent, um 2025 auf 28,7 Prozent nach oben zu springen.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Die Aktie hat nach dem Einbruch vom April unter großen Schwankungen monatelang seitwärts tendiert, ehe sie in den vergangenen Wochen allmählich gestiegen ist.
Der Börsenwert liegt bei 42,7 Milliarden Dollar. Inklusive des – laut meinen Berechnungen – Netto-Cash-Bestands von 44,6 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 42,65 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 23,0-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist eine sehr hohe Bewertung, wenngleich das Unternehmen eine starke operative Marge hat und sich das Umsatzwachstum 2025 deutlich beschleunigen soll.
Und das 2025er-KGV liegt bei herben 30,9.
Trotz der hohen Bewertung könnte meiner Meinung nach die Aktie in den nächsten Monaten allmählich nach oben tendieren, denn viele Investoren könnten darauf setzen, dass der nächste US-Präsident, sei es Donald Trump oder eine mögliche Präsidentin Kamala Harris, versuchen dürfte, mit zusätzlichen Schulden die US-Konjunktur anzukurbeln.
Gleichzeitig könnte die Fed in den nächsten Monaten und Quartalen die Zinsen kräftig senken, was ebenfalls die Konjunktur beflügeln würde. In dem Szenario würde das Geschäft bei Old Dominion Freight Line brummen, woraufhin die Aktie einen Gang nach oben schalten sollte.
Umso wichtiger wird der Ausgang der Präsidentschaftswahl am 5. November. Zwei Tage später am 7. November folgt die nächste Fed-Sitzung.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Old Dominion Freight Line (923655) Mini Futures und Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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