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Perrigo – Mit deutlichen Kostensenkungen den Patienten stabilisiert

09.07.2025 · von Egmond Haidt

Der US-Hersteller rezeptfreier Arzneimittel hat mit deutlichem Gegenwind zu kämpfen. Umso erleichterter waren Investoren nach der Vorlage der Quartalszahlen.

Das Umfeld für den Pharma- und Gesundheitssektor in den USA ist herausfordernd: Weil viele Amerikaner jahrelang unter der hohen Inflation und den hohen Zinsen gelitten haben, haben Verbraucher teilweise an den Ausgaben für ihre Gesundheit gespart, beispielsweise an Tabletten.

Zusätzlich kam dann die Verunsicherung der Konsumenten wegen der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump hinzu, wenngleich sich die Stimmung der Verbraucher zuletzt deutlich verbessert hat. Das alles bekam unter anderem auch Perrigo zu spüren.

Was das Unternehmen macht, erklärt die Homepage der Deutschland-Tochter: „Perrigo Deutschland vermarktet rezeptfreie Arzneimittel, sogenannte OTC-Produkte (Over The Counter) sowie frei verkäufliche Gesundheits- und Körperpflegeprodukte.“

Das US-Unternehmen, das unter anderem für seine Marke „Abtei“ bekannt ist, bietet ein breites Sortiment an Produkten in verschiedenen Kategorien an, darunter Gesundheit und Vitamine, Husten, Erkältung und Allergien, Mundpflege, Rauchentwöhnung, Körperpflege und medizinische Hautpflege.

Im ersten Quartal ist der Umsatz von Perrigo um 3,5 Prozent auf 1,04 Milliarden Dollar gesunken. Das lag deutlich unter den Schätzungen der Analysten von 1,08 Milliarden Dollar. Bereinigt um Währungseffekte und den Verkauf von Geschäftsteilen ist der Erlös organisch um 0,4 Prozent zurückgegangen.

Dabei war der Umsatz in der Region Americas um 3,6 Prozent auf 621 Millionen Dollar gesunken und machte damit 60 Prozent der Konzernerlöse aus. Organisch lag der Rückgang ebenfalls bei 3,6 Prozent. Dabei konnte die stark gestiegene Nachfrage nach Säuglingsnahrung den Rückgang in etlichen anderen Bereichen nicht annähernd kompensieren.

Im Ausland ist der Erlös zwar um 3,6 Prozent auf 423 Millionen Dollar zurückgegangen, organisch stand allerdings ein Zuwachs um 4,5 Prozent zu Buche – eine erfreuliche Entwicklung.

Aufgrund deutlicher Kostensenkungen ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) auf Konzernebene um 57,6 Prozent auf 147 Millionen Dollar nach oben geschossen, damit hat sich die Marge von 8,6 Prozent auf 14,0 Prozent stark verbessert.

Zudem hat sich der bereinigte Gewinn je Aktie auf 0,60 Dollar verdoppelt. Das lag deutlich über den Erwartungen von 0,55 Dollar.

Prognose angepasst

Bei der Zahlenvorlage am 7. Mai zeigte sich Vorstandschef Patrick Lockwood-Taylor auf der Analystenkonferenz mit den Ergebnissen zufrieden. Allerdings räumte er ein, dass Trumps Zollpolitik auf die Stimmung der Verbraucher durchgeschlagen habe, was das Geschäft von Perrigo nicht nur auf der Kostenseite beeinträchtige.

Zwar ist Perrigo mit 11 Werken in den USA einer der größten US-Hersteller von OTC-Produkten, allerdings erwartete der Vorstandschef aufgrund der damals bestehenden Lage bei Strafzöllen auf die Einfuhr von Wirkstoffen, gerade aus China, zusätzliche Kosten von 30 bis 40 Millionen Dollar für das vierte Quartal 2025, aufs Jahr hochgerechnet seien es 145 bis 155 Millionen Dollar.

Das wolle der Konzern allerdings durch Preiserhöhungen, die Verlagerung von Produktion in die USA sowie andere Maßnahmen bei der Lieferkette größtenteils wettmachen.

Zudem senkte Lockwood-Taylor die Umsatzprognose für das Gesamtjahr. Demnach soll der Erlös um lediglich 0 bis 3 Prozent steigen, statt der zuvor geplanten 1 bis 3 Prozent. Dabei soll das organische Wachstum 1,5 bis 4,5 Prozent statt der zuvor avisierten 2,5 bis 4,5 Prozent erreichen.

Hingegen bestätigte er den restlichen Teil des Ausblicks. Demnach soll weiterhin eine bereinigte operative Marge von rund 15 Prozent erwirtschaftet werden, nach 13,9 Prozent für 2024.

Zudem soll der bereinigte Gewinn je Aktie um 13 bis 21 Prozent auf 2,90 bis 3,10 Dollar zulegen.

Um die Ziele zu erreichen, will der Firmenlenker weiterhin kräftig auf die Kostenbremse treten. Dabei soll das laufende Kostensenkungsprogramm bis Ende 2026 annualisierte Kostensenkungen von 140 bis 170 Millionen Dollar bringen. Davon sollen wiederum 40 bis 60 Millionen Dollar in das Geschäft reinvestiert werden. Allerdings verursacht der Konzernumbau bis Ende 2026 Belastungen von 140 bis 160 Millionen Dollar, unter anderem für Abfindungen.

So sehen die Schätzungen aus

Nach der Zahlenvorlage haben Analysten ihre Umsatzschätzungen für 2025 und 2026 jeweils leicht gesenkt, hingegen die Ebit-Erwartungen jeweils etwas nach oben geschraubt.

Demnach sagen die Finanzprofis für 2025 einen Umsatzanstieg um 1,2 Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar vorher. 2026 soll der Erlös um 2,2 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar klettern.

Dabei soll das bereinigte Ebit 2025 um 12 Prozent auf 679,4 Millionen Dollar zulegen, gefolgt von einem Plus von 5 Prozent auf 711 Millionen Dollar für 2026. Damit würde sich die Marge zuerst von 13,9 auf 15,4 Prozent deutlich verbessern, um 2026 15,7 Prozent zu erreichen.

Wie geht’s weiter mit der Aktie

Nach der jahrelangen Talfahrt hat die Aktie nach der Vorlage der Quartalszahlen am 7. Mai deutlich nach oben gedreht. Offenbar setzen Investoren darauf, dass das Management mit kräftigen Kostensenkungen die Profitabilität deutlich verbessern wird.

Damit liegt der Börsenwert bei 3,7 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von herben 3,2 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 6,9 Milliarden Dollar.

Das entspricht dem 9,7-Fachen des von Analysten für 2026 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist eigentlich eine ausreichende Bewertung für ein Unternehmen, das in den vergangenen Jahren mit stark schwankenden Umsätzen zu kämpfen hatte. Wenigstens ist das bereinigte Ebit in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, was Investoren allerdings nicht überzeugt hatte.

Schließlich sollen die Zahlen für 2025 (Umsatz 4,4 Milliarden Dollar, bereinigtes Ebit 679,4 Millionen Dollar) deutlich unter den Werten des Vor-Corona-Jahrs 2019 liegen. Damals war bei einem Erlös von 4,8 Milliarden Dollar ein bereinigtes Ebit von 899,3 Millionen Dollar erwirtschaftet worden. Von diesen Niveaus ist Perrigo derzeit aber noch meilenweit entfernt.

Meiner Meinung nach könnte sich die Aktie dennoch kurzfristig weiter erholen, schließlich hat sich die Stimmung nach den Quartalszahlen deutlich verbessert. Sollte Trump zudem weiterhin mit Strafzöllen von 200 Prozent auf Pharmaprodukte aus dem Ausland drohen, würde sich das Umfeld für Perrigo weiter verbessern.

Für zusätzlichen Rückenwind bei dem Unternehmen sorgt das billionenschwere Steuersenkungsprogramm von Trump, wodurch viele Amerikaner ab 2026 deutlich mehr Geld in der Tasche haben werden und entsprechend mehr Geld für ihre Gesundheit ausgeben können.

Die nächsten wichtigen Kursimpulse dürften die Halbjahreszahlen liefern, die Perrigo üblicherweise Anfang August veröffentlicht. Die Firma hat hierfür bislang noch keinen Termin bekannt gegeben.

BNP Paribas bietet auf die Aktie von Perrigo (A1XAEY) Mini Futures, Unlimited Turbos und weitere Produkte an.

Egmond Haidt

Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.

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