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Schott Pharma – Teilhabe am Boom bei Abnehmspritzen treibt Aktie auf Rekordhochs
Der Mainzer Hersteller von Spritzen und Ampullen erfreut sich guter Geschäfte. Vorstandschef Andreas Reisse investiert massiv in den Ausbau der Kapazitäten.
Wenige Monate nach dem Börsengang vom September 2023 hat Schott Pharma Investoren mit etlichen guten Nachrichten begeistert, wie den Geschäftsergebnissen, oder zum Ausbau der Kapazitäten. Nach dem Aufstieg in den SDAX im Dezember ist der Höhenflug der Aktie der Tochter des Spezialglasherstellers Schott weitergegangen, womit sie in der Nähe des Rekordhochs notiert. Die Schott AG hält 77 Prozent der Anteile an Schott Pharma.
„Gesundheit ist entscheidend“, schreibt Schott Pharma auf der Homepage. „Das Portfolio umfasst Aufbewahrungs- und Verabreichungssysteme für Medikamente, etwa vorfüllbare Spritzen aus Glas und Polymer, Karpulen, Fläschchen und Ampullen.“ Die Firma liefert dabei jährlich 13 Milliarden Lösungen an die Pharmaindustrie und will weiter vom Boom mit injizierbaren Medikamenten profitieren.
Etliche Wachstumstreiber
Wachstumstreiber sind vor allem 2 Megatrends: die während der Corona-Pandemie bekanntgewordenen mRNA-Wirkstoffe, sowie die sogenannten GLP-1-Medikamente (Glucagon-like Peptide 1) zur Gewichtsreduktion (sprich Novo Nordisk und Eli Lilly). Zudem entwickeln Unternehmen mRNA-Wirkstoffe gegen Grippe, der Atemwegserkrankung RSV, oder zur Bekämpfung von Krebs. Erste kommerzielle Produkte gegen Krebs könnten ab 2025 oder 2026 auf den Markt kommen.
Großes Potenzial sieht Vorstandschef Andreas Reisse auch im Bereich der subkutanen Verabreichung von Medikamenten, also der Injektion des Medikaments unter die Haut. Patienten könnten sich diese Medikamente zuhause selbst spritzen und damit den Trend zu sogenannten Homecare-Lösungen vorantreiben.
Zudem zeichne sich ein Trend ab, demnach Pharmazeutika zunehmend personalisiert oder auf kleinere Patientengruppen zugeschnitten würden. Das kurbele die Nachfrage nach gewaschenen und sterilisierten Fläschchen von Schott Pharma an.
Um das Wachstum weiter voranzutreiben, investiert Reisse kräftig in den Ausbau der Kapazitäten. So investiert Schott in neue Kapazitäten für vorfüllbare Glasspritzen in Ungarn. Durch das neue Werk für Glasspritzen in Ungarn wird die weltweite Kapazität fast verdoppelt. Laut Reisse ist es das Ziel, im Sommer mit der dortigen Produktion zu starten.
Zudem werden die Produktionskapazitäten für sterile Karpulen in der Schweiz, sowie für sterile Fläschchen in den USA planmäßig ausgebaut.
Gute Zahlen
Im per Dezember beendeten ersten Quartal des Fiskaljahres 2023/24 ist der Umsatz um 3 Prozent auf 232 Millionen Euro gestiegen. Währungsbereinigt stand ein Plus von 8 Prozent zu Buche und Vorstandschef Reisse und sein Team schauen vor allem auf die währungsbereinigten Zahlen.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 15 Prozent auf 73 Millionen Euro zu. Damit hat sich die Marge von 28,1 auf 31,3 Prozent verbessert. Bereinigt um Währungseffekte ist die Marge allerdings leicht gesunken auf 27,9 Prozent.
„Wir haben erfolgreich an die Wachstumsdynamik des letzten Jahres angeknüpft und hatten einen erfolgreichen Start ins Geschäftsjahr (2023/)2024“, sagte Finanzchefin Almuth Steinkühler „Insgesamt sind wir auf einem guten Weg, unsere Prognose für das Geschäftsjahr zu erreichen.“
Das Geschäft ist ein 2 Bereiche eingeteilt: Einerseits in „Drug Delivery Systems“ (DDS) und andererseits in „Drug Containment Solutions“ (DCS).
DDS sind Spritzensysteme, die zur Lagerung und zur Injektion von Medikamenten verwendet werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen Einwegspritzen können in diesen Glas- oder Polymerspritzen Medikamente über Monate oder Jahre hinweg sicher gelagert werden.
Der Bereich profitierte von der starken Nachfrage nach vorfüllbaren Spritzen und hat den Umsatz um 25 Prozent (währungsbereinigte ebenfalls 25 Prozent) auf 103 Millionen Euro gesteigert. Der Sparte kommen insgesamt die Megatrends GLP-1 und mRNA zugute.
Damit ist der Erlösrückgang um 10 Prozent (währungsbereinigt minus 3 Prozent) auf 129 Millionen Euro im Bereich DCS, der den Lagerabbau der Kunden bei Fläschchen nach der Corona-Pandemie zu spüren bekam, mehr als wettgemacht worden. DCS sind Produkte, wie Ampullen, Fläschchen und Karpulen, in denen Medikamente aufbewahrt werden. In dem Bereich ist Schott Pharma die weltweite Nummer 1.
Das Unternehmen hat zudem die Investitionen um 8 Millionen Euro auf 28 Millionen erhöht. Dennoch ist der Free Cashflow um 30 Millionen Euro auf 37 Millionen Euro gestiegen.
Prognose bestätigt
Bei der Zahlenvorlage am 29. Februar hat Vorstandschef Reisse den Ausblick für das Gesamtjahr bestätigt. Demnach soll jeweils auf währungsbereinigter Basis ein organisches Umsatzwachstum von 9 bis 11 Prozent, sowie eine Ebitda-Marge „in etwa auf dem Vorjahresniveau“ erreicht werden. 2022/23 lag sie bei 26,6 Prozent.
Für das laufende Fiskaljahr sind zudem Investitionen von 200 bis 300 Millionen Euro geplant, nach 176 Millionen Euro für 2022/23. Das waren fast 20 Prozent der Konzernerlöse und zeigt, welch enorme Investitionen das Unternehmen stemmt – und das alles aus dem starken Cashflow finanziert.
Auf mittlere Sicht sieht Reisse ein Erlöswachstum von durchschnittlich mehr als 10 Prozent pro Jahr. Dabei soll eine Ebitda-Marge im unteren 30-Prozent-Bereich erwirtschaftet werden.
Mitte März hat das Unternehmen dann angekündigt, 371 Millionen Dollar (340 Millionen Euro) in den Bau eines Werks für vorfüllbare Glas- und Polymerpritzen in Wilson im US-Bundesstaat North Carolina zu investieren. Der Spatenstich ist für Ende 2024 geplant, 2027 soll der Betrieb aufgenommen werden. Schott produziert bereits seit mehr als 2 Jahrzehnten im Werk in Lebanon im US-Bundesstaat Pennsylvania Fläschchen.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für das Fiskaljahr 2023/24 einen Umsatzanstieg um 9,3 Prozent auf 982 Millionen Euro.
Dabei soll das Ebitda um 11 Prozent auf 265,2 Millionen Euro zulegen, womit sich die Marge leicht verbessern würde auf 27,0 Prozent.
Beim Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) sagen die Finanzprofis allerdings einen Anstieg um lediglich 3,5 Prozent auf knapp 200 Millionen Euro vorher, womit die Marge etwas zurückgehen würde auf 20,3 Prozent. Das wäre allerdings immer noch beachtlich.
Der Börsenwert liegt bei 6,1 Milliarden Euro. Inklusive der Nettoschulden von rund 120 Millionen Euro liegt der Enterprise Value (EV) bei 6,2 Milliarden Euro.
Das entspricht dem 23,4-Fachen des von Analysten für 2024 vorhergesagten Ebitda, sowie dem 31,1-Fachen des Ebit. Ich finde, das ist eine sehr hohe Bewertung, selbst wenn man die erwartete operative Marge von 20,3 Prozent berücksichtigt.
Da meiner Meinung nach der Hype um die Abnehmspritzen von Novo Nordisk und Eli Lilly allerdings weitergehen sollte, dürfte die Rekordfahrt der Aktien von Schott Pharma trotz der hohen Bewertung weitergehen.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Schott Pharma (A3ENQ5) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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