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Owens Corning – Anhebung des Margenziels lässt Investoren aufhorchen

15.04.2024 · von Egmond Haidt

Der US-Anbieter von Baumaterialien hat hervorragende 2023er-Zahlen vorgelegt. Vorstandschef Brian Chambers hat 2 wichtige Maßnahmen angekündigt.

Aktionäre von Owens Corning warten gespannt auf den 24. April, dann wird der US-Konzern die Ergebnisse für das erste Quartal präsentieren. Vorstandschef Brian Chambers hat einen leichten Umsatzrückgang vorhergesagt (dazu gleich mehr). Dennoch war die Aktie zuletzt auf Rekordfahrt, ehe das Papier etwas nachgegeben hat.

Die Firma hat im vergangenen Jahr dem schwierigen Umfeld gut getrotzt, nachdem die kräftig gestiegenen Zinsen in Kombination mit den sehr hohen Immobilienpreisen die Bautätigkeit in den USA und vielen anderen Ländern deutlich gedämpft haben.

Wie das Unternehmen in seinem Bericht zum vierten Quartal 2023 schreibt, ist es von den Neubaubeginnen, der Reparatur und Umbauten von Häusern, dem Bau von Gewerbeimmobilien, sowie der weltweiten Industrieproduktion abhängig.

Überzeugende Zahlen für das vierte Quartal…

Im vierten Quartal ist der Umsatz um 0,8 Prozent auf 2,3 Milliarden Dollar gestiegen. Das lag leicht über den Schätzungen der Analysten von 2,25 Milliarden Dollar.

Aufgrund von Kostensenkungen ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 17,7 Prozent auf 392 Millionen Dollar geklettert, damit hat sich die Marge stark verbessert von 14,6 auf 17,0 Prozent.

Das Geschäft ist in 3 Bereiche aufgeteilt: „Roofing“, „Insulation“ und „Composites.“

„Roofing“ vertreibt Dachschindeln für Wohnhäuser, sowie Dachkomponenten für den Wohn- und Gewerbebau. Der Bereich hat im vierten Quartal deutlich vom milden Wetter profitiert und den Umsatz um 16 Prozent auf 928 Millionen Dollar gesteigert. Zudem steuerte das Segment mehr als 60 Prozent des operativen Gewinns des Konzerns bei.

Der Bereich „Insulation“ stellt Wärme- und Schalldämmmatten, lose Dämmstoffe, Sprühschaumisolierungen sowie Schaumstoffummantelungen her und verbuchte aufgrund der schwachen Nachfrage auf dem Heimatmarkt Nordamerika ebenso wie im Rest der Welt einen leichten Erlösrückgang auf 931 Millionen Dollar. Zudem entfielen auf ihn rund ein Drittel des operativen Gewinns des Unternehmens.

„Composites“ produziert Materiallösungen, vor allem Glasfaserverstärkungsmaterialien, und meldete einen Umsatzeinbruch auf 514 Millionen Dollar.

Hingegen schoss der bereinigte Gewinn je Aktie um 29 Prozent auf 3,21 Dollar nach oben. Das lag weit über den Erwartungen von 2,86 Dollar.

… und das Gesamtjahr

Die Ergebnisse für das Gesamtjahr können sich ebenfalls mehr als sehen lassen.

Zwar sank der Umsatz leicht auf 9,68 Milliarden Dollar. Allerdings verzeichnete der Bereich „Roofing“ dank der stärkeren Sturmaktivitäten und Preiserhöhungen ein Erlösplus von 10 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar.

Auf Konzernebene legte das bereinigte Ebit um 2 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar zu, wobei sich die Marge von 18,1 auf 18,7 Prozent verbessert hat.

Zudem hat das Unternehmen einen Cashflow aus dem operativen Geschäft von 1,7 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Abzüglich der Investitionen stand ein Free Cashflow von 1,2 Milliarden Dollar zu Buche.

An den starken Ergebnissen hat das Management die Anteilseigner partizipieren lassen und über Aktienrückkäufe und Dividenden 812 Millionen Dollar an die Anteilseigner zurückgegeben. Dabei entfielen 624 Millionen Dollar auf Aktienrückkäufe.

Margenprognose angehoben

Bei der Zahlenvorlage um 14. Februar zeigte sich Chambers mit den Ergebnissen sehr zufrieden. Beim Ausblick stellte er für das erste Quartal 2024 zwar einen leichten Umsatzrückgang gegenüber dem Vorjahr in Aussicht, was allerdings hauptsächlich am Verkauf einer kleinen Sparte liegt.

Zudem soll eine Marge im mittleren Bereich zischen 10 und 20 Prozent erwirtschaftet werden. Im ersten Quartal 2023 war die bereinigte Ebit-Marge bei 15 Prozent gelegen.

Zudem hat der Firmenlenker die langfristige Ebit-Marge für den „Roofing“-Bereich von rund 20 Prozent auf den mittleren 20-Prozent-Bereich angehoben. Das klang wie Musik in den Ohren der Investoren, dabei war die Marge im Gesamtjahr 2023 bereits von 23 auf 29 Prozent nach oben geschnellt und zeigt damit eine hervorragende Profitabilität. Wegen des guten Geschäftsumfelds soll die Marge kurzfristig das langfristige Ziel übertreffen.

2 wichtige Maßnahmen

Chambers verwies zudem auf 2 Maßnahmen, die der Konzern wenige Tage zuvor am 9. Februar angekündigt hatte. Einerseits kauft Owens Corning für 3,9 Milliarden Dollar die US-Firma Masonite International, die Innen- und Außentüren, sowie Türsysteme herstellt.

Damit soll der Jahresumsatz von Owens Corning auf 12,6 Milliarden Dollar gesteigert werden, zudem sollen Synergien von rund 125 Millionen Dollar generiert werden. Die Transaktion soll Mitte 2024 abgeschlossen werden.

Andererseits prüft das Unternehmen strategische Optionen für die Sparte Glasverstärkungen des Bereichs „Composites.“ Sie erzielte einen Jahresumsatz von rund 1,3 Milliarden Dollar, also mehr als die Hälfte des Erlöses des Bereichs von 2,3 Milliarden Dollar.

Ob Owens Corning die Sparte schlussendlich abspaltet, oder sie verkauft, wollte Chambers auf der Analystenkonferenz noch nicht sagen. Bis zu einem möglichen Abschluss des Vorhabens könne es allerdings ein paar Quartale dauern.

Beide Maßnahmen zeigen, dass der Vorstandschef die ohnehin starke Profitabilität des Unternehmens weiter deutlich verbessern will.

Wie geht’s weiter mit der Aktie?

Analysten prognostizieren für 2024 einen Umsatzrückgang um 0,5 Prozent auf 9,63 Milliarden Dollar.

Das Ebit soll um 5,4 Prozent gegenüber dem bereinigten Vorjahreswert auf 1,7 Milliarden Dollar sinken. Damit würde die Marge zwar auf 17,7 Prozent zurückgehen, wäre damit aber immer noch auf einem starken Niveau.

Der Börsenwert liegt bei 14,4 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 1,4 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 15,8 Milliarden Dollar.

Das entspricht dem 9,3-Fachen des von Analysten für 2024 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist keine zu hohe Bewertung, zumal wenn man die gute Marge berücksichtigt.

Und das 2024er-KGV liegt bei 11,8.

Wie oben geschrieben hat die Aktie zuletzt etwas nachgegeben, was meiner Meinung nach an den kräftig gestiegenen US-Zinsen lag. Damit steigen wiederum die Zinsen für Hypothekenkredite, was die Geschäftsaussichten für Owens Corning etwas eintrübt.

Allerdings dürften Investoren meiner Meinung nach schon bald wieder drauf setzen, dass Chambers mit seinen Maßnahmen die Profitabilität – entgegen der Prognose der Analysten – verbessern kann. Sollte sich zudem die Lage bei den US-Zinsen beruhigen, sie sich also stabilisieren, oder womöglich sogar allmählich nach unten drehen, sollte die Rekordfahrt der Aktie weitergehen.

Umso wichtiger wird erst einmal die Zahlenvorlage am 24. April. Um nicht auf dem falschen Fuß erwischt zu werden, können konservative Anleger bis nach der Präsentation der Ergebnisse abwarten.

BNP Paribas bietet auf die Aktie von Owens Corning (A0LCN9) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.

Egmond Haidt

Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.

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