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Quest Diagnostics – Gedämpfte Gewinnperspektiven halten Aktie auf Talfahrt
Der US-Anbieter von diagnostischen Tests bekommt den Kollaps des Corona-Geschäfts zu spüren. Vorstandschef Jim Davis konnte Investoren mit der Prognose nicht überzeugen.
Quest Diagnostics hat mit deutlichem Gegenwind zu kämpfen. Das spiegeln die Ergebnisse für das abgelaufene Quartal wider – und nach einer schnellen Besserung bei der Profitabilität sieht es meiner Meinung nach leider nicht aus.
Der Konzern ist ein Anbieter von diagnostischen Tests, die von Ärzten für die Erkennung, Diagnose, Auswertung und Überwachung von Krankheiten in Anspruch genommen werden. Zu den Kernkompetenzen gehören Standardverfahren für die Auswertung von Herz-, Nieren-, Leber- und Schilddrüsenfunktion, usw..
Zudem führt das Unternehmen auch aufwendigere Testverfahren, wie Gentests durch. Die Serviceleistungen werden in einem Netzwerk von hauseigenen Laboren durchgeführt.
Im vierten Quartal ist der Umsatz von Quest Diagnostics um 1,9 Prozent auf 2,29 Milliarden Dollar gesunken. Zwar war der Erlös im herkömmlichen „Basisgeschäft“, also außerhalb des Covid-19-Geschäfts, um 4,7 Prozent auf 2,25 Milliarden Dollar gestiegen.
Allerdings war der Umsatz mit Covid-19-Tests um knapp 80 Prozent auf nurmehr 37 Millionen Dollar kollabiert.
Noch ein paar andere Daten zur Geschäftsentwicklung auf Konzerneben: Zwar war die Zahl der Tests (inklusive Covid19) leicht gestiegen. Allerdings war der Umsatz pro Test um 3,5 Prozent gesunken.
Zudem war die Zahl der Tests im „Basisgeschäft“ um 5,2 Prozent geklettert, während der Erlös pro Test um 0,2 Prozent zugelegt hat.
Aufgrund von Kostensenkungen ist allerdings der bereinigte operative Gewinn, gemessen am Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit), auf Konzernebene leicht gestiegen auf 338 Millionen Dollar, womit sich die Marge von 14,2 auf 14,8 Prozent verbessert.
Allerdings ist die bereinigte operative Marge für das Gesamtjahr von 17,6 auf 15,8 Prozent gesunken und lag damit klar unter der Prognose von Vorstandschef Jim Davis von knapp 16,5 Prozent. Davon zeigte sich ein Analyst auf der Konferenz nach der Zahlenvorlage wenig begeistert - und der Kursrutsch nach der Zahlenvorlage am 1. Februar deutet darauf hin, dass es vielen Investoren ähnlich erging.
Finanzchef Sam Samad führte die überraschend schwache Marge auf mehrere Faktoren zurück, unter anderem habe der Konzern mehr für die Gesundheitskosten der eigenen Mitarbeiter zahlen müssen.
Weiterer Einbruch bei Covid19-Umsätzen steht bevor
Neben der Margenentwicklung für das vierte Quartal und damit das Gesamtjahr 2023 war auch die Prognose für das Jahr 2024 wenig berauschend. Zwar soll der Umsatz 9,35 bis 9,45 Milliarden Dollar erreichen. Die Mitte der Spanne (9,40 Milliarden Dollar) lag damit minimal über den Schätzungen der Analysten von 9,38 Milliarden Dollar.
Allerdings bedeutet der Ausblick einen Anstieg um lediglich 1,1 bis 2,1 Prozent gegenüber dem 2023er-Wert von 9,25 Milliarden Dollar. Letzterer war um 6,4 Prozent gegenüber 2022 gesunken.
Auf der Analystenkonferenz betonte Davis daher wiederholt, dass der 2024er-Ausblick eine Rückkehr zum Erlöswachstum bedeute.
Allerdings wird der Konzern keine detaillierten Angaben zu den Umsätzen im „Basisgeschäft“ und zu jenen mit Covid19-Tests mehr machen, sprich nur als Summe ausweisen. Zudem warnte Davis, dass die Covid19-Erlöse im Gesamtjahr um mindestens 175 Millionen Dollar sinken würden, nachdem sie bereits 2023 um rund 85 Prozent auf 223 Millionen Dollar implodiert waren.
Die größten Belastungen würden dabei im ersten Quartal 2024 anfallen, habe Quest doch im ersten Quartal 2023 noch Umsätze von 119 Millionen Dollar mit Covid19-Tests gemacht.
Der erneute Einbruch bei Covid19-Tests soll im Gesamtjahr 2024 mit einem deutlichen Anstieg beim Absatz und damit beim Umsatz mit Tests aus dem „Basisgeschäft“ mehr als wettgemacht werden. Das soll dazu beitragen, die Marge auf Konzernebene zu verbessern – und das, obwohl die Kosten für den Betrieb der Labore um 3 bis 4 Prozent steigen sollen.
Enttäuschend Gewinnprognose
Allerdings soll der bereinigte Gewinn je Aktie im Gesamtjahr 2024 lediglich 8,60 bis 8,90 Dollar erreichen. Die Mitte der Spanne (8,75 Dollar) lag klar unter den Erwartungen von 8,96 Dollar. Dabei war diese Kennzahl 2023 um 12,5 Prozent auf 8,71 Dollar eingebrochen.
Die Präsentation zur Vorlage zeigt klar, was im laufenden Jahr für Druck auf den bereinigten Gewinn je Aktie sorgen soll: Zwar soll jener im Basisgeschäft kräftig steigen. Allerdings soll jener mit Covid-Test einbrechen.
Hinzu kommen die Ergebnisbelastungen aus der Übernahme von Haystack Oncology für 300 Millionen Dollar, die Quest im Juni 2023 abgeschlossen hatte. Und schlussendlich schlagen die deutlich gestiegenen Zinszahlungen durch, nachdem Quest im November 2023 für 750 Millionen Dollar Anleihen platziert hatte.
Summa summarum soll damit für 2024 eben ein bereinigter Gewinn je Aktie von lediglich 8,60 bis 8,90 Dollar zu Buche stehen.
Zudem will der Konzern verstärkt Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen, um die Produktivität zu verbessern. Eine dieser Lösungen war bereits 2023 im Labor in Clifton (US-Bundesstaat New Jersey) eingeführt worden, um die dortigen Arbeitsabläufe zu optimieren. Die Lösung soll auch in anderen Laboren eingeführt werden.
Vor dem Hintergrund der trüben Gewinnperspektiven für 2024 betonten Davis und Finanzchef Samad auf der Analystenkonferenz wiederholt die langfristigen Ziele, was Investoren aber offensichtlich nicht besonders interessiert hat. Demnach soll der Umsatz im Schnitt im mittleren einstelligen Prozentbereich pro Jahr zulegen und der bereinigte Gewinn je Aktie im oberen einstelligen Prozentbereich.
Wie geht’s weiter bei der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 einen Umsatzanstieg um 1,5 Prozent auf knapp 9,4 Milliarden Dollar.
Zudem soll das bereinigte Ebit um 4,7 Prozent auf 1,53 Milliarden Dollar zulegen, womit sich die Marge leicht verbessern würde von 15,8 auf 16,2 Prozent.
Der Börsenwert liegt bei 13,9 Milliarden Dollar. Inklusive der Nettoschulden von 4,2 Milliarden Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 18,1 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 11,9-Fachen des erwarteten bereinigten Ebit für 2024. Meiner Meinung nach ist das eine zu hohe Bewertung für ein Unternehmen, das in diesem Jahr nur ein sehr bescheidenes Umsatzplus erreichen soll – wenn alles so glatt geht, wie Davis und Samad in Aussicht gestellt haben.
Da hilft meiner Meinung nach auch die hohe bereinigte operative Marge nicht viel.
Und das 2024er-KGV liegt bei 14,0.
Vielmehr gehe ich davon aus, dass vor dem Hintergrund der trüben Gewinnaussichten die Talfahrt der Aktie erst einmal weitergehen wird.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Quest Diagnostics (904533) neben Mini Futures und Unlimited Turbos auch Faktor Optionsscheine an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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