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Saab – Geopolitische Spannungen treiben das Geschäft an
Der schwedische Flugzeug- und Rüstungskonzern hat starke Neun-Monats-Zahlen vorgelegt. Vorstandschef Micael Johansson hat die Prognose für das Gesamtjahr angehoben.
Wir leben in kriegerischen Zeiten, und eine schnelle Besserung ist leider nicht in Sicht. Sei es der Krieg in der Ukraine, in Israel, oder die Konflikte in Afrika – viele Länder reagieren auf dieses Umfeld und erhöhen ihre Rüstungsausgaben deutlich.
Das kommt dem schwedischen Konzern Saab zugute. „Die geopolitischen Spannungen beeinflussen unsere Industrie und treiben die stärksten Investitionen in die Rüstung seit 30 Jahren an, besonders in Europa“, sagte Micael Johansson, Vorstandschef von Saab bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen.
Der Flugzeug- und Rüstungskonzern Saab ist derzeit in 5 Geschäftsbereiche aufgeteilt – Aeronautics, Dynamics, Surveillance, Kockums und Combitech – die Lösungen für den Kampf zu Wasser, zu Lande und in der Luft anbieten, wie Kampfflugzeuge, Flugabwehr- und Panzerabwehrwaffen, Unterwassersysteme, wie Torpedos, Lenkwaffensysteme, Tarn- und Simulationssysteme.
Im dritten Quartal ist der Umsatz um 32 Prozent auf 11,5 Milliarden schwedische Kronen (1,03 Milliarden Euro) gestiegen. Dabei lag das organische Wachstum bei 31 Prozent.
Zudem ist der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 51 Prozent nach oben geschossen auf 859 Millionen Euro. Damit hat sich die Marge von 6,5 auf 7,5 Prozent verbessert.
Außerdem hat sich der Auftragseingang beinahe verdoppelt auf 15,0 Milliarden Kronen, während der Orderbestand zum Quartalsende mit 138,5 Milliarden Kronen um 24 Prozent über dem Vorjahresniveau lag.
Prognose angehoben
Wegen der guten Geschäftsentwicklung hat Johansson die Prognose für das organische Umsatzwachstum für das Gesamtjahr auf 19 bis 23 Prozent angehoben, statt der zuvor geplanten 16 bis 20 Prozent. Zum bekräftigte der Vorstandschef, dass das Wachstum beim Ebit größer sein soll als beim Erlös, womit die operative Marge weiter verbessert würde.
Außerdem will Johansson im Gesamtjahr weiterhin einen positiven Cashflow aus dem operativen Geschäft erwirtschaften. Nach 9 Monaten stand ein Minus von 534 Millionen Euro zu Buche, also ein Cash-Abfluss, was am Timing von Kundenanzahlungen und höheren Investitionen gelegen war.
Der Firmenlenker stärkt das Geschäft zudem durch Zukäufe. So hat Saab Mitte September eine Kooperation mit dem deutschen Verteidigungsunternehmen Helsing abgeschlossen, das sich auf KI-basierte Softwaretechnologie spezialisiert. Dabei werden Helsings KI-Fähigkeiten mit der breiten Produktpalette von Saab kombiniert. Zudem hat der Konzern für 75 Millionen Euro einen Fünf-Prozent-Anteil an Helsing erworben.
Bereits Ende August hatte Saab die Übernahme der kleinen britischen Firma BlueBear Systems bekanntgegeben. Die Briten produzieren mit KI ausgestattete autonome Schwarmsysteme für Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen.
Überzeugende mittelfristige Ziele
Bei der Vorlage der Neun-Monats-Zahlen hat Johansson zudem die Mittelfristprognose des Unternehmens bestätigt, die Mitte Februar bekanntgegeben worden war und damit die bisherige Langfristprognose ersetzt. Schließlich würden viele Länder angesichts der Bedrohungslage ihre Rüstungsausgaben nicht nur kurzfristig, sondern auch auf mittlere Sicht weiter deutlich aufstocken.
Demnach will Saab zwischen 2023 und 2027 ein organisches Umsatzwachstum von durchschnittlich rund 10 Prozent pro Jahr erreichen. Außerdem soll das Wachstum beim Ebit größer sein als beim Erlös.
Zudem soll in den nächsten 5 Jahren mindestens 70 Prozent des Ebit als operativer Cashflow hängenbleiben.
Mit einem geplanten organischen Erlöswachstum von 19 bis 23 Prozent für 2023 ist Saab hervorragend in Richtung der Mittelfristziele gestartet.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 ein Umsatzwachstum (also nicht ein organischen Umsatzwachstum) um 11 Prozent gegenüber dem erwarteten 2023er-Wert auf mehr als 56,8 Milliarden Kronen.
Dabei soll das Ebit um knapp 20 Prozent auf 5,2 Milliarden Kronen nach oben schießen, was einer Verbesserung der Marge von 8,5 auf 9,2 Prozent entspricht.
Der Börsenwert von Saab liegt bei 84,8 Milliarden Kronen. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von 1,4 Milliarden Kronen liegt der Enterprise Value (EV) bei 83,4 Milliarden Kronen.
Das entspricht dem 16,0-Fachen des für 2024 erwarteten Ebit und ist damit wie ich finde eine sehr hohe Bewertung.
Und das KGV liegt bei 22,0.
Die hohe Bewertung spielt für viele Investoren aber absolut keine Rolle. Sie setzen vielmehr darauf, dass das Geschäft von Saab in den nächsten Jahren weiter kräftig wachsen dürfte. Daher dürfte die Rekordfahrt der Aktie weitergehen, obwohl sie sich seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs fast verdreifacht hat.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Saab (914879) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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