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Old Dominion Freight Line – Schwaches Branchenumfeld bremst das Geschäft
Der US-Logistikkonzern hat offen eingeräumt, dass er deutlichen Gegenwind von der US-Konjunktur zu spüren bekommt. Dennoch investiert Vorstandschef Marty Freeman weiterhin kräftig.
Mit dem Auslaufen der Corona-Pandemie hat sich die Nachfrage vieler Amerikaner von Gütern in Richtung Dienstleistungen verschoben, wie zum Beispiel Freizeit und Reisen. Das belastet viele Unternehmen wie Old Dominion Freight Line, die von der Entwicklung der Güternachfrage abhängen.
Old Dominion ist ein US-Logistikunternehmen, das sich auf Lkw-Transportdienstleistungen spezialisiert hat. „Old Dominion Freight Line wurde im Jahr 1934 gegründet, als das Ehepaar Earl Congdon und Lillian Congdon einen LKW-Verkehr mit einem einzigen Lastwagen aufnahmen, der zwischen Richmond und Norfolk (Virginia) verkehrte. Der Name bezieht sich auf einen gebräuchlichen Spitznamen für das Commonwealth of Virginia, das „Old Dominion““, schreibt Wikipedia.
Nach zahlreichen Übernahmen in den vergangenen Jahrzehnten ist der Konzern längst in den gesamten Vereinigten Staaten aktiv.
Im dritten Quartal 2023 ist der Umsatz des Konzerns um 5,5 Prozent auf 1,52 Milliarden Dollar gesunken. Vorstandschef Marty Freeman führte das auf die „anhaltende Schwäche der heimischen Wirtschaft“ zurück. Hingegen profitierte die Firma davon, dass der Konkurrent Yellow Ende Juli Insolvenz angemeldet hat, woraufhin Old Dominion Marktanteile gewinnen konnte.
Dennoch war das Frachtvolumen von Old Dominion im dritten Quartal um 8,4 Prozent gesunken. Das konnte durch Preiserhöhungen von rund 3 Prozent nicht wettgemacht werden.
Zudem bekam der Konzern die deutlich gestiegenen Löhne, sowie die kräftig gestiegenen Abschreibungen aufgrund der Investitionen in den Ausbau des Geschäfts zu spüren.
Die Folge: das sogenannte „Operating Ratio“ ist von 69,1 auf 70,6 Prozent gestiegen. Dabei werden die operativen Kosten ins Verhältnis zum Umsatz gesetzt. Als Unternehmen oder dessen Investor wünscht man sich aber ein sinkendes „Operating Ratio.“
Im Umkehrschluss ist der operative Gewinn gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 10,3 Prozent auf 445,0 Millionen Dollar gesunken, womit die Marge von 30,9 auf 29,4 Prozent zurückgegangen ist.
Knappe Prognose
Zum Ausblick auf das Gesamtjahr gab es fast keine Details, nur dass der Konzern mit Investitionen von 720 Millionen Dollar plant. Davon sollen 260 Millionen Dollar in Immobilien und den Ausbau der Logistikzentren gesteckt werden, 385 Millionen Dollar fließen in Lkws und Anhänger, sowie 75 Millionen Dollar in IT und andere Vermögenswerte. Im Jahr 2022 waren die Investitionen noch bei 775,1 Millionen Dollar gelegen.
Freeman will in den Ausbau des Geschäfts investieren, um über ausreichend Kapazitäten zu verfügen, wenn sich die Konjunktur erholen sollte.
Trotz des schwierigen Branchenumfelds hat der Konzern Mitte November 2023 eine durchschnittliche Preiserhöhung um 4,9 Prozent angekündigt, die am 4. Dezember in Kraft getreten ist. Mit dem Geld will das Unternehmen die steigenden Kosten, gerade für Löhne decken, sowie weiter investieren.
Diese Maßnahme beflügelt zwangsläufig den Umsatz. Die Gefahr, dass Kunden aufgrund der deutlichen Preiserhöhung zu Wettbewerbern wechseln, ist relativ gering. Schließlich haben etliche Konkurrenten ähnliche Maßnahmen angekündigt, müssen doch die Unternehmen auf den Arbeitskräftemangel in der Branche mit deutlichen Lohnerhöhungen reagieren.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Entgegen Freeman erwarte ich weiterhin keine Erholung der US-Konjunktur. Vielmehr habe ich die Sorge, dass aufgrund der hohen Zinsen eine Rezession heraufziehen dürfte. Meiner Meinung nach kann sie nur dann verhindert werden, falls die Fed in den nächsten Monaten die Zinsen drastisch senken sollte und damit die Zinsen für Kredite an Verbraucher und Unternehmen stark sinken.
Analysten prognostizieren für 2024 für Old Dominion einen Umsatzanstieg um 10,8 Prozent gegenüber dem erwarteten 2023er-Wert auf 6,5 Milliarden Dollar.
Das Ebit soll sogar um 16,8 Prozent auf etwas mehr als 1,9 Milliarden Dollar nach oben schießen, womit sich die Marge von 27,9 auf 29,6 Prozent verbessern würde.
Der Börsenwert liegt bei 42,4 Milliarden Dollar. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von 126,6 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei knapp 42,3 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 22,1-Fachen des für 2024 erwarteten Ebit. Das halte ich für eine enorm hohe Bewertung, zumal für ein derartig zyklisches Unternehmen. Wie sehr dessen Geschäft im Umfeld einer US-Rezession unter Druck kommen sollte, will ich mir lieber nicht ausmalen.
Und das 2024er-KGV liegt bei herben 29,2. Das erinnert mich mehr an eine US-Technologieaktie als an das Papier eines Logistikkonzerns.
Meiner Meinung nach könnte die Aktie von Old Dominion in einem anhaltend guten Börsenumfeld dennoch kurzfristig seitwärts tendieren. Falls viele US-Konjunkturdaten in den nächsten Wochen und Monaten aber deutlich schlechter werden sollten, wovon ich derzeit ausgehe, sollte das Papier meiner Meinung nach aber deutlich nach unten drehen.
Nun warte ich gespannt auf den 31. Januar, wenn der Konzern die 2023er-Geschäftszahlen vorlegen wird.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Old Dominion Freight Line (923655) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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