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O’Reilly Automotive – Autoreparatur ist viel billiger als Neuwagenkauf zu hohen Zinsen
Der US-Anbieter von Autoersatzteilen erfreut sich florierender Geschäfte. Der scheidende Vorstandschef Greg Johnson hat daher die Jahresprognose erhöht.
Von einem Rekordhoch zum nächsten „fährt“ die Aktie von O’Reilly Automotive. Investoren honorieren, dass das Geschäft eines der größten US-Anbieter von Ersatzteilen für Autos brummt und das gerade in einem schwachen Konjunkturumfeld so bleiben dürfte.
Der Konzern hat im dritten Quartal den Umsatz um 11 Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar gesteigert. Bereinigt um die Eröffnung neuer Läden ist der vergleichbare Erlös um 8,7 Prozent geklettert.
Zudem legte der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 12 Prozent auf 897 Millionen Dollar zu, womit die Marge leicht gestiegen ist von 21,2 auf 21,3 Prozent.
Das Unternehmen hat im dritten Quartal in den USA 36 neue Läden eröffnet, womit die Zahl auf insgesamt 6.063 gestiegen ist. In Mexiko kamen 4 auf 48 hinzu. Seit Jahresanfang hat der Konzern damit in den USA und Mexiko insgesamt 140 neue Filialen eröffnet, im Gesamtjahr soll sich der Wert auf 180 bis 190 summieren, für 2024 sind weitere 190 bis 200 geplant.
Prognose erhöht
Bei seiner letzten Analystenkonferenz gab sich Vorstandschef Greg Johnson, der am 31. Januar 2024 sein Amt an den langjährigen O’Reilly-Veteranen Brad Beckham übergeben wird, sehr zufrieden.
Aufgrund des starken Geschäftsverlaufs seit Jahresanfang und dem guten Start in das vierte Quartal hat Johnson die Prognose für das Wachstum des vergleichbaren Umsatzes für das Gesamtjahr von 5,0 bis 7,0 Prozent auf 7,0 bis 8,0 Prozent angehoben. Daher soll der Konzernerlös nun 15,7 bis 15,8 Milliarden Dollar erreichen, statt der zuvor geplanten 15,4 bis 15,7 Milliarden Dollar.
Dem Unternehmen kommt zugute, dass das durchschnittliche Alter von Pkws und leichten Trucks in den USA im vergangenen Jahr auf den Rekord von 12,2 Jahren gestiegen ist. Und je älter die Fahrzeuge sind, umso mehr Reparaturen sind zwangsläufig nötig, was das Geschäft von O’Reilly Automotive ankurbelt.
Für zusätzlichen Rückenwind sorgen die rasant gestiegenen Zinsen für Autokredite, was für viele Amerikaner den Kauf eines Neuwagens unerschwinglich macht. „Wir glauben, dass unsere Kunden… den Erhalt ihrer vorhandenen Fahrzeuge priorisieren, um das Bezahlen eines teureren Neufahrzeugs zu verhindern“, sagte der designierte Vorstandschef Brad Beckham auf der Analystenkonferenz.
Zur Erinnerung: Der durchschnittliche Zins für einen Autokredit mit einer Laufzeit von 72 Monaten ist auf 8,1 Prozent nach oben geschossen. Das ist eine enorme Verteuerung gegenüber dem Mehr-Jahres-Tief vom Februar 2022 bei 4,5 Prozent.
Zudem soll die operative Marge im Gesamtjahr 2023 weiterhin stattliche 19,8 bis 20,3 Prozent erreichen. Das kann sich mehr als sehen lassen.
Außerdem schraubte der Firmenlenker den Ausblick für den Gewinn je Aktie auf 37,80 bis 38,30 Dollar nach oben, statt der zuvor avisierten 37,05 bis 37,55 Dollar.
Mit neuen großen Logistikzentren das Wachstum ankurbeln
Die obigen Zahlen belegen, dass es sich auszahlt, kräftig Geld gerade in neue Logistikzentren zu investieren, um die Verfügbarkeit der Produkte für Werkstätten und Privatkunden, sprich Bastler, zu erhöhen und so das Wachstum anzukurbeln.
Derzeit arbeitet das Team an der Vorbereitung des Umzugs aus einem alten in ein neues Logistikzentrum in Atlanta, US-Bundesstatt Georgia das Ende 2024 fertiggestellt werden soll und anschließend 100 Filialen in der Umgebung beliefern soll.
Außerdem wird der Bau eines neuen Logistikzentrums in Stafford, US-Bundesstaat Virginia zügig vorangetrieben. Es soll Mitte 2025 den Betrieb aufnehmen und 350 Läden in der Hauptstadt der USA Washington DC, sowie den Bundesstaaten Maryland und Virginia beliefern.
Das Management von O’Reilly will einen Teil des sprudelnden Gewinns verwenden, und hat die Investitionsprognose für 2023 auf 900 bis 950 Millionen Dollar aufgestockt, statt der zuvor geplanten 750 bis 800 Millionen Dollar. Daher blieb der Ausblick für den Free Cashflow mit 1,9 bis 2,2 Milliarden Dollar unverändert.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren, dass der Umsatz von O’Reilly Automotive im laufenden Jahr um 9,8 Prozent auf knapp über 15,8 Milliarden Dollar steigen soll. 2024 soll es um 5,9 Prozent auf 16,76 Milliarden Dollar nach oben gehen.
Dabei wird ein Sprung beim Ebit für 2023 auf 3,2 Milliarden Dollar erwartet und für 2024 auf 3,4 Milliarden Dollar.
Nach der Rekordfahrt der Aktie liegt der Börsenwert bei 58,3 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 5,0 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei herben 63,3 Milliarden Dollar. Das ist das 18,6-Fache des erwarteten Ebit für 2024 und zeigt, dass in der Aktie enormes Wachstum eingepreist ist.
Und das 2024er-KGV liegt bei herben 23,1.
Dennoch sollte der Höhenflug der Aktie meiner Meinung nach weitergehen. In einem Umfeld hoher Zinsen und einer US-Konjunktur, die sich meiner Meinung nach in den nächsten Monaten stark abkühlen und wahrscheinlich in eine Rezession abrutschen dürfte, sollten viele hochverschuldete Amerikaner sich den Kauf eines Neuwagens und dessen Finanzierung zu hohen Zinsen zweimal überlegen und stattdessen lieber ihr altes Auto weiterfahren.
Damit würde das prächtige Umfeld für O’Reilly Automotive noch besser werden als es ohnehin schon ist, weshalb das Papier auf Rekordfahrt bleiben dürfte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von O'Reilly Automotive (A1H5JY) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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