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Pinterest – Wenig inspirierende Prognose lässt Hoffnung der Investoren schwinden

Die Online-Pinnwand für Grafiken und Fotografien hatte zwischenzeitlich das Umsatzwachstum deutlich beschleunigt. Umso mehr schürt der Ausblick Sorgen.
Mit einem Kurseinbruch von 14 Prozent hat die Aktie von Pinterest auf die Vorlage der Quartalszahlen am 7. November reagiert. Zwar waren sie etwas besser als erwartet, umso enttäuschter waren Investoren allerdings vom Ausblick. Pinterest ist eine Kombination aus den englischen Wörtern „pin“ (anheften) und „interest“ (Interesse).
„Pinterest ist eine visuelle Suchmaschine, mit der du Ideen wie Rezepte oder Einrichtungs- und Stylinginspiration findest. Bei den Milliarden von Pins auf Pinterest findest du immer inspirierende Ideen. Wenn dir Pins gefallen, merk sie dir auf Pinnwänden, damit du deine Ideen sortieren und leicht wiederfinden kannst. Und auch du kannst Pins erstellen und deine Ideen mit anderen Nutzern auf Pinterest teilen“, schreibt die Deutschland-Tochter von Pinterest auf ihrer Homepage.
Im dritten Quartal ist der Umsatz um 18 Prozent auf 898,4 Millionen Dollar gestiegen. Das lag leicht über den Schätzungen der Analysten von 896,7 Millionen Dollar.
Dabei sind die Erlöse in der Region USA und Kanada um 16 Prozent auf 719 Millionen Dollar gestiegen und machen damit 80 Prozent der Konzernerlöse aus. Das zeigt, wie stark das Unternehmen vom Heimatmarkt abhängig ist. Zudem entfielen 137 Millionen Dollar auf Europa sowie 42 Millionen Dollar auf den Rest der Welt.
Die Zahl der monatlich aktiven User (Monthly Active Users, kurz MAUs) ist konzernweit um 11 Prozent auf 537 Millionen geklettert, womit die Schätzungen von 532,6 Millionen übertroffen worden sind.
Dabei schoss der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 31 Prozent auf 242,1 Millionen Dollar nach oben. Damit hat sich die Marge deutlich verbessert, von 24 auf 27 Prozent.
Der bereinigte Gewinn je Aktie sprang um 43 Prozent auf 0,40 Dollar nach oben. Das lag weit über den Erwartungen von 0,34 Dollar.
Kooperationen mit Amazon und Google
Auf der Analystenkonferenz gab sich Vorstandschef Bill Ready sehr zufrieden und sagte, das sich das Geschäft in Richtung der Mittelfristziele entwickele, die Ready auf einem Investorentag am 19. September 2023 vorgestellt hatte. Damals lag das Umsatzwachstum im zweiten Quartal 2023 bei lediglich 6 Prozent.
Die Mittelfristziele sehen ein Umsatzwachstum im „mittleren bis hohen Zehner-Prozent-Bereich“ auf Sicht der nächsten 3 bis 5 Jahre vor. Zudem soll nach 3 bis 5 Jahren eine bereinigte Ebitda-Marge im „unteren 30er-Prozent-Bereich“ erwirtschaftet werden.
Um die Ziele zu erreichen, konzentriert sich das Unternehmen verstärkt darauf, die Inhalte „kauffähig“ zu machen, also so zu gestalten, dass User bei Interesse an Produkten möglichst schnell und einfach einkaufen können.
Dazu ist die Firma im August eine Kooperation mit Amazon eingegangen, damit die Pinterest-Kunden direkt über die Homepage des weltgrößten Internethändlers einkaufen können. Die Partnerschaft mit Amazon ist inzwischen auf Kanada und Mexiko ausgeweitet worden.
Zudem ist Pinterest eine Partnerschaft mit der Alphabet-Tochter Google eingegangen, die gemäß der Suche der Pinterest-User Werbung schaltet und sie so zum Kaufen animieren soll. Die Zusammenarbeit erfolgt außerhalb des Heimatmarkts USA, Kanada und Mexiko.
Verhaltener Ausblick
Allerdings räumte Ready auf der Analystenkonferenz ein, dass die Nachfrage von Werbetreibenden aus der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie im dritten Quartal wegen des schwierigen Branchenumfelds geschwächelt habe und dass dies auch im vierten Quartal so bleiben werde.
Der Firmenlenker hat daher für das Weihnachtsquartal einen Umsatz von lediglich 1,125 bis 1,145 Milliarden Dollar in Aussicht gestellt, was ein Wachstum von 15 bis 17 Prozent bedeuten würde. Die Mitte der Spanne (1,135 Milliarden Dollar) lag allerdings leicht unter den Erwartungen von 1,143 Milliarden Dollar.
Die Erlösprognose hat damit bei Investoren die Sorge geschürt, dass sich das Wachstum weiter abschwächen und damit zusehends dem unteren Rand der Mittelfristziele nähern könnte. Schließlich würde ein Plus von 15 bis 17 Prozent bedeuten, dass sich das Wachstum das dritte Quartal in Folge abschwächen würde, nachdem es im ersten Quartal 2023 noch auf 23 Prozent nach oben geschnellt war, um im zweiten dann auf 21 Prozent zurückzugehen, gefolgt von 18 Prozent für das dritte.
Um Investoren dennoch bei der Stange zu halten, hat Pinterest nun ein neues, mehrjähriges Aktienrückkaufprogramm von 2 Milliarden Dollar angekündigt. Hingegen wurde das alte Programm, aus dem noch 500 Millionen Dollar übrig waren, beendet.
So sehen die Schätzungen aus
Analysten prognostizieren für 2024 ein Umsatzwachstum von 19 Prozent auf 3,6 Milliarden Dollar. 2025 soll es um 15,7 Prozent auf 4,2 Milliarden Dollar nach oben gehen.
Dabei soll das bereinigte Ebitda 2024 um 42,6 Prozent auf 975 Millionen Dollar nach oben schießen, gefolgt von einem Sprung um 25,4 Prozent auf 1,22 Milliarden Dollar für 2025.
Zudem soll 2024 ein bereinigter Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 165 Millionen Dollar zu Buche stehen, nach einem Verlust von 125,7 Millionen Dollar für 2023. 2025 soll das bereinigte Ebit um mehr als 140 Prozent auf 398,4 Millionen Dollar nach oben schießen. Damit würde sich die Marge jeweils drastisch verbessern, zuerst auf 4,5 Prozent für 2024, um 2025 sogar auf 9,5 Prozent nach oben zu schnellen.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Nach dem Kurseinbruch nach der Zahlenvorlage hat sich die Aktie anfänglich etwas erholt, ehe sie wieder nach unten gedreht hat, womit sie am 52-Wochen-Tief notiert.
Der Börsenwert liegt bei 19,1 Milliarden Dollar. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von 2,4 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 16,7 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 42,1-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagt Ebit. Ich finde, das ist eine geradezu astronomische Bewertung. Und das für ein Unternehmen, dessen Umsatzwachstum sich 2025 deutlich abschwächen soll. Allerdings kann sich die wie erwartet starke Margenverbesserung mehr als sehen lassen.
Zwar hatte meiner Meinung nach die Hoffnung auf eine wirtschaftsfreundliche Politik des designierten US-Präsidenten Donald Trump die Pinterest-Aktie im Zuge der Rekordfahrt beim S&P 500 kurz nach oben gezogen ...
... doch dass das Papier der Online-Pinnwand anschließend wieder schnell nach unten gedreht hat, ist meiner Meinung nach ein schlechtes Zeichen. Bei einer derart astronomischen Bewertung kann man weder bei den Zahlen noch beim Ausblick die Investoren auch nur im Geringsten enttäuschen, ansonsten rauscht das Papier nach unten, wie man es gesehen hat.
Ich gehe daher davon aus, dass die Talfahrt der Pinterest-Aktie erst einmal weitergehen wird. Vielen Investoren bleibt kaum etwas anderes übrig als zu hoffen, dass es Trump tatsächlich gelingt, die US-Wirtschaft und damit auch das Geschäft von Pinterest anzukurbeln. Nur in diesem Szenario könnte die extrem hoch bewertete Aktie allmählich nach oben drehen. Danach sieht es derzeit aber nicht aus.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Pinterest (A2PGMG) Mini Futures, Unlimited Turbos, klassische Optionsscheine und Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Der Autor dieses Beitrags, Egmond Haidt, arbeitete nach seiner Bankausbildung und dem BWL-Studium ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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