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Shutterstock – Übernahme beschleunigt Wachstum in Richtung der 2027er-Ziele
Der US-Fotohändler hat nach einem guten Jahresauftakt und einem Zukauf die Prognose angehoben. Dennoch ist die Aktie unterwegs in Richtung der Mehr-Jahres-Tiefs.
Die Aktie von Shutterstock war eine der Hype-Aktien während der Pandemie. Inzwischen sind die damaligen raketenartigen Gewinne aber längst vergessen, vielmehr hat die graue Realität das Unternehmen eingeholt, weshalb das Papier wieder auf das Niveau vom Frühjahr 2020 nach unten gerauscht ist.
Der US-Konzern ist ein Anbieter von Stockfotografien, die im Gegensatz zur Auftragsfotografie auf Vorrat produziert werden, Vektorgrafiken und Illustrationen. Die Inhalte werden vor allem von Unternehmen verwendet. Zum Ende des 1. Quartals besaß die Firma 832 Millionen Bilder, sowie 56 Millionen Videoclips.
Mit welchem Gegenwind Shutterstock zuletzt zu kämpfen hatte, zeigen die am 2. Mai veröffentlichten Ergebnisse klar.
Im 1. Quartal ist der Umsatz leicht gesunken auf 214,3 Millionen Dollar. Das lag allerdings leicht über den Schätzungen der Analysten von 208,5 Millionen Dollar.
In den vergangenen Quartalen ist die Zahl der Abonnenten immer weiter zurückgegangen und lag zum Quartalsende bei nurmehr 499.000. Ende September 2022 waren es noch 607.000, seitdem geht es aber immer weiter abwärts.
Dabei waren die Einnahmen aus dem Verkauf von Inhalten – sprich Fotos, Videos, Grafiken und Illustrationen – im 1. Quartal 2024 um 10 Prozent auf 173,8 Millionen Dollar gesunken, weil die Akquise neuer Kunden schwach war.
Hingegen sind die Erlöse aus dem Bereich „Data, Distribution & Services“ um 90 Prozent auf 40,5 Prozent nach oben geschossen. Er verkauft Metadaten für Maschinenlernen und KI, ermöglicht Usern GIFs zu produzieren, und produziert Inhalte in hauseigenen Studios.
Aufgrund der kräftig gestiegenen Kosten, nicht zuletzt für Werbung, ist der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 20 Prozent auf 56,0 Millionen Dollar eingebrochen, damit hat sich die Marge deutlich verschlechtert von 32,4 auf 26,1 Prozent.
Der bereinigte Gewinn je Aktie sank um 12,4 Prozent auf 1,13 Dollar.
Prognose angehoben
Bei der Zahlenvorlage zeigte sich Vorstandschef Paul Hennessy dennoch zufrieden mit den Ergebnissen und kündigte zugleich die Übernahme der australischen Firma Envato für 245 Millionen US-Dollar an, die das Wachstum deutlich ankurbeln und es damit erleichtern soll, die 2027er-Ziele zu erreichen (siehe unten). Der Deal soll im 3. Quartal 2024 abgeschlossen werden.
Daher schraubte Hennessy die Umsatzprognose fürs Gesamtjahr auf 923 bis 936 Millionen Dollar nach oben, was einen Anstieg um 5,5 bis 7 Prozent gegenüber 2023 bedeutet. Zuvor hatte der Vorstandschef Erlöse von 875 Millionen Dollar in Aussicht gestellt, die damit auf dem 2023er-Niveau stagniert hätten. Dabei soll das Inhalte-Geschäft im 2. Halbjahr 2024 organisch (also ohne Envato) auf den Wachstumskurs zurückkehren.
Zudem erhöhte der Vorstandschef die Prognose für das bereinigte Ebitda für das Gesamtjahr auf 245 bis 248 Millionen Dollar an, statt der zuvor avisierten 241 Millionen Dollar, was ebenfalls eine Stagnation gegenüber 2023 bedeutet hätte.
Und die Schätzung für den bereinigten Gewinn je Aktie ging auf 4,18 bis 4,32 Dollar nach oben, von den zuvor avisierten 4,15 bis 4,30 Dollar.
Durch den Envato-Zukauf kommen 650.000 neue Abonnenten hinzu, wodurch sich die Anzahl bei Shutterstock mehr als verdoppelt auf 1,15 Millionen.
Außerdem wird Shutterstocks Bibliothek um 10 Millionen Fotos, 6 Millionen Videos, 1 Million Audio-Clips, usw. aufgestockt.
Damit wird das Geschäft gerade außerhalb des Foto-Segments, also mit Videos, Audios und Grafiken stark angekurbelt, nachdem die Einnahmen des Foto-Segments in den vergangenen Jahren deutlich gesunken waren und sich 2023 im Inhalte-Bereich auf nur noch 480 Millionen Dollar belaufen haben. Das war das gleiche Niveau wie 2019. Mit der Transaktion trägt Shutterstock Rechnung, dass sich die Nachfrage der Kunden weg von Fotos hin zu anderen Inhalten verschiebt.
Durch den Envato-Deal setzt Shutterstock zudem auf Kundengruppen, deren Nachfrage deutlich stärker wächst, wie Freelancer, sowie kleine und mittlere Unternehmen.
Ehrgeizige Langfristziele
Die Ziele des Konzerns sehen einen Umsatzanstieg um durchschnittlich 10 Prozent pro Jahr auf 1,2 Milliarden Dollar für 2027 vor, nachdem sich das Wachstum in den vergangenen Jahren merklich abgeschwächt hatte und 2023 bei nurmehr 5,6 Prozent lag.
Zudem soll 2027 ein bereinigtes Ebitda von 350 Millionen Dollar erwirtschaftet werden, was einer Marge von 29,2 Prozent entspricht, gegenüber 27,5 Prozent für 2023.
Der Envato-Zukauf soll den Weg zu den 2027er-Zielen beschleunigen. Dabei soll die neue Tochter 20 Prozent zu den jährlichen Konzernerlösen, sowie 15 Prozent zum jährlichen Ebitda beisteuern.
Das deutet allerdings darauf hin, dass die Ebitda-Marge von Envato deutlich niedriger sein dürfte als die aktuelle von Shutterstock, was künftig die Marge auf Konzernebene belasten dürfte. Das dürfte nicht gerade für Begeisterung bei Investoren sorgen.
Wie geht’s weiter mit der Aktie?
Analysten prognostizieren für 2024 einen Umsatzanstieg um 5,2 Prozent auf 920,4 Millionen Dollar, was damit etwas unter dem unteren Ende von Hennessys Prognose liegt und damit die Skepsis der Finanzprofis klar zeigt. 2025 soll sich das Wachstum hingegen kräftig beschleunigen auf 16,4 Prozent, womit ein Erlös von 1,07 Milliarden Dollar zu Buche stehen soll.
Das bereinigte Ebitda soll 2024 leicht zulegen auf 245,9 Millionen Dollar und 2025 auf 286,4 Millionen Dollar nach oben schießen, womit die Marge allerdings bei 26,7 Prozent stagnieren würde.
Laut den Analysten soll zudem der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) 2024 auf knapp 90 Millionen Dollar nach oben schießen, gefolgt von rund 120 Millionen Dollar für 2025. Damit würde sich die operative Marge stark verbessern von 9,7 auf 11,2 Prozent.
Der Börsenwert liegt bei 1,3 Milliarden Dollar. Inklusive des Netto-Cash-Bestands von 70,5 Millionen Dollar liegt der Enterprise Value (EV) bei 1,23 Milliarden Dollar.
Das entspricht dem 10,2-Fachen des von Analysten für 2025 vorhergesagten Ebit. Ich finde, das ist eine völlig ausreichende Bewertung, zumal das Umsatzwachstum erst einmal schwach bleiben dürfte. Zudem könnten sich Investoren Sorgen machen, dass die Ebitda-Marge von Shutterstock durch den Envato-Deal erst einmal belastet werden könnte.
Vor dem Hintergrund gehe ich davon aus, dass die Talfahrt der Shutterstock-Aktie in Richtung der Mehr-Jahres-Tiefs erst einmal weitergehen dürfte.
BNP Paribas bietet auf die Aktie von Shutterstock (A1J51N) neben Mini Futures auch Unlimited Turbos an.
Egmond Haidt
Nach der Bankausbildung und dem BWL-Studium arbeitete er ab 2000 als Redakteur bei BÖRSE ONLINE. Seit Juli 2013 ist der Finanzjournalist als Freiberufler tätig. Jeden Dienstag ab 18 Uhr analysiert er die neuesten Entwicklungen am Finanzmarkt in der Sendung Euer Egmond.
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